Arbeitslosigkeit fällt unter fünf Prozent
Die Zahl der Erwerbslosen erreicht den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung. In Bayern sagt Arbeitsministerin Schreyer, die Lage sei so gut wie noch nie
Nürnberg Erstmals seit der Wiedervereinigung ist die Arbeitslosenquote in Deutschland unter die FünfProzent-Marke gesunken. Verantwortlich für das Rekordtief seien ein kräftiger Herbstaufschwung und die gute Konjunktur, wie die Bundesagentur für Arbeit am Dienstag in Nürnberg mitteilte. Mit 4,9 Prozent sank die Arbeitslosenquote demnach in Deutschland im Oktober auf ein Rekordtief. Darauf könne Deutschland stolz sein, erklärte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD). Das sporne an, sagte Arbeitsagentur-Chef Detlef Scheele: „Es zeigt, dass man Marken erreichen kann, von denen wir vor drei Jahren nicht geträumt haben.“Vollbeschäftigung sei mit einer Quote von unter fünf Prozent aber noch nicht gegeben.
Die Zahl der Jobsucher fiel mit 2,204 Millionen auch auf den niedrigsten Oktober-Wert seit der Wiedervereinigung. Im Vergleich zum Vormonat war es ein Rückgang um 53000, im Vergleich zum Vorjahr nahm die Zahl der Arbeitslosen um 185000 ab. Experten sprechen bei Quoten von zwei bis drei Prozent von Vollbeschäftigung. In Teilen Bayerns und Baden-Württembergs liegen die Arbeitslosenquoten bereits in diesem Bereich.
Bundesweit reicht die Spanne von 1,2 bis 12,5 Prozent. Die regionalen Unterschiede anzugleichen werde Zeit brauchen, sagte Scheele. Rekordwerte gab es auch beim Wachstum der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Diese knackte im Oktober die 33-Millionen-Marke. „Man kann von einem Beschäf- tigungsrekord sprechen“, sagte Scheele. Dieser sei auch jahrelangem Wachstum zu verdanken. Von internationalen Unsicherheiten wie Handelskonflikten oder dem nahenden Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union sei am hiesigen Arbeitsmarkt gegenwärtig nichts zu spüren. Die Unternehmen seien zwar verunsichert, das schlage aber bisher nicht durch.
Rechnet man noch jene Menschen hinzu, die derzeit Aus- und Fortbildungen absolvieren oder in Trainingsmaßnahmen oder Ein-Euro-Jobs für den Berufsalltag fit gemacht werden sollen, lag die Zahl der Jobsucher bei 3,142 Millionen. Fachleute sprechen bei dieser Form der Arbeitslosigkeit von der „Unterbeschäftigung“.
Auch in Bayern ist dank der Herbstbelebung die Zahl der Arbeitslosen wieder deutlich unter die Marke von 200 000 gesunken. Sie lag im Oktober bei rund 195 800, wie die Regionaldirektion der Bundesarbeitsagentur mitteilte. Das waren 11 200 Jobsucher weniger als im Vormonat und 13 000 weniger als im Oktober 2017. Die Arbeitslosenquote sank im Vergleich zum Vormonat um 0,2 Punkte auf 2,6 Prozent. Das sei die „niedrigste je in Bayern gemessene Quote“, sagte Arbeitsministerin Kerstin Schreyer (CSU). Der Jobmarkt breche weiterhin alle Rekorde: „So gut war die Lage auf dem bayerischen Arbeitsmarkt noch nie“, sagte sie. Mit mehr als 7,6 Millionen Erwerbstätigen gebe es einen „historischen Beschäftigungshöchststand“.