Der Schlüssel zur beruflichen Zukunft
128 Absolventen verabschieden sich stilvoll von ihrer Leonhard-Wagner-Realschule Schwabmünchen
Schwabmünchen
„Vergessen Sie nie zu leben“– mit diesem lebenserfahrenen Hinweis verabschiedete Bürgermeister Lorenz Müller für die Stadt Schwabmünchen die 128 Absolventen der Leonhard-WagnerRealschule. Alle haben die Prüfungen der Mittleren Reife erfolgreich bestanden und „jetzt halten Sie den Schlüssel zur beruflichen Zukunft in den Händen“, sagte die stellvertretende Landrätin Sabine Grünwald. Die besten Abschlussnoten erzielten Ramona Beckel und Alexandra Berenike Braun. Und das Moderatorenpaar Maria Knoll und Lukas Zwerger präsentierte ein Programm, das gute Laune aufkommen ließ.
Das frühzeitige Ausscheiden der deutschen Fußballnationalmannschaft scheint die Nation auch in der Region tief ins Mark getroffen zu haben, denn die Redner hatten ihre Ansprachen mit zahlreichen Hinweisen auf die vergangene Weltmeisterschaft gespickt, so auch Realschulleiter Markus Rechner. Er sah gravierende Unterschiede zur „Gurkentruppe in Russland“. Im Gegensatz zu elf übersättigten und ziellosen Millionären auf dem Platz hätten 128 siegeswillige Schüler schwitzend an den Tischen der Mensa gesessen ohne Pause und Bezahlung. Bei so viel Teamgeist und Elan hätten „unsere Nationalspieler in Russland die Weltmeisterschaft für die nächsten 20 Jahre klarmachen können“. In ihrer Laudatio hatte Grünwald angekündigt, dass der Landkreis demnächst die Sporthalle sowie das Schwimmbad erneuern würde. Diese Vorlage griff Rechner auf, als er eine ausgezeichnete schulische Ausstattung hervorhob. Als Sachaufwandsträger ermögliche es der Landkreis der Leonhard-Wagner-Realschule, viele Projekte und Ideen umzusetzen.
Die Aushändigung der Zeugnisse durch Schulleiter Rechner glich fast einer Modenschau: Junge Damen kamen in langen Kleidern auf teilweise sehr hohen Schuhen auf die Bühne, junge Männer schritten mit ernsthafter Miene im eleganten dunklen Anzug zum letzten offiziellen Akt in dieser Schule – insgesamt
128 Schüler, klassenweise von der
10a bis zur 10e. Auch ein überzeugender Auftritt der Organisatoren: Auf einer Leinwand im Hintergrund wurde von jedem Schüler ein Kinderfoto mit dem Namen und den Berufsabsichten eingespielt. Aber auch die Bürgermeister ihrer jeweiligen Gemeinde waren eingebunden, denn zu den nachfolgenden Ehrungen der besten Absolventen bis zur Note 1,5 (siehe Infokasten) kamen die Bürgermeister gleich mit auf die Bühne. „Hurra, es ist ein Junge“, dieser Ausruf Rechners hat- nichts mit Nachwuchs zu tun. Eher damit, dass mit Samuel Weiß nur ein „Quotenmann“unter den Besten war. Sein Schulleiterkollege vom Leonhard-Wagner-Gymnasium hatte die jungen Damen ermuntert, es nächstes Jahr den Jungen mal wieder zeigen. Dort hatte beim Abitur die Männerwelt dominiert.
Als Rechners Vertreter, Felipe Garcia, die Absolventen mit den Worten „ich entlasse Sie aus der Leonhard-Wagner-Realschule“verabschiedete, lag bereits ein äußerst kurzweiliges Programm hinter den Absolventen, Lehrern und Eltern. Die musikalische Eröffnung durch die Percussiongruppe und Bewegungskünstler begeisterte ebenso wie die Gesangseinlagen von Yvonne Weimann (Klasse 10 b). Fast wie ein Profi hatte sie die Stadthalle mit den Megahits „Simply The Best“(Tina Turner, 1991) und „I Love Rock’n’Roll“(Joan Jett, 1982) gerockt. Den Schlussakzent setzte Leonie Fichtel (10c). Mit einem sehr emotionalen Song, ihrem selbst komponierten „Meet Again“, spielte und sang sie sich in die Herzen der Zuhörer.
Das Programm bot einen Querschnitt durch die Talente der Schwabmünchner Realschule. Die im Hintergrund mitwirkenden jüngeren Schüler hatten die Technik voll im Griff – vielleicht ein Ergebnis der Technikkompetenz dieser Schule. So wird unter anderem Robotik als Wahlfach angeboten. Aber es gab auch Einblicke in die sportliche Kreativität. Die Akrobatikgruppe aus dem Wahlfach „Schulzirkus Lewazi“unterhielt mit einer Einlage ebenso wie die Tanzgruppe Perfect Style. Ganz ante ders gelagert die souveräne Abschiedsrede der Schülersprecherin Maria Knoll. Fast etwas wehmütig blickte sie zurück, denn „viele werden sich, zumindest vorerst, aus den Augen verlieren“. In einem Bogen von der Einschulung als Erstklässler bis zum Entlasstag aus der Realschule beschrieb sie den menschlichen Wachstumsprozess zu einer Persönlichkeit. Für die junge Frau scheint es, „als wäre Wachsen da A und O auf dem Weg zum Erwachsensein“. Ganz schön erwachsen seien sie geworden. „Nur unsere Eltern und Lehrer sehen das komischerweise irgendwie anders.“Aber es muss auch eine unterhaltsame Schulzeit an der Realschule gewesen sein: Segelturns auf dem niederländischen Ijsselmeer, der Trip an die Côte d’Azur oder die Parisfahrt mit unfreiwilligem Stop wegen eines
Unfalls; alles Erfahrungen, die zusammenschweißen. Aber sie erwähnte auch „dankbar“das gelegentliche Verwehren von Verständnis durch die Lehrer zum Aufzeigen von Grenzen. Maria Knoll wechselt nach den Ferien in die Übergangsklasse des Schwabmünchner Gymnasiums. Überhaupt beabsichtigen viele von Rechners Nochschützlingen den durchlässig gewordenen Weg zum Abitur und bleiben so dem Leonhard-Wagner-Schulzentrum erhalten. Die Realschule ist 1993 aus dem damaligen LeonhardWagner-Gesamtschulversuch (1972 bis 1993) hervorgegangen. Andere Absolventen wollen einen Lehrberuf ergreifen oder ihre Karrierechancen in der öffentlichen Verwaltung ausloten. Die allerwenigsten Absolventen beabsichtigen, sich eine längere Auszeit zu nehmen.