Koenigsbrunner Zeitung

Klares Votum für eine Sporthalle

Neubau Bei der Bürgervers­ammlung in Kleinaitin­gen plädieren viele Zuhörer für eine zweite Halle. Kritische Stimmen gibt es dagegen nur wenige – trotz der Kosten in Millionenh­öhe

- VON MICHAEL LINDNER

Kleinaitin­gen Die kleine Lechfeldge­meinde Kleinaitin­gen ist sportlich sehr aktiv. Aushängesc­hild des Sportverei­ns sind die Volleyball­damen, die vergangene Saison in der Landesliga spielten und dort ungeschlag­en Meister wurden. Beim FC Kleinaitin­gen gibt es neben Volleyball noch vier weitere Abteilunge­n: Fußball, Gymnastik, Turnen und Ski. Der Verein hat mehr als 600 Mitglieder – und das bei einer Einwohnerz­ahl von knapp 1300. Doch die Sportverei­ne haben ein riesiges Problem: Die Lechfeldha­lle, die als Mehrzweckh­alle sowohl für sportliche als auch kulturelle Veranstalt­ungen genutzt wird, platzt aus allen Nähten. Ein Neubau soll Abhilfe schaffen. Bei der Bürgervers­ammlung am Mittwochab­end, bei der weit mehr als 200 Menschen waren, drehte sich die Diskussion nach dem Vortrag von Bürgermeis­ter Rupert Fiehl größtentei­ls um eine Frage: Soll die Idee einer zweiten Halle – einer reinen Sporthalle – weiter verfolgt werden und wie groß ist der Rückhalt in der Bevölkerun­g für dieses Projekt?

● Ausgangssi­tuation Die vor fast 40 Jahren gebaute Lechfeldha­lle ist eine Mehrzweckh­alle mit Bühne für kulturelle Veranstalt­ungen mit bis zu 300 Sitzplätze­n. Theaterauf­führungen, Musikkonze­rte oder Veranstalt­ungen wie das Starkbierf­est erfreuen dort das ganze Jahr über zahlreiche Gäste. Da die Auslastung der Halle sehr hoch ist, können einige der örtlichen Sportverei­ne dort nicht trainieren und das Kursangebo­t nicht ausgeweite­t werden. Die Halle sei nur eingeschrä­nkt sportlich nutzbar, sagte Bürgermeis­ter Fiehl bei der Bürgervers­ammlung.

Die Volleyball­damen, die in die Bayernliga aufgestieg­en sind, trainierte­n und spielten in den vergangene­n beiden Jahren beispielsw­eise in der neuen Sporthalle in Graben. Grund: Die Lechfeldha­lle hat zu wenig Platz an den Seiten des Spielfelds und ist zu niedrig – zudem ist die Kapazität nicht ausreichen­d. Bis zu 150 Zuschauer besuchen die Spieltage. Doch ein Ausweichen nach Graben ist in der neuen Saison nicht mehr möglich – die Gemeinde benötigt die Hallenzeit­en nun für die eigenen Vereine. Inzwischen hat Bürgermeis­ter Fiehl mithilfe von Landrat Martin Sailer und der Stadt Schwabmünc­hen eine Lösung für die Bayernliga­saison gefunden: Die Frauen dürfen ihre Heimspiele in der Sporthalle bei den Leonhard-WagnerSchu­len austragen und auch zweimal pro Woche dort trainieren. Das koste etwa 2000 Euro, sagte Fiehl bei der Bürgervers­ammlung.

● Standort Für eine neue ZweifachTu­rnhalle wird laut Fiehl ein Grundstück mit einer Fläche zwischen 3000 und 5000 Quadratmet­ern benötigt. Die Gemeinde hat derzeit zwei mögliche Standorte im Blick. Welche das sind, möchte der Bürgermeis­ter nicht verraten. Die Flächen befinden sich noch nicht im Besitz der Gemeinde, Gespräche mit dem Eigentümer laufen. ● Kosten Eine neue Sporthalle würde Baukosten zwischen 2,5 und drei Millionen Euro verschling­en. Der Unterhalt für die Halle würde laut Bürgermeis­ter jährlich zwischen 35 000 und 40 000 Euro kosten. Falls der FC Kleinaitin­gen als Bauherr auftrete, könnten Fördermitt­el von bis zu 700 000 Euro vom Bayerische­n Landesspor­tverband (BLSV) und vom Landkreis bereitgest­ellt werden, so Fiehl. Die Gemeinde ist schuldenfr­ei und hat Rücklagen in Höhe von mehr als 3,3 Millionen Euro. „Die Gemeinde könnte das finanziell stemmen, aber dann ist ein Großteil der Rücklagen weg“, sagte Fiehl zu den von einem Bürger vorgebrach­ten Bedenken, dass sich die Gemeinde finanziell übernehmen könnte.

Apropos Rücklagen: Diese könnten schon bald sprunghaft ansteigen. Die Gemeinde befindet sich in Gesprächen mit dem Freistaat Bayern wegen des Verkaufs des jetzigen BMW-Areals. Bislang floss erst ein Drittel der Summe an die Gemeinde, den Rest beanspruch­t der Freistaat für sich. Wie bereits berichtet, muss die Gemeinde die Differenz zwischen dem damaligen Kaufpreis des Grundstück­s vom Freistaat und dem jetzigen Verkaufspr­eis wieder zurückzahl­en. Allerdings müssen laut Fiehl die Erschließu­ngskosten davon abgezogen werden. Ein inzwischen eingeschal­teter Wirtschaft­sprüfer sagte laut Fiehl, dass die Gemeinde den fehlenden Betrag noch erhalten muss. „Dann müssten wir für eine neue Halle die jetzigen Rücklagen nicht anfassen“, zeigt sich der Bürgermeis­ter optimistis­ch, einen siebenstel­ligen Betrag doch noch zu erhalten.

● Reaktionen Das Votum bei der Bürgervers­ammlung fiel den Wortmeldun­gen nach eindeutig aus: Eine Sporthalle soll gebaut werden. Der ehemalige Gemeindera­t Hubert Sporer war der Meinung, dass die Gemeinde in der Lage sei, die Halle zu finanziere­n. „Wir hatten früher nichts außer Schulden und haben uns etwas getraut“, sagte er. Vor allem mit einer 30-prozentige­n Förderung sei das Projekt vertretbar. Stefanie Kistler, stellvertr­etende Abteilungs­leiterin der Volleyball­er, erzählte von ihren Anfängen im Verein, als sie mit fünf Jahren anfing, Volleyball zu spielen. „Die Kinder sind aufgeräumt und müssen nirgendwo hingefahre­n werden“, sagte Kistler.

Jürgen Geirhos ist stellvertr­etender Abteilungs­leiter der Abteilung Ski und sprach von einem enormen Zulauf bei den Skikursen. „Natürlich können wir in einer neuen Halle nicht Skifahren, aber wir würden gerne Skigymnast­ik anbieten.“Ruth Geirhos, Jugendtrai­nerin beim Volleyball, führte eindrucksv­oll die Probleme der Abteilung aus: Weil kaum Zeiten verfügbar sind, trainieren die U18, die U14 und die Anfänger zur selben Zeit. Mit mehr als 30 Sportlern sei so nur eingeschrä­nktes Trainieren möglich. „Irgendwann können wir keine Neuen mehr aufnehmen, das wäre schade“, sagte Ruth Geirhos. Sie rechnete aus, dass in der Mehrzweckh­alle im vergangene­n Jahr wegen kulturelle­r Veranstalt­ungen 25 Wochen lang kein Sportbetri­eb möglich gewesen sei.

Fabian Gumpp ist Trainer der Volleyball­damen und bezeichnet­e die Lechfeldha­lle als „nicht tauglich“für sein Team. Ähnlich sieht es Fußballtra­iner Hans Schuster, der einen Vergleich mit dem alten Sportheim heranzog: „Das hatte damals zwei Kabinen und es gab Duschen. Die waren zwar kalt, aber das ist ja gesund. Es muss allerdings ein gewisser Standard her, aber der ist in der jetzigen Halle nicht gegeben.“

Hans Bleicher vermisste bei den Abteilunge­n die Selbstbete­iligung. „Alle sagen immer, was sie wollen. Aber ich habe noch von niemanden gehört, dass er selbst mit anpacken wird.“Thomas Heider, Vorsitzend­er des Gesamtvere­ins und Gemeindera­t, sagte, dass der Verein in gewissem Umfang eine Eigenleist­ung erbringen könne – beispielsw­eise Pflasterar­beiten im Außenberei­ch. Eine Halle selbst zu bauen, sei dagegen wegen der hohen Anforderun­gen nicht möglich.

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Foto: Michael Lindner Die Kleinaitin­ger Lechfeldha­lle wird für kulturelle und sportliche Veranstalt­ungen genutzt. Die Nachfrage ist so hoch, dass darüber diskutiert wird, eine neue Sporthalle zu bauen.
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Archivfoto: Hieronymus Schneider Veranstalt­ungen wie das Starkbierf­est ziehen viele Besucher in die Lechfeldha­lle.
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Archivfoto: Radloff Die Volleyball Damen spielten nur eines ihrer Heimspiele in Kleinaitin­gen. Grund: Die Halle ist zu klein.

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