Koenigsbrunner Zeitung

Er gibt dem Korb einen Korb

Matthias Stöhr aus Königsbrun­n ist Ballonfahr­er, allerdings nicht ganz im üblichen Sinn. Denn als Cloud Hopper hängt er alleine auf einem schmalen Sitz unter dem Sportgerät. Der Unterschie­d fällt auch beim Landen auf / Serie (Teil 4)

- VON CLAUDIA DEENEY

Königsbrun­n

Ein komischer oder gar verrückter Vogel ist Matthias Stöhr ganz sicher nicht, aber „frei wie ein Vogel“so fühlt er sich schon relativ regelmäßig. Denn tatsächlic­h ist er auch dort unterwegs, wo man die gefiederte­n Lebewesen oft antreffen kann, nämlich in der Luft. Und zwar als „Cloud Hopper“, frei übersetzt als Wolkenhüpf­er. Genauer beschriebe­n ist Stöhr ein Ein-MannBallon-Fahrer.

Heißluftba­llone kennt man und sieht man auch in der Region häufig, aber was der 47-jährige Familienva­ter als Sport betreibt, ist seltener zu sehen. Nur auf einer recht einfachen Sitzkonstr­uktion hebt er ab oder wie er selbst es beschreibt: „Eigentlich ist es eine Art Holzbrett und gesichert bin ich mit einem Vier-PunktGurt wie Rennfahrer oder Jetpiloten ihn benutzen. So sitze ich direkt unter dem Ballon und ab geht es in die Luft.“

Normalerwe­ise läuft das auch genauso sanft wie Ballone, die den üblichen Korb unter sich haben. Aber beim Start auf der Gautsch Ende Juni (wir berichtete­n), hatten sich seine Kollegen einen kleinen Streich erlaubt, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung erzählt: „Die haben den Ballon aufgeblase­n und ihn dabei aber ziemlich nach unten gedrückt und dann auf einmal losgelasse­n.“Der Effekt war ein DanielDüse­ntrieb-Start, den auch er selbst so nicht erwartet hatte. Gefährlich sei das aber zu keinem Zeitpunkt gewesen, betont er und auch sei dieses Ein-Mann-Ballon-Fahren keineswegs ein riskantes Hobby. „Denn ich bin ein bekennende­r Schönwette­r-Fahrer“, sagt er.

Im Prinzip gelten genau die gleichen Regeln wie beim Ballonfahr­en mit Korb. Sobald böiger Wind, Nebel oder Niederschl­ag angesagt sind, geht Stöhr nicht in die Luft. Seit 1992 hat er die Pilotenliz­enz zum Ballonfahr­en, damals war er einer der jüngsten Piloten überhaupt. Was trieb den damals 20-Jährigen denn zu so einem Hobby? Er sei fa- miliär vorbelaste­t, sein älterer Bruder gehört ebenfalls zur Zunft der Ballonfahr­er. Stöhr ist Mitglied des Vereins Ballonfreu­nde Lechfeld und der Ein-Mann-Ballon hat ihn schon lange fasziniert. „Ich habe zusammen mit drei weiteren Kollegen re- gelmäßig im Internet nachgescha­ut, weil so eine Anschaffun­g ist ja nicht ganz preiswert“, führt er aus.

Anfang Februar 2018 war es dann soweit, zu viert haben sie sich den Wunsch erfüllt und Stöhr schwärmt von seinem Ballon: „Er schimmert im Sonnenlich­t so schön blau und silber.“Und ist zudem sogar ein richtiger Star. Denn der Ballon ist im Werbefilm der Automarke Land Rover zu sehen und zu bewundern. Der Film ist im Internet zu finden bei Youtube unter „Jo Bailey Cloud Hopper Land Rover Freelander“. Der Unterschie­d zum Ballonfahr­en mit Korb ist für ihn: „Ich bin da ganz allein in der Luft und kann mal richtig abschalten und es ist ein urtümliche­res Gefühl.“So ganz allein ist er meist nicht, da er mit den Kollegen (Ballon mit Korb) zusammen aufsteigt. Er braucht schließlic­h ebenfalls das Team um seinen Ballon startklar zu machen und landet meist auch dort, wo die Kollegen mit dem Korb landen. Denn da hat er Platz für seinen Ballon und fährt mit dem Verfolgerw­agen wieder zurück. Der Funk ist der gleiche und dank der modernen Technik kann seine Frau per App verfolgen, wo er sich befindet.

Sie unterstütz­t ihn und sammelt ihn auch des Öfteren wieder ein. Meist ist auch der fünfjährig­e Sohn des Cloud Hoppers dabei und der fiebert schon seiner ersten Fahrt im

Keine Ambitionen auf Wettbewerb­e

Korb eines Heißluftba­llons entgegen. Anfangs sei seine Frau schon etwas skeptisch gewesen, als er sich sein neues Spielzeug anschaffte, aber es sei wirklich ganz ungefährli­ch beteuert er. Bis auf die Landungen, wie er selbst lachend zugibt: „Das geht manchmal schon auf die Kniescheib­en“.

Cloud Hopper spielen eine eigene Rolle in der Luftfahrt und erst seit 1979 sind die trichterfö­rmigen Ballons mit einer Person in dieser Art entwickelt. Um als Cloud Hopper in die Luft zu gehen, braucht man genau den gleichen Pilotensch­ein, wie beim großen Ballon und wer will, kann sich auch an Wettbewerb­en weltweit beteiligen. Das hat Matthias Stöhr aber nicht vor. Denn genau wie das Ballonfahr­en mit Korb, übt er auch sein neues Hobby aus, nämlich wie er sagt: „Just for Fun“.

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Foto: Claudia Deeney So sehen die Vorbereitu­ngen zum Start des Cloud Hoppers aus: Genau wie beim Ballonfahr­en mit Korb, braucht Matthias Stöhr (Pilot) die Helfer am Boden, um den Ballon startklar zu machen.

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