Klingt nach mehr
Deutsche Nutzer mussten lange warten auf den Apple HomePod. Dafür kommt der vernetzte Lautsprecher mit einigen zusätzlichen Funktionen und einem Spitzen-Sound. Ein Problem gibt es dennoch, wie unser Test zeigt
vier Monate nach dem Start in den USA hat es Apples vernetzter Lautsprecher HomePod auch nach Deutschland geschafft. Auf den ersten Blick kommt der HomePod ziemlich spät zu dieser Party. Amazon hat schon seit drei Jahren seinen Lautsprecher Echo mit der SiriKonkurrentin Alexa im Programm. Google Home gibt es seit mehr als einem Jahr.
Doch es wäre nicht das erste Mal, dass Apple einen Markt von hinten aufrollt. Ein Vorteil des Wartens: Neben der deutschsprachigen SiriFunktion funktionieren inzwischen auch der Stereo-Betrieb mit zwei HomePods sowie die MehrzimmerFunktion, durch die sich im Haushalt verteilte Lautsprecher vernetzen lassen.
Die Einrichtung des HomePod ist kinderleicht: Man benötigt lediglich ein Apple-Gadget mit mindestens iOS-Version 11.2.5 (iPhone ab dem
5S, ein iPad der fünften oder ein iPod Touch der sechsten Generation). Einstellungen wie das WLANPasswort oder die iCloud-Daten werden in Sekunden auf den HomePod übertragen. Einen zweiten HomePod in unmittelbarer Nähe erkennt das System von alleine und bietet an, ihn für den Stereo-Betrieb zu konfigurieren.
Schon ein schneller Soundcheck zeigt: Der HomePod spielt klanglich in einer anderen Liga als die Mitglieder der Echo-Familie von Amazon. Das hat auch damit zu tun, dass die Ingenieure im Soundlabor in Cupertino einen anderen Ansatz verfolgen. Im HomePod steckt ein kräftiger A8-Chip (wie im iPhone
6S). Er analysiert nicht nur Sprachkommandos für Siri, sondern beeinflusst aktiv den Klang. Mit einer Technik, die Apple „Beamforming“(Richtstrahlverfahren) nennt, passen sich die sieben kreisförmig angeordneten Hochtöner an den jeweiligen Song und den Raum an.
Die sechs Mikrofone des HomePod hören nämlich nicht nur die Sprachbefehle für Siri. Sie erkennen beim Musikabspielen anhand der zurückkehrenden Schallwellen auch, ob der Lautsprecher mitten im Raum oder an einer Wand steht. Im letzteren Fall spielt der HomePod Hauptinstrumente wie den Gesang und den Sound der dominierenden Musikinstrumente nach vorne zum Hörer ab – und die Begleitelemente der Musik in entgegengesetzter Richtung zur Wand. Ihr Klang soll von der Wand abprallen und für ein räumlicheres Hörerlebnis sorgen.
Im Stereo-Betrieb teilen sich die beiden HomePods zusätzlich noch den linken und rechten Kanal, stimmen sich für eine synchrone Wiedergabe ab und vermeiden Interferenzen. Stellt man den Lautsprecher um, erkennt er das durch einen Bewegungssensor und löst eine neue Sound-Messung aus. Das Tuning dauert rund 15 Sekunden.
Tatsächlich klingt der HomePod exzellent, obwohl Apple auf Mittel- töner verzichtet. Egal, ob Pop, HipHop oder Rock gespielt wird: Die mittleren Töne wirken transparent, die Höhen absolut klar. Die Bässe des unterhalb des Touch-Displays eingebauten Tieftöners klingen nicht dumpf und klapperig wie bei etlichen anderen Lautsprechern, sondern tief und satt. Der Einsatz von zwei HomePods als Stereopaar verbessert das Hörerlebnis noch einmal drastisch, sowohl das Klangpanorama als auch die Bässe.
Wäre der Sound das alleinige Kriterium, würde der HomePod die vielen Konkurrenten in den Schatten stellen, selbst gute Lautsprecher wie den Sonos Play:1. Erst mit dem
Play:5 ist Sonos wieder mit etwas vollerem Sound im Vorteil. Der größte Sonos-Lautsprecher kostet mit 579 Euro aber auch deutlich mehr als der Apple HomePod für
349 Euro.
Allerdings kann der HomePod derzeit nur im Apple-Universum bestehen. Er ist das, was US-AmeriGut kaner einen „walled garden“nennen, also einen abgeschirmten Garten hinter einer Mauer. Alles ist bequem, sicher und funktioniert. Nur benötigt man für den vollwertigen Betrieb eines HomePod nicht nur ein aktuelles iOS-Gerät, sondern auch die entsprechenden MusikDienste mit dem Apfel-Logo.
Zwar kann man via AirPlay 2 vom iPhone aus beliebige Inhalte auf den HomePod streamen. Will man aber ohne iPhone, iPad, Apple TV oder iPod touch auskommen und direkt per Sprachkommando Musik auf dem HomePod abspielen, kommt man um ein Abo bei Apple nicht herum. Mit iTunes Match (25 Euro im Jahr) gelangt die eigene iTunesBibliothek in die Cloud und damit auch auf den HomePod. Und für knapp zehn Euro im Monat oder knapp 100 Euro im Jahr gibt es über Apple Music Zugriff auf rund 40 Millionen Songs.
Hier sind sowohl die AmazonGeräte als auch das Sonos-System viel flexibler und bieten etwa eine direkte Unterstützung für Spotify, um den Streamingdienst direkt auf den Lautsprecher zu bringen. Beim HomePod muss man für die Nutzung von Diensten außerhalb von Apple Music das iPhone oder iPad bemühen und den Sound auf den HomePod umleiten. Der HomePod versteht nur Siri, während andere Hersteller smarte Lautsprecher auf den Markt bringen, die mehrere Dienste unterstützen und beispielsweise neben Amazons Alexa einmal auch den Google Assistant an Bord haben werden.
Wenn demnächst auch andere Lautsprecher-Anbieter die Unterstützung von AirPlay 2 umsetzen, wird man sich aber zumindest ein Heimsystem aus Geräten verschiedener Firmen zusammenstellen können. Direkt am Lautsprecher kann man Siri zwar bisher nur auf dem HomePod nutzen – aber über die Sprachassistentin am iPhone wird man Befehle wie „Spiele Musik von Ed Sheeran im Wohnzimmer“auch für andere AirPlay-2-Geräte umsetzen können.
Die deutsche Siri auf dem HomePod krankt unterdessen an allen Schwächen ihrer iPhone-Schwester – nur dass sie bei reiner SprachKommunikation ohne eingebundenes Display noch auffälliger sind. Der englischen Siri spendierte Apple im vergangenen Jahr eine natürlichere Aussprache und andere Verbesserungen. Auf Deutsch spricht Siri dagegen oft holperig, leicht mechanisch und mit falsch betonten Worten. Der Kontrast wird besonders deutlich im Vergleich zur flüssigen Sprache von Amazons Alexa – bei der man genauso wie beim Google Assistant auch schnelle Rückfragen loswerden kann, ohne dass sie noch einmal das Weckwort hören muss. Auch Siri kann sich den Kontext für eine gewisse Zeit merken – muss aber bei jeder Frage erst mit „Hey, Siri“angesprochen werden.
Die HomePods können auch für die Sound-Ausgabe von der Fernsehbox Apple TV genutzt werden – sind allerdings bisher auf Musikwiedergabe zugeschnitten. Ein TVModus, bei dem die Dialoge zentriert und Sound-Effekte optimal präsentiert werden, ist in der BetaPhase. Der Ton von Games, die man auf dem Apple TV spielt, wird auch bei angeschlossenen HomePods auf dem Fernseher ausgegeben.
Um ein Apple Abo kommt man nicht herum