Tierische Einsätze
Umwelt In Meitingen wurden jetzt zwei afrikanische Würgeschlangen geborgen. Sie passen in eine Reihe von ungewöhnlichen Fundtieren
Meitingen/Landkreis Augsburg Als Schlangenfänger mussten sich Feuerwehrmänner in Meitingen am kürzlich betätigen. Sie fingen zwei Königspythons ein. Das war nur der jüngste einer ganzen Reihe von tierischen Einsätzen von Polizei und Feuerwehr in den vergangenen Monaten.
Doch was war in Meitingen passiert? Eine Familie ging nachmittags am Lech spazieren. Nahe des Lechkanals am Weg in Verlängerung des Triebwegs fiel den Spaziergängern eine Schlange auf. Da es sich offensichtlich nicht um eine heimische Art handelte, wurde die Polizei verständigt. Die Schlange wurde von der Meitinger Ortsfeuerwehr eingefangen. Unweit der Fundstelle wurde eine zweite Schlange der gleichen Art aufgefunden und ebenfalls eingefangen.
Weil die Helfer zunächst auch nicht wussten, mit welchen Tieren sie es zu tun hatten, brachten sie die Tiere nach Augsburg zu einem Reptilienverein. Dort wurden die Schlangen versorgt und verwahrt. Nach Angaben eines dortigen Spezialisten handelt es sich um Königspythons. Beide Schlangen sind noch relativ jung, etwa einen Meter lang und haben einen Durchmesser von etwa fünf Zentimeter.
Königspythons sind nicht giftig, werden bis zu zwei Meter lang und leben normalerweise in den Tropen von West- und Zentralafrika. Dort ernähren sich die Würgeschlangen von kleinen Säugetieren und Vögeln. Die Tiere werden oft in Terrarien gehalten.
Die Polizei in Gersthofen hat nun den Verdacht, dass die Tiere ausgesetzt worden seien. Erster Polizeihauptkommissar Thomas Klingler: „Wir ermitteln wegen möglicher Verstöße gegen das Tierschutzgesetz und nach dem Artenschutzabkommen.“Hinweise auf den letzten Besitzer der Schlangen nimmt die Polizei unter der Telefonnummer 0821/3231810 entgegen.
Exotische Tiere tauchen im Augsburger Land in den vergangenen Monaten immer wieder auf. So entdeckten Bauarbeiter in Horgau in einer Grube eine australische Bartagame. Die Echse ist etwa 40 Zentimeter groß. In Gersthofen krabbelte schon mal ein schwarzer Mittelmeerskorpion aus einer Kiste Pflaumen aus Italien, in Neusäß holte die Feuerwehr eine zwei Meter große Würgeschlange der Gattung Boa constrictor von einem Hausdach.
Wege, wie die Tiere ins Schwäbische gekommen sein können, gibt es viele. Immer wieder werden die Exoten von Menschen gekauft oder mitgebracht und zuhause gehalten – bis sie ihren Besitzern zum Teil buchstäblich über den Kopf wachsen.
Eine andere Möglichkeit: Die Tiere fahren als blinde Passagiere mit, wenn zum Beispiel Obst aus ihrem Herkunftsland nach Deutschland importiert wird. Als besonders gefährlich gilt die hochgiftige Bananenspinne – wobei es dieses Tier genau genommen nicht gibt.
Gemeint sind damit mehrere Spinnenarten aus Brasilien, die auch an Bananen gefunden wurden. Die Wahrscheinlichkeit, dass es diese Biester bis nach Deutschland schaffen und dort im Supermarkt aus einer Kiste krabbeln, sei aber äußerst gering, sagt das niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz. Erstens hätten Bananen aus Brasilien nur einen geringen Marktanteil, zweitens würden durch die Verwendung von Insektiziden, gründliche Reinigung und durchgängige Kühlketten nur wenige Spinnen den Transport nach Deutschland überleben.
Dennoch brachte Mitte März ein Hubschrauber einen Münchner Spinnenexperten nach Gersthofen. Er sollte ein Tier identifizieren, das im Verdacht stand, mit seinem giftigen Biss einen Verkehrsunfall ausgelöst zu haben.
Auslöser war die Irrfahrt eines 33-Jährigen, der zunächst falsch herum durch den Kreisverkehr kurvte, von der Fahrbahn abkam und gegen einen Holzstapel prallte. Bei der Unfallaufnahme zeigte sich der 33-jährige Fahrer apathisch und war kaum ansprechbar, musste schließlich sogar künstlich beatmet werden.
Die Polizei Gersthofen vermutete zuerst, der Mann sei von einer Spinne, die in seinem Auto gefunden wurde, gebissen worden. Ein Spinnenexperte aus Gersthofen hielt das Tier demnach für eine giftige Bananenspinne. Entwarnung gab es dann aber von einem Fachmann der Münchner Berufsfeuerwehr, der nach dem Vorfall per Hubschrauber eingeflogen worden war. Er identifizierte das Tier schnell als ungiftige Rostrote Winkelspinne. Die Ursache für den Zustand des Fahrers blieb zunächst unklar.
Tier stand als Auslöser eines Verkehrsunfalls im Verdacht