Vom Leben zwischen den Pfosten
Grob gesehen lässt sich die Fußballwelt in zwei Lager einteilen. In die Torhüternationen und die anderen. Die anderen haben nicht selten eine tolle Mannschaft, aber zwischen den Pfosten steht einer, der besser Rasenpfleger geworden wäre, weshalb sie selten etwas gewinnen.
Deutschland gehört zu den Torhüternationen. In Deutschland gibt es selbst in dünn besiedelten Landstrichen wie dem niederbayerischen Grenzgebiet mehr gute Torhüter als im Großraum Tokio. Auch in dunkelsten deutschen Fußball-Zeiten, wie zur Jahrtausendwende, als ein armseliger Haufen unter Anleitung des stets adrett gekleideten Erich Ribbeck den Ball und die Menschen im Land quälte, hatten die Deutschen im Titanen Kahn immer noch einen Mann zwischen den Pfosten, um den sie die Welt beneidete. Dabei war Kahn nur einer in der langen Galerie großartiger Torhüter-Ahnen, die von Toni-„Fußballgott“-Turek über Sepp-„Die Katze von Anzing“-Maier bis zu diversen Welttorhütern reicht.
Aber ein Torhüter allein kann eine schlechte Mannschaft nicht vor dem Untergang retten. Wozu er dagegen fähig ist: eine gute im Handumdrehen ins Debakel stürzen. Keine Nation weiß das besser als die englische. Deren dunkelste Zeit war geprägt von Torhütern wie David Seaman, einem Pferdeschwanzund Schnauzbartträger, der den Ball wie ein Seehund bearbeitete, sowie dessen Nachfolgern Robert Green und Scott Carson, zwei tierischen Fliegenfängern. Mochte der Ball noch so harmlos durch den Strafraum kullern, irgendetwas Schräges fiel diesen Keepern schon ein, ihn ins eigene Netz zu bugsieren.
Am Samstag nun hat sich diese Geschichte wiederholt. Mit dem Unterschied, dass im Kasten des FC Liverpool ein deutscher Schlussmann stand. Einer aus der großen Torhüternation, die in den Augen