So leben Muslime in Bayern
Wissenschaftler erkennen nach mehrjähriger Studie Probleme im Alltag der Menschen, die auch im Freistaat leicht lösbar wären
München Schätzungsweise 570 000 Muslime leben in Bayern. Ein Team des Erlanger Zentrums für Islam und Recht in Europa hat über mehrere Jahre hinweg den Alltag dieser Menschen untersucht. Die Ergebnisse der Studie haben die Wissenschaftler nun in München vorgestellt. Sie sollen der Politikberatung in Bayern dienen.
Die Studie beschäftigt sich mit Islamunterricht an Schulen, Schwierigkeiten beim Bestattungswesen, aber auch mit Salafisten und Islamhassern. Diese würden sich gegenseitig mit Hassparolen hochschaukeln und so den Zusammenhalt im Freistaat bedrohen, warnen die Forscher. Probleme mit kriminellen Familienclans und eine Paralleljustiz mit Scharia-Gerichten gebe es in Bayern nicht. Manchmal würden Imame zur Streitschlichtung bei Familienkonflikten hinzugezogen. Damit seien viele der Männer jedoch überfordert, erzählt Studienleiter Mathias Rohe. Daher brauche man dringend mehr Sozialarbeiter mit muslimischem Hintergrund.
Falls es doch zu Problemen zwischen Islam und bayerischem Recht komme, dann weniger aus theologischen, sondern vielmehr aus praktischen Gründen. Vieles ließe sich jedoch mit einfachen Mitteln lösen, glauben die Forscher. Falls beispielsweise eine vollverschleierte Frau einen Pass abholen will, könne eine Beamtin dafür mit ihr in ein Nebenzimmer gehen. Ein weiteres Beispiel für eine pragmatische Lösung sei die Schulbefreiung an muslimischen Feiertagen. Die sind nach bayerischem Recht zwar keine gesetzlichen oder geschützten Feiertage. An den Festen Ramazan Bayrami und Kurban Bayrami sind muslimische Schüler trotzdem ohne besonderen Antrag von der Schule befreit.
Ebenfalls lösbar seien die Probleme beim Bestattungswesen. Tote Muslime sollten innerhalb von 24 Stunden in einem Leintuch beerdigt werden. In Bayern ist eine Bestattung frühestens 48 Stunden nach dem Todeszeitpunkt erlaubt, außerdem gilt Sargpflicht. Während die Zeitsperre noch für keine Diskussionen gesorgt habe, ist eine Aufhebung der Sargpflicht nach Meinung der Forscher möglich. „Wir wären das 14. von 16 Bundesländern, das das erlaubt“, sagt Rohe.