Die Oldtimer unter den Obstbäumen
Im Supermarkt sind sie ein Ladenhüter und deshalb droht das Aussterben. Jetzt sucht das Landratsamt alte Obstsorten. Denn die sind gesund für Mensch und Umwelt
Pink Lady und Granny Smith kennen heutzutage bestimmt die meisten aus dem Supermarkt, aber erinnern sie sich auch noch an den Schönen aus Boskoop? Die Apfelsorte ist wie viele andere Obstsorten in Vergessenheit geraten, da sie von neuen Sorten verdrängt wurden. Deshalb sollen spezielle Obstbaumsorten im Raum Augsburg vor dem Aussterben gerettet werden.
„Je älter, desto interessanter“heißt es im Aufruf des Landratsamts Augsburg. Hierbei wird darum gebeten sich zu melden, wenn sich ein schon etwas älterer Obstbaum im Garten befindet. Wozu das Ganze? Das Obst der Baumsorten, die heutzutage gezüchtet werden, schmeckt vielleicht besser und sieht besser aus, aber trotzdem sind moderne Obstbaumsorten nicht so resistent gegen Krankheiten wie die traditionellen Varianten.
Beispielsweise bei den Äpfeln gibt es die alten Sorten wie Cox Orange oder Boskoop, die sich selbst noch vor Pilzbefall und Insekten schützen können. Sie besitzen nämlich die sogenannten Polyphenole, die ihnen dabei helfen. Leider entziehen diese den süßen Geschmack und machen den Apfel sauer. Sie sorgen auch dafür, dass die Äpfel schneller braun werden.
Im Supermarkt kommt ein brauner Apfel allerdings nicht so gut an, obwohl die älteren Sorten weitaus gesünder und sogar für Allergiker verträglicher sind. Auch durch die modernere Aufzucht haben sich die Äpfel stark verändert. Schöne, große Apfelbäume sind mittlerweile eine Seltenheit. Der Grund dafür ist, dass die Obstbäume bei der Zucht so klein wie möglich gehalten werden, damit die Ernte einfacher ist.
Sollten Sie einen der älteren Einzelstücke in ihrem Garten haben, könnten Sie dabei helfen, diese vor dem Aussterben zu bewahren. Zunächst einmal wird dieser dann von dem Pomologen Hans-Thomas Bosch genauestens untersucht. Das Alter und die genaue Art eines Baumes zu bestimmen, ist ein Fall für Experten. Der Pomologe wird sich genaustens die Farbe, den Geruch und das Fruchtfleisch des Obstes ansehen. Er braucht für die Bestimmung aber nicht nur eine Frucht, sondern meistens nimmt er vier, eine von der Süd- und eine von der Nordseite sowie eine von oben und eine von unten. Bernhard Frey erklärt so die aufwendige Arbeit des Pomologen, die sich auch auszahlen soll.
Der staatliche Obstgarten in Schlachters ist dafür vorgesehen, die gefundenen, alten Obstbaumsorten zu sichern. Aber keine Sorge, ihr Baum wird nicht aus ihrem Garten geklaut werden, sondern lediglich ein Trieb. Anschließend wird der Trieb durch Edelreisgewinnung und Auspflanzung Teil des Obstgartens in Schlachters.
Durch die Edelreisgewinnung und den Erhalt der Artenvielfalt können wieder ganz neue Züchtungen entstehen, die dann die Krankheitsresistenzen der alten, regionalspezifischen Sorten übernehmen. Diese Krankheitsresistenzen könnten bestenfalls dazu führen, dass Züchter in Zukunft nicht mehr so viel Pflanzenspritzmittel einsetzen müssen.
Kreisfachberater Bernhard Frey zufolge können sich Züchter in dem Obstgarten in Schlachters Sorten zum Kreuzen aussuchen, dadurch können die neuen Obstbaumsorten die natürlichen Schutzmittel der alten Sorten aufnehmen.
O Obstbaumbesitzer Wenn Sie einen alten Obstbaum haben, melden Sie sich bis zum 1. August bei Kreisfachbera ter Bernhard Frey unter bern hard.frey@lra a.bayern.de oder telefo nisch unter 0821/31 02 23 34