Wenn nur eine einzige Schraube fehlt
An Schlaf ist nicht zu denken. Mir steht ein Langstreckenflug nach New York bevor, der Wecker klingelt um fünf Uhr. Früh morgens komme ich in München am Flughafen an. Müde, unausgeschlafen, aber entspannt – der Flug geht ja erst um zehn Uhr. Um neun Uhr schallt die erste Durchsage an die Passagiere des Fluges DLXXX durchs Terminal: Das Flugzeug sei bereits da, doch man müsse ein Rad reparieren. Der Start werde sich verzögern. Na gut, Zeit, frühstücken zu gehen und mit dem Bruder zu telefonieren.
Zehn Uhr, Durchsage die Zweite: Es sei doch nicht nur das Rad betroffen, sondern die Achse. Der Start werde sich um eine weitere Stunde verzögern. Die Mechaniker seien dran. Bohhh! Na gut, Sicherheit geht vor. Zeit, den Duty Free Shop zu erkunden.
Elf Uhr, Durchsage die Dritte: Man bedaure es sehr, aber es fehle eine kleine Schraube. Die Mechaniker seien auf der Suche. Im Ernst? Na gut, Zeit zu lesen. Ein Uhr, keine Durchsage. Puh! Ich warte am Gate. Der Mann neben mir hat sich quergelegt und schnarcht. Ich bin müde. Aber Schnarchen ist keine Option. Ich will den erlösenden Moment nicht verpassen.
Drei Uhr, Durchsage die Vierte: Den Mechanikern sei es gelungen, die Achse zu reparieren. Wir können boarden. Rein ins Flugzeug. Handgepäck verstaut. Angeschnallt. Sicherheitshinweisen gelauscht. Es geht los.
Pilotendurchsage die Erste: Weil wir später starten als geplant, müssen wir auf ein freies Zeitfenster zum Abheben warten. Der Flugraum sei voll. Mich kann das nicht erschüttern – ich sitze im Flieger.
30 Minuten später. Pilotendurchsage die Zweite. Der Flug sei gecancelt. Die Piloten und die Crew hätten ihre erlaubte Arbeitszeit überschritten. Busse würden uns abholen und zurück zum Terminal bringen, Hotels seien gebucht.