Sperrte die Security Flüchtlinge ein?
Die Kriminalpolizei ermittelt gegen Sicherheitskräfte in der Donauwörther Erstaufnahme. Sie sollen Bewohner unrechtmäßig festgehalten haben. Und es gibt noch einen anderen Vorwurf
Donauwörth Wann immer die Donauwörther Erstaufnahme für Asylbewerber derzeit in den Fokus der Öffentlichkeit rückt, sind es keine guten Nachrichten, die dahinter stecken. Zuerst waren da die Randale, nach denen 30 Flüchtlinge in Untersuchungshaft saßen. Vor kurzem dann packte eine Helferin über die Zustände vor Ort aus, erzählte davon, wie sie körperlich angegriffen wurde und noch immer psychisch unter der Attacke leidet. Und jetzt gibt es wieder negative Schlagzeilen. Die haben aber nichts mit den Bewohnern der Asylunterkunft zu tun, sondern mit denen, die eigentlich für Sicherheit und Ordnung in der Einrichtung sorgen sollen: Die Kriminalpolizei ermittelt gegen Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes, der in der Asyl-Erstaufnahme tätig ist. Es geht unter anderem um Freiheitsberaubung.
Das Polizeipräsidium Schwaben Nord teilte am Donnerstagnachmittag mit, dass mehrere Beschäftigte im Verdacht stehen, „einzelne Bewohner der Unterkunft nach Sicherheitsstörungen unrechtmäßig innerhalb des Geländes festgehalten zu haben“. Die Ermittlungen wurden, so teilt die Polizei mit, „aufgrund von Verdachtsmitteilungen durch die Regierung von Schwaben“eingeleitet. Dort hält man sich bisher bedeckt. Viel könne er zu den derzeitigen Ermittlungen nicht sagen, erklärt Regierungssprecher KarlHeinz Meyer auf Nachfrage unserer Zeitung. Eines aber bestätigt er: Seit Donnerstag ist ein anderes Unternehmen mit der Überwachung in der Alfred-Delp-Kaserne beauftragt.
Neben den Mitarbeitern des Sicherheitsdienstes ist auch die Firma selbst ins Visier der Staatsanwaltschaft und Polizei geraten. Denn es geht nicht nur um eine mögliche Freiheitsberaubung, es steht auch der Vorwurf eines Betrugs im Raum. Geschädigter soll dabei die Regierung von Schwaben sein.
Die Behörde ist für die Einrichtung in Donauwörth zuständig und hat auch mit einem Sicherheitsunternehmen aus dem Donau-RiesKreis einen Vertrag geschlossen. Diese Firma hat nach Informationen unserer Zeitung wiederum mehrere andere Betriebe aus dieser Branche quasi als Subunternehmer engagiert. Erst im Frühjahr waren die Sicherheitskräfte in der Erstaufnahme aufgestockt worden. 20 sind dort tagsüber tätig, 18 in der Nacht. Die Männer und Frauen verrichten ihren Dienst in den Verwaltungs- und Unterkunftsgebäuden, an der Torwache oder laufen Streife. Was es mit dem möglichen Betrug der Sicherheitsfirma auf sich hat, dazu gibt die Polizei derzeit keine näheren Auskünfte.
Die Kriminalpolizei durchsuchte am Mittwoch mehrere Räumlichkeiten in Donauwörth und Nördlingen – und stellte umfangreiches Beweismaterial sicher. Es werde einige Zeit dauern, dieses auszuwerten. Weitere Details könnten derzeit nicht genannt werden. Man wolle die andauernden Ermittlungen nicht gefährden.
Nach Informationen unserer Zeitung richteten sich vor einigen Jahren schon einmal Ermittlungen gegen Mitarbeiter des Unternehmens. Damals ging es um den Verdacht der Scheinselbstständigkeit. Eine Mitarbeiterin der Firma wurde damals auch am Amtsgericht Nördlingen wegen Beihilfe zum Vorenthalten und Veruntreuen von Arbeitsentgelt zu einer geringen Geldstrafe von 600 Euro verurteilt. Sie war bei dem Security-Dienst faktisch beschäftigt gewesen, hatte offiziell aber als Selbstständige gearbeitet. Etwa 9000 Euro seien nicht an die Sozialversicherung gezahlt worden, lautete damals der Vorwurf. Der Geschäftsführer selbst wurde in einem späteren Prozess freigesprochen. Zuletzt traten am Amtsgericht mehrere Sicherheitsdienst-Mitarbeiter der Einrichtung als Zeugen oder Geschädigte auf. Die Vorwürfe, beispielsweise Beleidigung, richteten sich in diesen Fällen gegen Asylbewerber aus der Unterkunft.
Mittlerweile hat man sich von der Firma getrennt