Klares Votum für eine Sporthalle
Neubau Bei der Bürgerversammlung in Kleinaitingen plädieren viele Zuhörer für eine zweite Halle. Kritische Stimmen gibt es dagegen nur wenige – trotz der Kosten in Millionenhöhe
Kleinaitingen Die kleine Lechfeldgemeinde Kleinaitingen ist sportlich sehr aktiv. Aushängeschild des Sportvereins sind die Volleyballdamen, die vergangene Saison in der Landesliga spielten und dort ungeschlagen Meister wurden. Beim FC Kleinaitingen gibt es neben Volleyball noch vier weitere Abteilungen: Fußball, Gymnastik, Turnen und Ski. Der Verein hat mehr als 600 Mitglieder – und das bei einer Einwohnerzahl von knapp 1300. Doch die Sportvereine haben ein riesiges Problem: Die Lechfeldhalle, die als Mehrzweckhalle sowohl für sportliche als auch kulturelle Veranstaltungen genutzt wird, platzt aus allen Nähten. Ein Neubau soll Abhilfe schaffen. Bei der Bürgerversammlung am Mittwochabend, bei der weit mehr als 200 Menschen waren, drehte sich die Diskussion nach dem Vortrag von Bürgermeister Rupert Fiehl größtenteils um eine Frage: Soll die Idee einer zweiten Halle – einer reinen Sporthalle – weiter verfolgt werden und wie groß ist der Rückhalt in der Bevölkerung für dieses Projekt?
● Ausgangssituation Die vor fast 40 Jahren gebaute Lechfeldhalle ist eine Mehrzweckhalle mit Bühne für kulturelle Veranstaltungen mit bis zu 300 Sitzplätzen. Theateraufführungen, Musikkonzerte oder Veranstaltungen wie das Starkbierfest erfreuen dort das ganze Jahr über zahlreiche Gäste. Da die Auslastung der Halle sehr hoch ist, können einige der örtlichen Sportvereine dort nicht trainieren und das Kursangebot nicht ausgeweitet werden. Die Halle sei nur eingeschränkt sportlich nutzbar, sagte Bürgermeister Fiehl bei der Bürgerversammlung.
Die Volleyballdamen, die in die Bayernliga aufgestiegen sind, trainierten und spielten in den vergangenen beiden Jahren beispielsweise in der neuen Sporthalle in Graben. Grund: Die Lechfeldhalle hat zu wenig Platz an den Seiten des Spielfelds und ist zu niedrig – zudem ist die Kapazität nicht ausreichend. Bis zu 150 Zuschauer besuchen die Spieltage. Doch ein Ausweichen nach Graben ist in der neuen Saison nicht mehr möglich – die Gemeinde benötigt die Hallenzeiten nun für die eigenen Vereine. Inzwischen hat Bürgermeister Fiehl mithilfe von Landrat Martin Sailer und der Stadt Schwabmünchen eine Lösung für die Bayernligasaison gefunden: Die Frauen dürfen ihre Heimspiele in der Sporthalle bei den Leonhard-WagnerSchulen austragen und auch zweimal pro Woche dort trainieren. Das koste etwa 2000 Euro, sagte Fiehl bei der Bürgerversammlung.
● Standort Für eine neue ZweifachTurnhalle wird laut Fiehl ein Grundstück mit einer Fläche zwischen 3000 und 5000 Quadratmetern benötigt. Die Gemeinde hat derzeit zwei mögliche Standorte im Blick. Welche das sind, möchte der Bürgermeister nicht verraten. Die Flächen befinden sich noch nicht im Besitz der Gemeinde, Gespräche mit dem Eigentümer laufen. ● Kosten Eine neue Sporthalle würde Baukosten zwischen 2,5 und drei Millionen Euro verschlingen. Der Unterhalt für die Halle würde laut Bürgermeister jährlich zwischen 35 000 und 40 000 Euro kosten. Falls der FC Kleinaitingen als Bauherr auftrete, könnten Fördermittel von bis zu 700 000 Euro vom Bayerischen Landessportverband (BLSV) und vom Landkreis bereitgestellt werden, so Fiehl. Die Gemeinde ist schuldenfrei und hat Rücklagen in Höhe von mehr als 3,3 Millionen Euro. „Die Gemeinde könnte das finanziell stemmen, aber dann ist ein Großteil der Rücklagen weg“, sagte Fiehl zu den von einem Bürger vorgebrachten Bedenken, dass sich die Gemeinde finanziell übernehmen könnte.
Apropos Rücklagen: Diese könnten schon bald sprunghaft ansteigen. Die Gemeinde befindet sich in Gesprächen mit dem Freistaat Bayern wegen des Verkaufs des jetzigen BMW-Areals. Bislang floss erst ein Drittel der Summe an die Gemeinde, den Rest beansprucht der Freistaat für sich. Wie bereits berichtet, muss die Gemeinde die Differenz zwischen dem damaligen Kaufpreis des Grundstücks vom Freistaat und dem jetzigen Verkaufspreis wieder zurückzahlen. Allerdings müssen laut Fiehl die Erschließungskosten davon abgezogen werden. Ein inzwischen eingeschalteter Wirtschaftsprüfer sagte laut Fiehl, dass die Gemeinde den fehlenden Betrag noch erhalten muss. „Dann müssten wir für eine neue Halle die jetzigen Rücklagen nicht anfassen“, zeigt sich der Bürgermeister optimistisch, einen siebenstelligen Betrag doch noch zu erhalten.
● Reaktionen Das Votum bei der Bürgerversammlung fiel den Wortmeldungen nach eindeutig aus: Eine Sporthalle soll gebaut werden. Der ehemalige Gemeinderat Hubert Sporer war der Meinung, dass die Gemeinde in der Lage sei, die Halle zu finanzieren. „Wir hatten früher nichts außer Schulden und haben uns etwas getraut“, sagte er. Vor allem mit einer 30-prozentigen Förderung sei das Projekt vertretbar. Stefanie Kistler, stellvertretende Abteilungsleiterin der Volleyballer, erzählte von ihren Anfängen im Verein, als sie mit fünf Jahren anfing, Volleyball zu spielen. „Die Kinder sind aufgeräumt und müssen nirgendwo hingefahren werden“, sagte Kistler.
Jürgen Geirhos ist stellvertretender Abteilungsleiter der Abteilung Ski und sprach von einem enormen Zulauf bei den Skikursen. „Natürlich können wir in einer neuen Halle nicht Skifahren, aber wir würden gerne Skigymnastik anbieten.“Ruth Geirhos, Jugendtrainerin beim Volleyball, führte eindrucksvoll die Probleme der Abteilung aus: Weil kaum Zeiten verfügbar sind, trainieren die U18, die U14 und die Anfänger zur selben Zeit. Mit mehr als 30 Sportlern sei so nur eingeschränktes Trainieren möglich. „Irgendwann können wir keine Neuen mehr aufnehmen, das wäre schade“, sagte Ruth Geirhos. Sie rechnete aus, dass in der Mehrzweckhalle im vergangenen Jahr wegen kultureller Veranstaltungen 25 Wochen lang kein Sportbetrieb möglich gewesen sei.
Fabian Gumpp ist Trainer der Volleyballdamen und bezeichnete die Lechfeldhalle als „nicht tauglich“für sein Team. Ähnlich sieht es Fußballtrainer Hans Schuster, der einen Vergleich mit dem alten Sportheim heranzog: „Das hatte damals zwei Kabinen und es gab Duschen. Die waren zwar kalt, aber das ist ja gesund. Es muss allerdings ein gewisser Standard her, aber der ist in der jetzigen Halle nicht gegeben.“
Hans Bleicher vermisste bei den Abteilungen die Selbstbeteiligung. „Alle sagen immer, was sie wollen. Aber ich habe noch von niemanden gehört, dass er selbst mit anpacken wird.“Thomas Heider, Vorsitzender des Gesamtvereins und Gemeinderat, sagte, dass der Verein in gewissem Umfang eine Eigenleistung erbringen könne – beispielsweise Pflasterarbeiten im Außenbereich. Eine Halle selbst zu bauen, sei dagegen wegen der hohen Anforderungen nicht möglich.