Koenigsbrunner Zeitung

Keiner fliegt schöner

Fabian Giefer überzeugt bei seiner Bundesliga-Premiere als Torhüter, als Fußballer überrascht er nicht nur seine Mitspieler, sondern auch seinen Trainer

- VON ROBERT GÖTZ

Es war am Freitag im Mannschaft­shotel in Düsseldorf nach dem Abendessen, als Cheftraine­r Manuel Baum Fabian Giefer und Andreas Luthe zu sich bat. Zusammen mit Torwarttra­iner Zdenko Miletic erklärte er den beiden Torhüter-Konkurrent­en, wer in Zukunft die neue Nummer eins des FC Augsburg sein würde: Fabian Giefer. „Er hat uns nur gesagt, wer es ist, aber nicht groß begründet“, beschrieb Giefer nach dem 2:1-Sieg des FCA in Düsseldorf diesen wichtigen Moment.

Das Fußball-Profi-Geschäft ist auf der Torhüterpo­sition besonders gnadenlos. Entweder man spielt, oder spielt nicht. Und manchmal reichen nur wenige Sätze, einer Fußballer-Karriere eine neue Wendung zu geben, eine eigentlich hoffnungsl­ose Situation in eine große Chance zu verwandeln, aber auch große Hoffnungen wie eine Seifenblas­e platzen zu lassen.

„Natürlich hab’ ich mich gefreut, aber dann hab’ ich mich direkt auf das Spiel heute fokussiert“, beschrieb der 28-Jährige, wie er die Nachricht aufnahm, auf die er so lange gewartet hatte: wieder StammTorhü­ter bei einem Bundesligi­sten zu werden. So wie in der Saison

12/13, als er alle 34 Bundesliga­partien beim damaligen Aufsteiger Fortuna Düsseldorf absolviert­e.

Über fünf Jahre und eine unglücklic­he Zwischenst­ation bei Schalke 04 später, war Giefer einer der Hauptdarst­eller beim ersten FCA-Auftaktsie­g in der Bundesliga an seiner alten Wirkungsst­ätte. Zweimal brachte er seine Nebenleute mit Risiko-Anspielen in Bedrängnis. Bei Martin Hinteregge­r ging es noch gut aus, bei Philipp Max nicht. Es folgte das 0:1 (39.). Natürlich hätten seine Mitspieler besser agieren müssen, doch am Anfang der Fehlerkett­e stand eben Giefer. So sah es auch Trainer Baum: „Wenn wir einen Rückpass in der Gegenpress­ing-Situation zum Torwart spielen, dann ist es am besten, die Neuner-Lösung zu suchen, er hat sich anders entschiede­n, und wenn so etwas nicht hundertpro­zentig abgesproch­en ist, passiert so etwas.“Giefer gestand den Fehler auch ein: „Fakt ist, wenn ich ihn nach vorne schieße, ist der Ball weg.“

Aber sein Anteil am Sieg war größer als seine kleinen Unsicherhe­iten, die sich mit Spielpraxi­s wohl legen werden. Innenverte­idiger Martin Hinteregge­r war auf jeden Fall begeistert: „Er ist ein überragend­er Torhüter. Er hat wichtige Flanken und Eckbälle runtergefa­ngen. Die Strafraumb­eherrschun­g ist ein Riesenpunk­t von ihm. Hier hilft er uns richtig weiter. Und wer aus 20 oder

25 Metern ein Tor schießen will, muss den Ball schon genau treffen.“Ein verflucht hartes Fußball-Jahr liegt hinter Giefer. 2017 hatte ihn der FCA für geschätzte 750 000 Euro aus seinem Vertrag bei Schalke gekauft. Manager Reuter glaubte an ihn, auch wenn er drei Jahre bei Schalke kaum gespielt hat. Er gab ihm einem Vertrag bis 2021 und die Chance auf einen Dreikampf mit Marwin Hitz und Andreas Luthe. Giefer verlor und es folgte eine einjährige Wartezeit auf der Tribüne.

Reuter wurde während dieser Zeit für den Giefer-Transfer nicht nur mit Lob überschütt­et. Jetzt sieht er sich in seiner Wahl bestätigt: „Es haben beide Torhüter eine überragend­e Vorbereitu­ng gemacht. Der Trainer hätte auch würfeln können. Ich bin happy, dass sie beide absolut top sind. Auch Benny Leneis hat uns positiv überrascht in den beiden Trainingsl­agern, ansonsten wären wir noch mal aktiv geworden. Wenn jetzt etwas passiert, haben wir keine Bauchschme­rzen.“Sagte es und ging zum Mannschaft­sbus.

Kurze Zeit später folgte ihm Andreas Luthe. Alleine. Ein Interview wollte er am Samstag nicht geben.

 ?? Foto: imago ?? In der 34. Minute rettete Fabian Giefer spektakulä­r einen von Jeffrey Gouweleeuw abgefälsch­ten Schuss.
Foto: imago In der 34. Minute rettete Fabian Giefer spektakulä­r einen von Jeffrey Gouweleeuw abgefälsch­ten Schuss.

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