Immer mit einem Auge zu Hause
Kleine Überwachungskameras können große Dienste leisten. Sie senden Live-Bilder aus den eigenen vier Wänden direkt auf das Smartphone oder speichern sie in der Datenwolke. Wir haben drei aktuelle Modelle ausprobiert
Der nächste Urlaub kommt bestimmt. Und was macht eigentlich der Hund, während man nicht zu Hause ist? Haben Unbefugte das Grundstück betreten? Schläft der Nachwuchs tief und fest? Netzwerkkameras, die Bilder direkt aufs Smartphone schicken, versprechen mehr Kontrolle in und außerhalb der eigenen vier Wände.
In einem Raum, am Fenster oder in der Garage platziert, alarmieren die kompakten Geräte den Besitzer, wenn sich daheim etwas tut, und speichern Bild und Ton in der Internet-Cloud. So kann man die Aufnahmen auch dann noch abrufen, wenn die Kamera zerstört oder gestohlen wurde.
Dabei gibt es einiges zu beachten. So dürfen elektronische Augen grundsätzlich nur auf den eigenen Besitz gerichtet sein. Geraten der Nachbar auf seinem Grundstück oder Passanten im öffentlichen Raum ins Blickfeld – oder könnten durch eine bewegliche Kamera ins Blickfeld geraten –, droht juristischer Ärger.
Auch die eigene Privatsphäre gilt es zu schützen. Selbst wenn die Anbieter versichern, dass die Aufnahmen nur verschlüsselt übertragen und gespeichert werden, bleibt immer ein gewisses Restrisiko. Wenn man zu Hause ist, sollte man die Kameras daher ausschalten.
Und schließlich: Keine der hier vorgestellten Lösungen bietet einen professionellen Einbruchsschutz! Wer sein Hab und Gut wirksam vor Langfingern schützen will, sollte den Dienst eines Fachbetriebes in Anspruch nehmen und sich ein maßgeschneidertes Sicherheitskonzept erstellen lassen.
Die Circle 2 von Logitech für rund
200 Euro ist weniger eine einzelne Kamera als vielmehr ein ganzes System. Mit zusätzlich erhältlichem Zubehör wie einer Fensterhalterung, die direkt auf das Glas gesetzt werden kann (rund 40 Euro), einem aufladbaren Akku (rund 60 Euro) oder einem Magnethalter, beispielsweise zur Anbringung am Kühlschrank (rund 20 Euro), ist es ungemein flexibel. Im Vergleich zur ersten Generation bietet die Circle 2 eine bessere Linse mit Full HD und
180-Grad-Blickfeld.
Die Montage, Einrichtung und Steuerung per App sind denkbar einfach gehalten und dauern wenige Minuten. Die Bedienung per App funktioniert aber einwandfrei. So kann man sich per Alarm informieren lassen, sobald vor der Kamera etwas vor sich geht oder per Tageszusammenfassung schauen, was los war. Bestimmte Personen oder Tiere werden erkannt und können von der Alarmfunktion ausgenommen werden.
Die Circle 2 ist zudem mit den Smart-Home-Systemen wie Amazon Alexa, Apple HomeKit, Telekom Magenta und Google Home kompatibel und kann darüber per Sprachbefehl gesteuert werden. Außerdem besitzt sie ein Mikrofon und einen Lautsprecher zur Kommunikation mit Familienmitgliedern – oder Eindringlingen. Aufnahmen werden gratis 24 Stunden gespeichert, bei einem Abo für 3,99 Euro für zwei Wochen.
YI Technologie ist ein chinesischer Technikhersteller, der derzeit verstärkt auf den europäischen Markt drängt und auch ein recht breites Sortiment an Kameras im Angebot hat. Bei der YI Dome 1080p fällt auf, dass die Verarbeitung nicht so hochwertig ist wie bei der Circle 2 und dass das Gerät auch nicht für Außeneinsatz geeignet ist. Für diesen Zweck hat der Hersteller andere Modelle im Programm.
Für den Preis von gerade mal 60 Euro bekommt man aber viel Technik geboten. Die Kamera lässt sich per App steuern und verfolgt bewegliche Objekte sogar automatisch. Das Sichten der Aufnahmen per App ist derzeit noch etwas mühselig. So fehlt die bei Logitech verfügbare Tageszusammenfassung. Dafür kann die YI Dome auch lokal auf MicroSD-Karte speichern.
Durch die leichte Bauweise kann die Kamera an Wände oder kopfüber befestigt werden, die Montageteile werden mitgeliefert. Den Cloud-Service gibt es zum Kampfpreis ab etwa zwei Euro monatlich. Gerade erschienen ist die neue „Cloud Dome“-Kamera für rund 50 Euro mit laut Hersteller verstärkter Nachtsicht. Die Webseite ist im Gegensatz zur App derzeit nicht in deutscher Sprache verfügbar. Wie bei Logitech werden übertragene Daten verschlüsselt. Obwohl es sich um ein chinesisches Unternehmen handelt, werden die Daten laut Anbieter auf einem Server in den USA gespeichert.
Die dritte getestete Kamera ist die Flex von Canary. Verarbeitung und Design sind hervorragend, laut Hersteller ist sie auch für den Auden ßeneinsatz geeignet. Nutzerkritiken im Internet sprechen da allerdings eine andere Sprache. Hier ist unter anderem von Wasserschäden die Rede, was im Test nicht verifiziert werden konnte.
Auch so gibt es einige echte Ausschlusskriterien. Zum einen ließ sich die Audioüberwachung nicht abschalten. Wer seine Kamera etwa im Wohnzimmer platziert hat, kann also nicht ausschließen, dass auch dortige Gespräche mitgeschnitten werden. Im Gegensatz zur Circle 2, die den Nutzer mittels der Färbung des Leuchtrings immer wissen lässt, ob sie gerade aktiv oder deaktiviert ist, weist bei der Canary nichts auf ihren Betriebszustand hin.
Die Rote Karte verdient indessen der Cloud-Dienst. Nach Abschluss eines Abos ließ sich dieser nur mittels der Eingabe eines Codes kündigen, der angeblich per Mail verschickt worden war, den Adressaten aber nie erreichte. Erst nach umständlichem Kontaktieren des Supports in den USA konnte das Abo gekündigt werden.
Das Test Fazit Logitech bietet mit der Circle 2 ein konkurrenzlos flexibles, tadellos funktionierendes System mit unauffälligen Kameras und viel nützlichem Zubehör. YI ist die günstigste Kamera im Test und deckt dank der beweglichen Linse den größten Bereich ab. Vor dem Erwerb einer Canary-Kamera sollten sich Kunden bewusst sein, dass sie derzeit ein in dieser Form kaum akzeptables Abonnement für den Cloud-Dienst mit abschließen. Dies spricht eher gegen die Kamera.