Tanz vor dem Altar
Die Veranstaltungsreihe kunst & gesund kommt auch in der Königsbrunner St.-Johannes-Kirche gut an. Die Tanzgruppe von Miriam Roider setzt dabei die Worte der Bibel in geschmeidige Bewegungen um
Königsbrunn
In welch vielseitigen Variationen die Zusammenarbeit des Kulturbüros im Rahmen des bayernweiten Festival „kunst & gesund“suchte, das konnten am vergangenen Sonntag die Gottesdienstbesucher in der evangelischen Kirche St. Johannes erleben.
Ursula Off-Melcher, die Leiterin des Kulturbüros. betonte ihre Freude darüber, dass sich die evangelische Gemeinde für diese Veranstaltung geöffnet hatte. Dekanin Doris Sperber-Hartmann und Miriam Roider von der Tanzschule „InTakT well you & dance“hatten den meditativen Gottesdienst dazu vorbereitet. Im Tanz setzten dabei die Tänzerinnen die Frohbotschaft (Markus, 2, 1-12) von der Heilung des Gelähmten und der Sündenvergebung um. Die Tänzerinnen, alle in weiß gekleidet, hatten dabei von Beginn an einzeln verteilt zwischen den Gottesdienstbesuchen gesessen und traten nach der Predigt der Dekanin aus den Reihen nach vorne vor den Altarraum.
Die einzelnen Tänzerinnen schritten dabei anfangs im bewussten aufrechten Gang, meist langsam, vielleicht auch als zögerlichen Gang zu interpretieren, nach vorne, um
In schwingenden Wellen oder im geschlossenen Kreis ruhig hintereinander
sich dort in einer Formation jedoch als Einzelne zu positionieren. Danach kam es schnell und in kraftvollem Auftreten zu ganz unterschiedlichen Gruppierungen, mal alle zusammen, dann wieder zu zweit, zu viert oder auch erneut einzeln. So tanzten die Frauen in schwingenden Wellen oder im geschlossenen Kreis ruhig hintereinander, die Hände waren in Sequenzen vor dem Gesicht verschränkt oder bittend, dankend, preisend nach oben ausgestreckt. Als passendes Schlussbild standen alle zu einer dichten Gruppe zusammen, eine einzelne Person über sie heraushebend und vielleicht auch hinhaltend unmittelbar vor dem Altar – parallel zur Geschichte im Markusevangelium, wo Freunde des Gelähmten viel Anstrengung aufwenden, um den Kranken wirk- nahe zu Jesus Christus zu bringen, der dann sagt: „Steh auf, deine Sünden sind dir vergeben.“
So bildete dieses Bild vor dem großen Gemälde des Auferstandenen den Höhepunkt und verdeutlichte, was Dekanin Sperber-Hartmann zuvor in ihrer Predigt bereits zur Geschichte im Evangelium unterstrichen hatte. „Gelähmt können wir auch im übertragenen Sinn ver- stehen. Wenn einer starr ist, vielleicht depressiv, nicht mehr innerlich beweglich, dann braucht es andere, die einem da heraushelfen.“Die Tänzerinnen lösten sich aus dieser Verdichtung vor dem Altar und schritten aufrechten Ganges jede wieder an ihren Platz, um dann in einem tosenden Applaus das entsprechende Echo zu ernten.
Viele Gottesdienstbesucher walich ren spürbar berührt von der Umsetzung der Bibelerzählung durch den Tanz. Einige, die formulierten, dass man das durchaus wiederholen könne. Vor der Kirche waren noch Stehtische aufgestellt um miteinander ins Gespräch zu kommen, ein Team des Weltladens bot dazu fair gehandelten Kaffee an. „Es war richtig schön und sehr bewegend, ich hätte gern mitgetanzt“, äußerte sich Herbert Gilg. Für Miriam Roider war es eine Premiere, sie freute sich sehr über diese Chance.
Tanz sei vielfältig, sei Sport, Spaß, Freude, aber trage oft zur (seelischen) Gesundung bei, sagte die Tänzerin und Choreografin. Schaut man sich den Namen ihrer Tanzschule an, so drückt sich darin auch die Kombination von Kunst und gesund.