Schützenkönig mit neuem Ziel
Peter Inselkammer ist als Wirtesprecher einer der wichtigsten Männer auf der Wiesn. Von seinem legendären Vorgänger setzt er sich ganz bewusst ab
Des is so guad, des kannt von mir sei. So einen Satz wird man von Peter Inselkammer eher nicht hören. Während sein Vorgänger Toni Roiderer das Amt des Wirtesprechers auf der Wiesn bayerisch-selbstbewusst ausführte und mit markigen Sprüchen ganz München unterhielt, herrscht mit Inselkammer seit November ein neuer Stil. Sachliche Argumentation statt deftige Ansagen. Ruhe statt holterdiepolter. Der 48-Jährige, stets adrett im Trachtenjanker, spricht mit Bedacht und meist mit einem Lächeln.
Roiderer, sagt er, habe „halt einfach eine gute Schlagfertigkeit gehabt, an guten Witz, an guten Humor“. Aber: Den müsse man auch verstehen. Da geht Inselkammer lieber kein Risiko ein, vor allem nicht im ersten Jahr als Wirtesprecher. Er will von allen verstanden werden. Wenn es darum geht, Gespräche zu führen, dann „lass ma mal an erster Stelle an Humor weg, simma vielleicht bissl diplomatischer“, sagt er.
Immerhin vertritt er 14 große Wiesn-Zelte. Das bedeutet vor allem viel Kommunikation: mit Behörden, der Stadtverwaltung, den kleinen Wiesn-Wirten, Schaustellern und der Presse. Es geht dann um so Dinge wie den Bierpreis, die Zeltpacht und die Sicherheit auf der Wiesn. Wichtig ist ihm auch, gegen teure Tischreservierungen im Internet vorzugehen. Es soll ein Volksfest bleiben, das sich jeder leisten kann.
Schließlich stiefelte der kleine Peter aus Bad Tölz früher selbst mit Mama Peppi und Papa Peter senior über das Oktoberfest. So wie er es heute mit seiner Frau Katharina und den vier Kindern macht. Auch wenn die in einem Alter seien, in dem sie allein auf die Wiesn gingen, sagt er, sei es spaßig, gemeinsam etwas zu fahren. Gerne Fünferlooping, Wilde Maus oder Teufelsrad. Und im Kettenkarussell hält er sich nicht etwa fest, sondern dirigiert im Wellenflug die Marschmusik aus den Lautsprechern mit. „Aber ich fahre nicht gern Geisterbahn“, gesteht er und lacht sein breites, offenes Lachen, bei dem sich seine blauen Augen zu freundlichen Schlitzen verengen. Gänsehaut bekommt er, wenn die Blaskapellen zu Füßen der Bavaria ihr Standkonzert spielen. Oder er die Begeisterung der Leute sieht, sobald das erste Bier fließt. Obwohl er selbst eher Radler trinke. Und was gibt’s dazu? „Die Klassiker“, sagt er. Hendl, Kartoffelsalat. Schweinshaxen.
Seit gut 20 Jahren lebt er in München. Inselkammers Familie ist an der Augustiner-Brauerei beteiligt, besitzt die Brauerei Aying und Immobilien. Er selbst betreibt ein Hotel, diverse Gaststätten und auf dem Oktoberfest das Armbrustschützenzelt, das seine Eltern 1990 übernommen hatten. Dort finden während der Wiesn die deutschen ArmbrustMeisterschaften statt. Manchmal nimmt er das Gewehr noch selbst in die Hand. „Ich treff sogar ab und zu was“, sagt er – immerhin war er bis vor kurzem Schützenkönig bei der Armbrustschützengilde. Jetzt gilt seine ganze Aufmerksamkeit der Wiesn.