Feuilleton
Hat sich der Jazzclub übernommen?
Kurz vor der Sommerpause hat der Jazzclub Augsburg seine Mitglieder mit einem besonderen Anliegen aufgeschreckt: einem Spendenaufruf, weil der Verein in den Sommermonaten vor einer angespannten Kassenlage stehe. Zwar gebe es Einnahmen durch die Vermietung an das Theater Augsburg (für die aktuelle Tatort-Ausgabe), an das Konzertbüro und an ein neues Comedy-Format, aber diese Einnahmen würden zur Finanzierung des Clubs allein nicht ausreichen. Im Brief heißt es, dass die Misere auch daher rühre, dass die Stadt Augsburg immer noch keine institutionelle Förderung des Clubs auf die Wege gebracht habe.
Was ist da los mit dem Jazzclub Augsburg? So lange gibt es den Club in Augsburg noch nicht. Er ist vor sieben Jahren gegründet worden, hat seitdem kontinuierlich Mitglieder gewonnen. Vor drei Jahren ging ein schon am Anfang gehegter Traum in Erfüllung. Der Jazzclub mietete einen eigenen Kellerraum in der Philippine-Welser-Straße 11 an, in dem seitdem Jazzkonzerte und Jamsessions stattfinden. Wackelt der Verein jetzt aus finanziellen Gründen? Hat er sich mit den ClubRäumen übernommen?
Bloß keine Panik, sagt der erste Vereinsvorsitzende Sascha Felber. „Die große Krise im Jazzclub hat es vor anderthalb Jahren gegeben“, erklärt der Vereinschef. Damals habe der Jazzclub tatsächlich vor dem Aus gestanden: nicht aus finanziellen Gründen, sondern aus arbeitstechnischen. Der hohe organisatorische Aufwand, der mit den neuen Club-Räumen einherging, habe über anderthalb Jahre hinweg auf drei Vereinsmitgliedern gelastet. Das wäre auf Dauer nicht mehr gegangen. In der Krisensitzung damals sei der Kreis der Aktiven deutlich vergrößert worden.
Die Situation jetzt sei damit nicht zu vergleichen. „Im Augenblick geht es um die Finanzierung der Sommermonate.“Durch die Fußball-WM sei die Zeit, in der der Club-Betrieb ruhe und nur wenig Einnahmen generiert werden könnten, noch einmal vergrößert worden. Weil der Antrag nach einer institutionellen Förderung durch die Stadt Augsburg immer noch nicht entschieden sei, habe der Verein jetzt zu diesem ungewöhnlichen Mittel des Spendenaufrufs gegriffen. Und schon innerhalb weniger Tage sei die Reaktion der Mitglieder positiv. Sie spenden. „Im September geht es in die neue Saison, das Programm bis Februar 2019 ist bereits gedruckt und steht – ein tolles Pro- gramm.“Außerdem werden neben den eigenen Konzerten auch immer mehr Einnahmen durch Vermietungen generiert. Man werde dadurch auf rund 90 bis 100 Veranstaltungen kommen, um den Club wirtschaftlicher betreiben zu können.
Trotzdem hofft Felber, dass es bald ein Signal und einen Beschluss der Stadt Augsburg gibt, den Verein finanziell zu unterstützen. „Kein Jazzclub in Deutschland kann sich selbst tragen, alle bekommen eine Unterstützung“, sagt Felber – ob nun, um in die Region zu blicken, in München, in Nürnberg oder in Dachau. „Ohne Förderung geht es auf Dauer nicht.“
Im Kulturreferat der Stadt Augsburg ist man mit dem Anschreiben des Jazzclubs an seine Mitglieder wegen des Hinweises auf die städtische Förderung ein wenig unglücklich. „Der Verein muss noch ein wenig Geduld haben“, sagt Kulturreferent Thomas Weitzel. Einen Einzelbeschuss soll es in der Angelegenheit nicht geben. Wenn die Stadt Augsburg den Jazzclub finanziell unterstützt, dann müsse das in ein Gesamtkonzept eingebettet geschehen, indem auch die anderen ehrenamtlichen, vereinsgestützten Musikveranstalter berücksichtigt werden – zum Beispiel das Grandhotel Cosmopolis, das über das Jahr gesehen fast genauso viele Konzerte organisiere. „Die Pop- und Clubszene muss zusammen betrachtet werden“, sagt Weitzel. In die Haushaltsberatungen für 2019/20 sollen die Wünsche eingebracht werden.
Als Blaupause für das Vorgehen sieht Weitzel die Fördervergabepraxis innerhalb der freien Theaterszene. Diese ist auch als Gesamtes betrachtet worden. Von vornherein ausgeschlossen von städtischer Förderung seien kommerzielle Veranstalter. „Wir können mit der Förderung auch keine Arbeitsstellen finanzieren“, sagt Weitzel.
In die missliche Finanzsituation habe sich der Jazzclub allerdings selbst manövriert, findet der Kulturreferent. „Das Risiko war vorhersehbar“– vor allem wegen der Mietkosten der Club-Räume in bester Innenstadtlage. „Grundsätzlich sind wird dem Antrag aber wohlgesonnen“, so Weitzel. Auch er wisse, dass alle Jazzclubs Zuschussbetriebe seien.
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Termine Vor der Sommerpause steht am 3. Juli eine Jamsession im Jazzclub Augsburg an. Nach der Sommerpause geht es am 13. September mit einem Swing Konzert in die neue Saison. Dann treten „Echoes of Swing“im Rahmen ihrer Jubiläumstour zum 20 jährigen Be stehen im Jazzclub Augsburg auf.