Bäcker und Betriebsrat einigen sich vor Gericht
Bei Lechbäck gibt es Unstimmigkeiten zwischen der Führung und den Arbeitnehmervertretern. Am Freitag trafen sie sich beim Arbeitsgericht, begleitet von Protesten. Statt eines Rechtsstreits gibt es nun noch mal Gespräche
Augsburg/Gersthofen Die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten – kurz NGG – hat am Freitag eine Protestaktion vor dem Augsburger Arbeitsgericht organisiert. Der Anlass dafür war eine Klage des Betriebsrats der Bäckerei Lechbäck gegen das Unternehmen. Der Betriebsrat ist unzufrieden mit dem Arbeitsklima in dem Gersthofer Unternehmen. Unter anderem gibt es Kritik an einer Personalleiterin, die für das Verkaufspersonal in den Bäckereifilialen zuständig ist.
Die Bäckerei Lechbäck betreibt im Raum Augsburg derzeit 24 Filialen sowie einen Werksverkauf am Produktionsstandort in Gersthofen. Rund 80 Personen, überwiegend Frauen, sind im Verkauf bei Lechbäck tätig. Der Verkauf von Brezen, Semmeln und Co. über die Filialen ist das kleinere Geschäft. Rund 95 Prozent des Umsatzes machen die Backbetriebe mit dem Verkauf von Backwaren an Großkunden wie Discounter und Supermärkte. Tim Lubecki von der Gewerkschaft NGG sagt, es dränge sich der Verdacht auf, das Unternehmen wolle langjährige und deshalb besser bezahlte Verkäuferinnen loswerden. Sie fühlten sich von der Personallei- terin schlecht behandelt. Das Unternehmen weist diese Vorwürfe allerdings zurück.
Im Prozess vor dem Arbeitsgericht am Freitag ging es um eine Klage des Betriebsrats gegen die Bäckerei. Der Betriebsrat wollte mit der Klage die Einrichtung einer sogenannten Einigungsstelle erreiGersthofer chen. Dabei handelt es sich um ein Gremium, das je zur Hälfte mit Vertretern der Firmenleitung und des Betriebsrats besetzt ist. Moderiert wird es von einer neutralen Person. Ein Urteil fiel am Freitag nicht. Es gab einen Vergleich. Betriebsrat und Geschäftsführung einigten sich darauf, sich zunächst noch mal an einen Tisch zu setzen und miteinander zu reden. Erst wenn sich das Klima dann nicht verbessert, soll die Einigungsstelle eingerichtet werden. Das wäre mit Kosten für den Betrieb verbunden. Externe Berater, die sich der Betriebsrat in solch einem Verfahren dazu holt, müssen vom Unternehmen bezahlt werden.
Der Augsburger NGG-Sekretär Tim Lubecki zeigt sich nach der Gerichtsverhandlung gegenüber unserer Zeitung zufrieden. Er ist auch froh darüber, dass sich Lechbäck im Zuge der Einigung dazu bereit erklärt hat, die vom Betriebsrat kritisierte Personalleiterin bei einem Führungskräfteseminar zu schulen. Lechbäck-Geschäftsführer Martin Grebner sagte bei dem Termin vor dem Arbeitsgericht, er sei jederzeit zu Gesprächen bereit.
Spannend wird in nächster Zeit auch die Frage, wie es im Tarifkonflikt bei den Gersthofer Backbetrieben weitergeht. Der Betrieb mit an die 500 Mitarbeitern ist vor einigen Monaten aus dem Arbeitgeberverband ausgestiegen. Die Firmenleitung begründet es damit, dass die Firma aktuell Verluste mache und deshalb dringend sparen müsse. Die per Tarifvertrag für dieses Jahr vorgesehenen Lohnerhöhungen könne man deshalb den Mitarbeitern nicht gewähren. Ziel sei es, das Unternehmen auch durch Investitionen wieder profitabel zu machen. Denkbar wäre auch ein eigener Haustarifvertrag für die Gersthofer Backbetriebe. Gegenüber unserer Redaktion zeigten sich beide Seiten offen für entsprechende Gespräche.