Koenigsbrunner Zeitung

Aus 400 Herzen erklingt es wie ein Gebet

Schürzenjä­ger spielen in einer nicht ausverkauf­ten Halle. Und der Veranstalt­er zeigt sich enttäuscht

- VON CLAUDIA DEENEY

„Was fehlt noch?“fragt Sänger Stevy Wilhelm nach rund zweieinhal­b Stunden Schürzenjä­gerzeit das Publikum. „Sierra Madre“, schallt es ihm entgegen, zwar nicht ganz, wie in dem berühmten Lied besungen, aus tausend Herzen aber doch einigen hundert Kehlen. Dieses Lied kennen nicht nur Schürzenjä­gerfans und so ist es bei dieser speziellen Zugabe auch kein Wunder, dass die Besucher des ersten Musikevent­s beim diesjährig­en Königsfest­ival in der Eisarena den Sänger eigentlich gar nicht brauchen. Den Text kennen alle auswendig und singen so lautstark mit, dass es der Liedzeile „Und aus tausend Herzen erklingt es wie ein Gebet“alle Ehre macht.

Zuvor boten die Schürzenjä­ger Polka, Alpenrock und Hardrocks und bewiesen eine enorme Bandbreite ihres musikalisc­hen Könnens.

„Die haben es einfach drauf, die können einfach alles“, so lautet der Kommentar von Tobias Frömel. Der junge Mann ist absoluter Schürzenjä­gerfan. Die aktuellen Songs kommen gut an, ganz klar, aber mit den Klassikern erreichen die Schürzenjä­ger, dass ihr Publikum mitsingt, klatscht und auch tanzt. Bei Liedern wie den „Jodelautom­at“oder „Logo Logo alles Logo“kommt einfach gute Laune auf, die sich noch steigert, als Bassist Andreas Marsberger die Rolle des Sängers übernimmt und mit rauer Stimme Legenden der Rockmusik präsentier­t: Klassiker wie „Hey Jude“, „Summer of ’69“oder „I Want to Break Free“.

Und gut gelaunt sind die Gottväter des Alpenrocks, wie sie in einem Artikel des Nachrichte­nmagazins Focus benannt werden, obendrein. Was gar nicht so selbstvers­tändlich ist in dieser Freitagnac­ht. Was die Fans nicht wissen können, ist, dass der Bus der Band eine Panne hatte und die Musiker daher rund drei Stunden später als geplant in der Brunnensta­dt eintrafen, wie Veranstalt­er Christian Kunzi gegenüber unserer Zeitung erzählt.

Und was die bekannte Band wohl nicht so oft erlebt, ist eine nicht ausverkauf­te Halle. Rund 400 Besucher sind auch für Kunzi etwas enttäusche­nd – und vor allem auch nicht sehr motivieren­d, ein Festival dieser Art weiter zu gestalten.

Der Stimmung tut dies keinen Abbruch. Frontman Stevy zeigt sich trotz des Anreisestr­esses bester Laune und fordert die Fans einfach auf, die geringere Zahlenmeng­e, durch lauteres Mitsingen auszugleic­hen. Auch will er gerne wissen: „Wo ist denn bitte hier das Eis? Es ist auf der Bühne in der Eisarena nämlich ganz schön warm.“

Dafür ist auch die aufwendig gestaltete Anlage verantwort­lich, die die Schürzenjä­ger ins richtige Licht rückt. Die Tontechnik sorgt für besten Sound, was auch Zuhörer Hermann Pfister bestätigt: „Die Schürzenjä­ger hören sich super an, Gesang und Instrument­e sind prima ausgesteue­rt.“Bei Boxweltmei­sterin Tina Schüssler, die als Warm-up zu Play-back-Musik ihre Songs präsentier­t, ist der Sound noch etwas wuchtig, auch wenn die Stimme der bekennende­n Schürzenjä­gerin warm und kraftvoll ertönt und ihre Fans begeistert.

Ohne Zugabe gehen die Schürzenjä­ger nicht. „Passt schon“beantworte­t Stevy die Rufe nach mehr aus dem Publikum und singt das gleichnami­ge Lied. Und auch nach dem „Sierra Madre“wollen die Fans ihre Schürzenjä­ger nicht von der Bühne lassen. Mit dem instrument­al dargeboten­en „Zillertale­r Hochzeitsm­arsch“schaffen es die Musiker sogar, einige der Besucher zu TanzPolkae­inlagen zu animieren. Und können auch danach nicht aufhören, weil die Fans einfach noch mehr wollen und ein letztes Mal „Sierra Madre“bekommen.

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Foto: Claudia Deeney Die Schürzenjä­ger begeistert­en mehr als zweieinhal­b Stunden ihre Fans auf dem Kö nigsfestiv­al.

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