Heiße Kämpfe im kühlen Eiskanal
Freestyle und Boatercross emanzipieren sich neben dem traditionellen Slalom immer mehr. Bei den deutschen Meisterschaften überzeugten auch die Schwaben-Kanuten auf ihrer Hausstrecke
Am Wochenende lockte bestes Badewetter, doch am Eiskanal war das kühle Nass für die Kanuten reserviert. Dort fanden die deutschen Meisterschaften im Kanu Freestyle und Boatercross statt. Die Veranstalter von Kanu Schwaben zeigten sich dabei nicht nur als Organisatoren von ihrer besten Seite. Am Samstag stand zunächst das Freestyle-Event an. Dabei ging es darum, hohe Punktzahlen durch verschiedene Figuren, die die Sportler im Wasser vorführten, zu bekommen. Doch die sogenannte Waschmaschine brodelte, da momentan viel Wasser im Eiskanal fließt. So wurden manche Paddler von der Strömung weggetrieben und mussten sich erst wieder zur Walze hochkämpfen. Das kostete wertvolle Sekunden, immerhin mussten die Athleten ihre Tricks innerhalb von 45 Sekunden vorführen.
Im Canadier Einer kürte sich Sören Kohnert von den Kanu Schwaben Augsburg zum Meister im Freestyle. Im Bereich Kajak Männer wurde Yannik Münchow (Dormagen) Meister. Bei den Frauen siegte Anne Hübner (Bietigheim).
Am Sonntag stand aber alles im Zeichen vom Boatercross. Von einer Rampe an der Bootshausbrücke stürzten sich drei bis vier Kanuten gleichzeitig in die schäumende Gischt, um möglichst schnell und fehlerfrei das Ziel hinter der Bogenbrücke zu erreichen. Ein packendes Kopf-an-Kopf-Rennen für die Zuschauer wie die Athleten: „Es macht Spaß, aber es ist auch ein Nervenkitzel, die Rampe runterzuspringen“, erzählte Selina Jones von den KSA.
Schnell und direkt war die Streckenführung auf dem Wasser, einen Umweg mussten einige Augsburger in Kauf nehmen. Da der Hochablass gesperrt ist, ist der große Parkplatz nicht zugänglich. Doch Pressereferentin Marianne Stenglein fürchtete deswegen keine Zuschauereinbußen. „Ich denke, viele Augsburger kommen mit dem Fahrrad.“
Auf dem Wasser ging es heiß her: Üblicherweise starten vier Paddler von der Rampe, da sich aber einige Sportler disqualifizierten, gab es auch Dreiergruppen.
Die Rennen waren umkämpft. Im Viertelfinale erwischte Leo Bolg (KSA) einen eher schlechten Start, Mann gegen Mann holte er sich die Position an der Spitze zurück. Ähnlich erging es Selina Jones im Halbfinale. An der Waschmaschine wurde es mit drei Kanuten eng und Jones lag zurück, kam aber am Aufwärtstor zurück.
In den jeweiligen Halbfinaldurchgängen qualifizierten sich Leo Bolg und Stefan Hengst, der in Augsburg wohnt, jedoch für den Kanu-Ring Hamm fährt, ganz souverän.
Bei strahlendem Sonnenschein tummelten sich viele Augsburger an der Strecke und verfolgten das Geschehen auf den Eiskanal. Daneben nutzte eine Filmcrew im Auftrag der
das Event, um einige Szenen für eine Folge der Serie „Toni, männlich, Hebamme“zu drehen.
In den Finals holten die KSA jeweils Silber. Selina Jones lag bereits hinter der Bogenbrücke hinter Caroline Trompeter zurück und musste sie beim Aufwärtstor endgültig ziehen lassen. So konnte Trompeter souverän zur Meisterschaft fahren. „Ich bin froh, ich habe mich für die Nationalmannschaft qualifiziert“, sagte Jones nach dem Rennen.
Bei den Männern fuhren Stefan Hengst und Leo Bolg zunächst Boot an Boot voran, an der Waschmaschine erwischte Hengst aber die schnellere Strömung und ließ sich den Vorsprung nicht mehr nehmen. Bolg erklärte nach dem Rennen: „Beim Boatercross braucht man auch Glück. An der Waschmaschine wollte ich mich am Stefan vorbeidrücken, aber das ist mir nicht ganz gelungen.“So konzentrierte er sich darauf, den zweiten Platz abzusichern.
Den Zweikampf im Finale mit Bolg lobte auch der Meister Stefan Hengst, der bis dato kaum gefordert war: „Das war sportlich.“
Gelungen fand das Wochenende auf jeden Fall Marianne Stenglein: „Wir haben zwei deutsche Vizemeister bekommen und gestern einen deutschen Meister im Freestyle. Es war eine tolle Veranstaltung.“