Der sanfte Riese
Annehmlichkeiten wie ein Wankausgleich oder eine Luftfederung machen den neuen Touareg zu dem, was er sein soll: das nobelste und komfortabelste Auto von VW. Lediglich die (Auf)preise sind weniger entspannend
Nach dem stillen Abgang des Phaeton ist der Touareg der einzige Oberklasse-Vertreter der Marke Volkswagen. Er konkurriert mit Konzernbrüdern wie dem Porsche Cayenne und dem Audi Q7, und das seit Jahren sehr erfolgreich. Ab Juni wollen die Niedersachsen mit Generation drei des sanften Riesen zeigen, wohin die Reise im Segment der großen SUV geht. Herausgekommen ist dabei ein spannender Technologieträger, der reichlich Komfort, Platz und Fahrspaß bietet.
Die Antriebswelt des neuen Touareg ist zum Marktstart sehr überschaubar. Sie beschränkt sich nämlich zunächst auf den im Prinzip bekannten, aber kräftig überarbeiteten V6 TDI, der mit ein bisschen mehr Mumm, nämlich 286 PS und maximal 600 Newtonmeter Drehmoment, aufwartet und dessen aufwendig gereinigte Emissionen die ab Herbst geltende Euro-6d-TempAbgasnorm erfüllen. Drohende Fahrverbote sind damit kein Thema. Etwas später reicht VW noch die Einstiegsvariante mit 231 PS nach, für den Herbst sind noch ein Dreiliter-Benziner mit 340 PS und ein V8-TDI mit 421 PS geplant.
Beim ersten Kennenlernen zeigte der gut gegen akustische Emissionen gekapselte Selbstzünder neben einem auf Wunsch recht dynamischen Antritt auch Talente als flinker Kilometerfresser und als vergleichsweise ökonomisch arbeitender Begleiter bei allen mobilen Eventualitäten. Der Normverbrauch vom Prüfstand von 6,9 Litern ist auch bei ihm ein theoretischer Wert. Aber wer es ruhig angehen lässt, ist mit knapp zehn Litern Diesel pro 100 Kilometer dabei. Der 0-auf-100Beschleunigungswert von 6,1 Sekunden und die 238 km/h Spitze sind dann aber ebenso Theorie.
VW bietet den Touareg mit aktivem Wankausgleich und optional mit Luftfederung an. Die Zusammenarbeit der beiden Systeme erzeugt beim Fahrer zweierlei: Einmal das Gefühl von Leichtigkeit wie in einem deutlich kleineren Auto. Und zum anderen einen sehr hohen Komfort-Eindruck. Wer Straßenunebenheiten wie etwa Frostaufbrüche wirklich spüren will, muss schon das Fahrprogramm „Sport“einstellen, sonst wird so gut wie alles weggebügelt, was daherkommt.
Der Wankausgleich sorgt für sehr hohe Kurvenstabilität, wie man sie einem Zweitonner gar nicht zutraut. Dass das Antriebs- und Fahrwerkskonzept noch durch eine AchtgangAutomatik und Allradantrieb ergänzt wird, trägt zur zusätzlichen Entspannung des Piloten bei. Die optionale Allradlenkung zeichnet sich nicht nur durch mehr Stabilität bei hohem Tempo aus. Sie macht den Touareg auch beim Rangieren und Einparken fast so wendig wie einen Golf: Der Wendekreis reduziert sich von 12,19 auf 11,19 Meter.
„Leading the Way“(zu Deutsch: anführen, vorausgehen) lautet das VW-Motto für den Touareg. Und dank seines Innovision Cockpit-Bedienkonzepts kann er wirklich zeigen, wo es langgeht. Denn die frei programmierbaren digitalen Instrumente auf dem 12-Zoll-Display vor dem Fahrer und das rechts daneben 15-Zoll-Display des – natürlich ebenfalls optionalen – Infotainment-Systems namens Discover Premium ergänzen sich zu einem optisch wie technisch beeindruckenden Gesamtkunstwerk. Die Bedienung der schier unzähligen Funktionen sollte intensiv im Stand geübt werden, auch wenn das Drücken, Tippen und Wischen fast wie auf dem Tablet daheim vonstattengeht und die Menüs logisch sortiert sind.
20 elektronische Helfer, die meisten davon gegen Aufpreis, sorgen im großen VW-SUV für Sicherheit und Komfort. Einige davon sind neu, etwa die Nightvision genannte Nachtsichtunterstützung auf Infrarot-Basis, der Kreuzungs-, Baustellenoder der Trailer-Assistent. Optimale Nachtsicht auch unter schwierigen Bedingungen versprechen die LED-Matrixscheinwerfer mit elf unterschiedlichen Funktionen für alle Gelegenheiten. Reichweiten-Plus gegenüber den XenonLeuchten des Vorgängers: gut 100 Meter.
Ein 4,88 Meter langes und knapp zwei Meter breites Auto ist ein deutliches Statement auf Rädern, das lässt sich nicht wegdiskutieren. Doch die VW-Designer haben dem Touareg ein Kleid verpasst, das nicht mit schierer Größe protzt, sonplatzierte dern eher elegant und zurückhaltend wirkt. Je nach Geschmack kann der Käufer zwischen den drei Ausstattungspaketen Atmosphere, Elegance und R-Design wählen. Wer auch noch die fulminant klingende Dynaudio-Anlage ankreuzt, sich für einen der elf Metallic-Farbtöne entscheidet, die auf Knopfdruck ausklappbare Anhängerkupplung wählt (maximale Anhängelast: 2,5 Tonnen) und das eine oder andere Assistenzpaket, schicke 21-Zoll-Alus oder das Head-up-Display ordert, lässt dabei den Basispreis von 60675 Euro weit hinter sich. Aber das sind Oberklasse-Kunden ja gewöhnt – auch bei Volkswagen.