Er gibt dem Korb einen Korb
Matthias Stöhr aus Königsbrunn ist Ballonfahrer, allerdings nicht ganz im üblichen Sinn. Denn als Cloud Hopper hängt er alleine auf einem schmalen Sitz unter dem Sportgerät. Der Unterschied fällt auch beim Landen auf / Serie (Teil 4)
Königsbrunn
Ein komischer oder gar verrückter Vogel ist Matthias Stöhr ganz sicher nicht, aber „frei wie ein Vogel“so fühlt er sich schon relativ regelmäßig. Denn tatsächlich ist er auch dort unterwegs, wo man die gefiederten Lebewesen oft antreffen kann, nämlich in der Luft. Und zwar als „Cloud Hopper“, frei übersetzt als Wolkenhüpfer. Genauer beschrieben ist Stöhr ein Ein-MannBallon-Fahrer.
Heißluftballone kennt man und sieht man auch in der Region häufig, aber was der 47-jährige Familienvater als Sport betreibt, ist seltener zu sehen. Nur auf einer recht einfachen Sitzkonstruktion hebt er ab oder wie er selbst es beschreibt: „Eigentlich ist es eine Art Holzbrett und gesichert bin ich mit einem Vier-PunktGurt wie Rennfahrer oder Jetpiloten ihn benutzen. So sitze ich direkt unter dem Ballon und ab geht es in die Luft.“
Normalerweise läuft das auch genauso sanft wie Ballone, die den üblichen Korb unter sich haben. Aber beim Start auf der Gautsch Ende Juni (wir berichteten), hatten sich seine Kollegen einen kleinen Streich erlaubt, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung erzählt: „Die haben den Ballon aufgeblasen und ihn dabei aber ziemlich nach unten gedrückt und dann auf einmal losgelassen.“Der Effekt war ein DanielDüsentrieb-Start, den auch er selbst so nicht erwartet hatte. Gefährlich sei das aber zu keinem Zeitpunkt gewesen, betont er und auch sei dieses Ein-Mann-Ballon-Fahren keineswegs ein riskantes Hobby. „Denn ich bin ein bekennender Schönwetter-Fahrer“, sagt er.
Im Prinzip gelten genau die gleichen Regeln wie beim Ballonfahren mit Korb. Sobald böiger Wind, Nebel oder Niederschlag angesagt sind, geht Stöhr nicht in die Luft. Seit 1992 hat er die Pilotenlizenz zum Ballonfahren, damals war er einer der jüngsten Piloten überhaupt. Was trieb den damals 20-Jährigen denn zu so einem Hobby? Er sei fa- miliär vorbelastet, sein älterer Bruder gehört ebenfalls zur Zunft der Ballonfahrer. Stöhr ist Mitglied des Vereins Ballonfreunde Lechfeld und der Ein-Mann-Ballon hat ihn schon lange fasziniert. „Ich habe zusammen mit drei weiteren Kollegen re- gelmäßig im Internet nachgeschaut, weil so eine Anschaffung ist ja nicht ganz preiswert“, führt er aus.
Anfang Februar 2018 war es dann soweit, zu viert haben sie sich den Wunsch erfüllt und Stöhr schwärmt von seinem Ballon: „Er schimmert im Sonnenlicht so schön blau und silber.“Und ist zudem sogar ein richtiger Star. Denn der Ballon ist im Werbefilm der Automarke Land Rover zu sehen und zu bewundern. Der Film ist im Internet zu finden bei Youtube unter „Jo Bailey Cloud Hopper Land Rover Freelander“. Der Unterschied zum Ballonfahren mit Korb ist für ihn: „Ich bin da ganz allein in der Luft und kann mal richtig abschalten und es ist ein urtümlicheres Gefühl.“So ganz allein ist er meist nicht, da er mit den Kollegen (Ballon mit Korb) zusammen aufsteigt. Er braucht schließlich ebenfalls das Team um seinen Ballon startklar zu machen und landet meist auch dort, wo die Kollegen mit dem Korb landen. Denn da hat er Platz für seinen Ballon und fährt mit dem Verfolgerwagen wieder zurück. Der Funk ist der gleiche und dank der modernen Technik kann seine Frau per App verfolgen, wo er sich befindet.
Sie unterstützt ihn und sammelt ihn auch des Öfteren wieder ein. Meist ist auch der fünfjährige Sohn des Cloud Hoppers dabei und der fiebert schon seiner ersten Fahrt im
Keine Ambitionen auf Wettbewerbe
Korb eines Heißluftballons entgegen. Anfangs sei seine Frau schon etwas skeptisch gewesen, als er sich sein neues Spielzeug anschaffte, aber es sei wirklich ganz ungefährlich beteuert er. Bis auf die Landungen, wie er selbst lachend zugibt: „Das geht manchmal schon auf die Kniescheiben“.
Cloud Hopper spielen eine eigene Rolle in der Luftfahrt und erst seit 1979 sind die trichterförmigen Ballons mit einer Person in dieser Art entwickelt. Um als Cloud Hopper in die Luft zu gehen, braucht man genau den gleichen Pilotenschein, wie beim großen Ballon und wer will, kann sich auch an Wettbewerben weltweit beteiligen. Das hat Matthias Stöhr aber nicht vor. Denn genau wie das Ballonfahren mit Korb, übt er auch sein neues Hobby aus, nämlich wie er sagt: „Just for Fun“.