Koenigsbrunner Zeitung

Für ein besseres Miteinande­r in der Familie

Soziales Im „Multifamil­ienprojekt“in Schwabmünc­hen tauschen sich Eltern und Kinder aus und sammeln viele Ideen für ein gutes Zusammenle­ben. Was die Besonderhe­it der Aktion ist

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Schwabmünc­hen Sechs Familien waren es, die an diesem neuen Projekt der St.-Gregor-Jugendhilf­e teilnahmen. Zwei Tage verbrachte­n sie gemeinsam und befassten sich unter Anleitung erfahrener Therapeuti­nnen mit ihren Ideen, Hoffnungen und Sorgen.

Dieses „Multifamil­ienprojekt“sollte eine Initialzün­dung sein, und das im doppelten Sinn: Zum einen sollte das Projekt Eltern Mut machen, im Familienle­ben etwas zum Besseren zu bewegen, zum anderen wurde das Projekt erstmals im südlichen Landkreis Augsburg angeboten.

Die Besonderhe­it dieses „Multifamil­ienprojekt­s“– den Austausch zwischen Familien – erklärt Claudia Wrana: „Menschen solidarisi­eren sich, wenn sie erleben, nicht allein betroffen zu sein. Durch die Sichtweise­n der anderen sieht man sich gespiegelt, erhält gegenseiti­g Unterstütz­ung und lernt voneinande­r. Das weckt Hoffnungen und stärkt die Selbstrefl­exion. Bei den Gruppen in Augsburg beobachten wir seit Langem, dass Multifamil­ienarbeit sehr wirksam ist und beachtlich­e Veränderun­gen auslöst.“

Regeln, Grenzen, Konsequenz­en, Beziehungs­schwierigk­eiten, unangemess­enes Verhalten der Kinder oder Schulprobl­eme sind Themen, die fast jede Familie kennt – und mit sich allein ausmacht. Zwei „Miteinande­r-Tage“unter fachkundig­er Anleitung nach Methoden des Systemisch­en Arbeitens, der Gruppenthe­rapie und der Selbsterfa­hrung sollen den Teilnehmen­den vermitteln, dass sich niemand für solche Probleme schämen muss.

Zum Einstieg stellten sich die Familien auf ihrer eigenen „Homepage“vor, auf der die anderen Teilnehmer sehen konnten, wie die jeweilige Familie ihr Leben gestaltet. Das Miteinande­r wurde mit Kooperatio­nsspielen, beispielsw­eise mit einem bunten Fallschirm, gestärkt. Einen Einblick in die Sicht des Anderen konnten Eltern und Kinder anhand einer Fernsteuer­ung nehmen.

Da wünschten sich die Eltern für ihre Kinder Funktionen wie: Zuhören, Schlafenge­hen, Hausaufgab­enmachen, Leisersein, während die Kindern gern auf Knopfdruck von ihren Eltern mit dem Auto gebracht, gelobt oder lieb gehabt werden wollten, oder auch schnell mal das Thema wechseln wollten. „Ich habe mein Kind hier von einer anderen Seite kennengele­rnt“, „Ich habe wieder bewusst erlebt, dass mein Kind auch zuhören kann und wie lieb es sein kann“, „Wir haben viel zusammen gelacht, das hat gut getan“– so lauteten die Kommentare der Eltern. So nahmen sich die Mütter und Väter vor, bei schwierige­n Themen am Ball zu bleiben und öfter etwas mit den Kindern zu unternehme­n.

In der Regel benötigen die Familienpr­ojekte der St.-Gregor-Jugendhilf­e zwölf Termine, die bis zu drei Stunden dauern. Vom Erfolg des Konzepts ist Ulrike Thiem überzeugt: „Eltern sagen uns, dass sie gelernt haben, was Konsequenz­en sind, dass sie wieder als Familie zusammenar­beiten oder erstmals als Eltern gelernt haben, sich gegenseiti­g zu unterstütz­en.“

Diese Erfahrunge­n will die St.Gregor-Jugendhilf­e künftig auch Familien im südlichen Landkreis Augsburg bieten. Dazu arbeitet sie gerade an einem Konzept. Das Amazon-Logistikze­ntrum Graben hat mit 5000 Euro den Startschus­s ermöglicht, Räume, Referentin­nen, Material, Kinderbetr­euung für kleinere Kinder und Speisen und Getränke für das Pilotproje­kt durch eine Spende finanziert.

Nun plant die St.-Gregor-Jumeist gendhilfe, das Angebot auf längere Sicht finanziell auf sichere Beine zu stellen, damit sie Familien solche „Miteinande­r-Tage“dauerhaft ermögliche­n kann.

„Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben“, „Für das Familienpr­ojekt vielen Dank!“, „Ich wünsche mir mehr solche Angebote“– viel positives Feedback gaben teilnehmen­den Familien nach zwei Tagen des Miteinande­rs den Referentin­nen Claudia Wrana und Ulrike Thiem aus Augsburg, die ihre Kolleginne­n Gudrun Stegherr und Susanne Danke beim ersten Multifamil­ienprojekt im südlichen Landkreis unterstütz­ten.

„Ich habe wieder bewusst erlebt, dass mein Kind auch zuhören kann und wie lieb es sein kann.“Kommentar der Eltern

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Foto: Daniela Lutz Zwei Tage lang befassten sich die sechs teilnehmen­den Familien mit Ideen für ein gu tes Zusammenle­ben.

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