Keine Ruhe im Kaeser-Reich
Dass Joe Kaeser Siemens kräftig umbauen will, beichtete er Journalisten ausführlich. Doch der Manager hat der Öffentlichkeit bisher standhaft vorenthalten, wie viele Stellen diese Verlagerung von Tätigkeiten aus den Zentralen in die Geschäftsbereiche kosten könnte. Nach einem Bericht versorgte der Unternehmens-Chef Finanz-Analysten offenbar mit konkreten Informationen. Danach könnten bis zu 20000 von insgesamt 370000 Arbeitsplätzen wegfallen. Die Zahl scheint aber viel zu hoch gegriffen zu sein. Vor allem hat das SiemensManagement noch nicht die Rechnung mit der IG Metall gemacht. Die Gewerkschaft wird kräftig und sicher erfolgreich Widerstand leisten. Wie einflussreich die Arbeitnehmervertreter sind, hat sich in der Kraftwerkssparte gezeigt. Hier stürmte Kaeser erst vor, um nach öffentlicher Empörung – auch seitens der Politik – Kompromisse zu suchen, zumal vor allem ostdeutsche Standorte betroffen sind. Bei Siemens wird alles nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird.
Was aber klar ist: Der KonzernLenker scheint fest entschlossen, aus dem Tanker Siemens endgültig viele Schnellboote zu machen, die auf Digitalisierungskurs gehen. Bürokratischen Ballast will er abwerfen, etwa Doppelfunktionen auf Konzern- wie Divisionsebene abschaffen. Andererseits baut Kaeser in Zukunftsfeldern massiv tausende Stellen auf. So ist Siemens längst auch ein erfolgreicher SoftwareKonzern, der im Industriebereich Standards setzt. Letztlich – und damit muss ein gut bezahlter Manager leben – dominiert die Kritik am Job-Abbau das Image des Konzerns, selbst wenn die Arbeitsplatz-Bilanz insgesamt stimmt.