Kampf gegen billigen Zahnersatz aus Fernost
Um sich am Markt zu behaupten, hat ein Augsburger Dentallabor neue Wege beschritten
Immer mehr Aufträge werden ins Ausland vergeben. Dort ist die Produktion billiger – der Personalkosten wegen. Ein Argument, das auch bei Augsburger Unternehmen eine Rolle spielt. Gerade vom asiatischen Markt kommt jede Menge Druck, wenn es um kostengünstige Produktion geht.
Das trifft nicht nur die Industrie, sondern auch das Handwerk. Das Dentallabor Rager im SheridanPark kann davon ein Lied singen. „Vor etwa fünfzehn Jahren hat es angefangen, dass Zahnärzte Aufträge für die Fertigung von Zahnersatz, also Kronen oder Brücken, zunehmend an Firmen aus Asien vergeben haben. Immer wieder war der Kostenfaktor als Grund genannt wor- den“, erinnert sich Roland Rager, Geschäftsführer des Dentallabors. Ein Umstand, der den gelernten Zahntechnikermeister zum Nachdenken und letztlich auch zum Umdenken gebracht hat. „Ich wollte mein Labor am Leben und die Produktion in Deutschland beziehungsweise in Augsburg halten. Also musste ein Weg her, der Qualität zu günstigeren Preisen ermöglicht, ohne das Gehalt der Angestellten drastisch zu kürzen“, so Rager.
Den Ausweg fand er in der Digitalisierung seiner Branche. Neue Techniken, Methoden und Maschinen, so stellte Rager fest, machen es möglich, die Kosten aufseiten der Produktion zu senken und sich so den Preisen aus Fernost anzunähern. Also rüstete er sein Labor um, gründete eine zweite, eigenständige Firma (Caddent), die modernste Maschinen für die Produktion von Zahnersatz kauft und dem Dentallabor Rager sowie – um die Kosten zu amortisieren – externen Kunden zur Verfügung stellt. „Das war der einzige Kniff, wie es uns gelingen konnte, einen großen und teuren Maschinenpark aufzubauen, der nötig ist, wenn man die verschiedenen Möglichkeiten ausschöpfen und neben Gold auch kostengünstigere Materialien wie Metall oder Titan verwenden will.“
Der Plan ging auf. Das Labor Rager hat mittlerweile Kunden im gan- zen süddeutschen Raum und in der Schweiz und zählt sich zu den größten Dental-Labors in Deutschland. Auch Aufträge anderer Augsburger Labore, die nicht über einen derartigen Maschinenpark verfügen, werden bearbeitet.
Ganz so günstig wie die Asiaten kann Rager zwar nach wie vor nicht produzieren. Der Preisunterschied werde aber über Qualität und Service vor Ort ausgeglichen, heißt es. Auf diese Weise sei es tatsächlich gelungen, Aufträge zurückzuholen, mit dem Unternehmen zu wachsen und es auf wirtschaftlich gesunde Beine zu stellen. Rager beschäftigt rund 100 Mitarbeiter und hat Anfang 2017 größere Räume in einem Neubau im Sheridan-Park bezogen. Ohne die Digitalisierung, sagt Rager, wäre dies undenkbar gewesen.