Zu Hause bleiben bei Pflegebedürftigkeit
Nützliches Alltagswissen Wer sich rechtzeitig mit Hilfsangeboten und Möglichkeiten der Pflege auseinandersetzt, kann mit Lebensqualität, in Sicherheit und ohne zu vereinsamen, zu Hause alt werden. Ursula Kopp erklärt, worauf es ankommt
Wer sich rechtzeitig mit Hilfsangeboten befasst, kann zu Hause alt werden. Eine Fachfrau erklärt, worauf es ankommt.
Landkreis Augsburg
Maria ist 80 Jahre alt und lebt zu Hause. Ihre wenigen, meist gleichaltrigen Freunde vom Bingo sieht sie nur noch selten. Zu anstrengend ist der Weg, den sie nicht mehr zu Fuß bewältigen kann. Mit ihrem Rollator fällt es ihr schwer, mit dem Bus zu fahren. Das Taxi zu bestellen wird auf Dauer zu teuer. Dreimal in der Woche bekommt sie dennoch Besuch: Der Essensbote bringt ihr das warme Menü, das ihr nur wenig schmeckt – aber er hat meist ein nettes Wort auf den Lippen, das Maria freut.
Was für die 80-jährige Frau ganz normaler Lebensalltag ist, den sie auf Nachfrage mit den Worten quittiert: „Es ist gut so“, mutet für einen Außenstehenden wahrlich traurig an. Keine Frage, zu Hause ist es am schönsten, und die meisten älteren Menschen wollen bis an ihr Lebensende zu Hause wohnen bleiben – möglichst mit Lebensqualität, in Sicherheit und ohne zu vereinsamen.
Dieser Wunsch lässt sich in der Regel nur dann realisieren, wenn die Wohnung altersgerecht und damit für die Pflege zu Hause geeignet ist – oder mit einem vertretbaren Aufwand angepasst werden kann. Was dabei zu beachten ist und gegebenenfalls geändert werden kann, um den sich ändernden Bedürfnissen – beispielsweise eingeschränkte Mobilität und nachlassendes Seh- und Hörvermögen – gerecht zu werden, lässt sich mit Unterstützung der Wohnberatung klären. Auch das Wohnumfeld spielt eine wichtige Rolle. Befinden sich ein Arzt, eine und ein Lebensmittelhandel in der Nähe? Gibt es einen sozialen Treffpunkt, wie ein Café oder eine Seniorengemeinschaft der Kirche, der gut zu erreichen ist?
Kommt der Senior mit den tägli- chen Verpflichtungen alleine nicht mehr zurecht, kann unter Umständen auf das private Hilfenetzwerk zurückgegriffen werden. Die Nachbarschaftshilfe sei hierfür ein gutes Beispiel, erklärt die SeniorenberateApotheke rin Ursula Kopp aus Neusäß. „Wer regelmäßig Kontakte pflegt, kann auf Unterstützung bauen“, betont die zertifizierte Trauer- und Hospizbegleiterin. Natürlich darf diese Hilfe nicht überstrapaziert werden. Mit zunehmender Hilfs- und Pflegebedürftigkeit ist ein leistungsfähiges, umfassendes Dienstleistungsnetz für die Versorgung zu Hause nötig: Haushaltshilfe, Essen auf Rädern, Hausnotruf, ambulanter Pflegedienst und/oder auch eine 24-Stunden-Betreuung. In der Versorgung zu Hause übernimmt auch der Hausarzt eine wichtige Funktion. Er macht Hausbesuche, verschreibt benötigte Hilfsmittel, ist zuständig für die palliative Versorgung und ist gegebenenfalls Bindeglied zwischen Patient, Hospiz und SAPV, der spezialisierten, ambulanten Palliativversorgung.
Das Kennenlernen der vielfältigen Unterstützungsmöglichkeiten und der Aufbau einer Versorgung sind zeitaufwendig und kräftezehrend. Und Kraft ist genau das, was bei beginnender Pflegebedürftigkeit nachlässt. Vor diesem Hintergrund formuliert die Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlerin in ihren Volkshochschulkursen auch diesen Appell: „Setzen Sie sich rechtzeitig mit der eigenen Wohnsituation, den Hilfsangeboten und dem Thema Pflege auseinander.“
Spätestens dann, wenn spürbar wird, dass die Hilfsbedürftigkeit stärker wird – wenn beispielsweise die Tochter immer häufiger um Hilfe im Haushalt oder bei Besorgungen gebeten wird – dann ist es Zeit, sich mit dem Thema zu beschäftigen.
O
Kurs
Unter dem Titel „Zu Hause bleiben – auch bei Hilfe und Pflegebe dürftigkeit?“beantwortet Ursula Kopp regelmäßig Fragen rund ums Thema „Zu Hause alt werden“. Der nächste Kurs findet am Montag, 14. Mai, von 19 bis
21 Uhr in der Leonhard Wagner Real schule in Schwabmünchen (Breitweg
16) statt. Die Anmeldung erfolgt über die Volkshochschule.