Erinnerung an Laridah
Versteht sich, dass wir die runden Geburtstage großer Künstler feiern. 100., 150., 200. Jahrestag, das nimmt man gerne zum Anlass, um – wie im laufenden Jahr – an Größen wie Gustav Klimt oder Leonard Bernstein zu erinnern. Nur äußerst selten zu solchen Ehren kommen dagegen die Jahrestage berühmter Werke. Schade eigentlich, denn nicht jedes weithin bekannte Opus stammt von einem Schöpfer mit vergleichbarer Popularität.
Der „Laridah-Marsch“ist so ein Fall. Das Stück, das an diesem Samstag vor 100 Jahren fertiggestellt wurde, kennt in Schwaben und weit darüber hinaus wohl jeder, der in einer Blaskapelle spielt – und ebenso sicher hat den Marsch ein jeder schon mal gehört, der ein Ohr für die Blasmusik hat. Der „Laridah-Marsch“besitzt in unseren Breiten mindestens den Bekanntheitsgrad des „Bayerischen Defiliermarschs“, und das nicht ohne Grund: Zündet der „LaridahMarsch“doch ungemein mit seinen fanfarenhaft aufsteigenden Triolen und seiner schwungvoll wiegenden Melodie.
„Laridah“– was für ein Name. Er geht zurück auf ein Gedicht von Otto Julius Bierbaum, welches ein musikalisch beschlagener Infanterist gerne nach der Melodie eines alten englischen Liedes sang. Das tat er auch im Ersten Weltkrieg, wo er mit dem Obermusikmeister Max Hempel zusammentraf und diesen dazu animierte, über das „Laridah“-Lied doch einen Marsch zu komponieren. So geschehen am 12. Mai 1918 in einem Feldlager in der Champagne. Wobei der Text von Otto Julius Bierbaum ganz unkriegerisch daherkommt: „Ach, mein Schatz ist durchgegangen – Laridah“, lautet der erste Vers des Liedes, das auch im Weiteren von Liebeslust und -leid fabuliert.
Max Hempel, 1877 in Thüringen geboren, kam nach dem Ersten Weltkrieg nach Augsburg, wo er eine Militärkapelle führte und mit ihr zahlreiche öffentliche Konzerte gab. Nach dem Zweiten Weltkrieg formierte er in der Stadt ein ziviles Blasorchester, mit dem er ebenfalls beliebte Auftritte absolvierte. 1959 ist Hempel in Augsburg gestorben, die Stadt hat eine Straße nach ihm benannt.
Hempels berühmteste Komposition wird nicht nur von Blaskapellen geschätzt. Auch die Bläser der Münchner Philharmoniker nahmen den „Laridah-Marsch“ins Programm, als sie vor einigen Jahren ins Hofbräuhaus zogen, um dort eine CD mit Blasmusik-Titeln aufzunehmen. Am Pult zwei Dirigenten-Weltstars, die versicherten, die Sache würde ihnen großen Spaß bereiten: Zubin Mehta und Lorin Maazel.