Feuer im deutschen Fußball
In Augsburg wird eine Rauchbombe vor einer Straßenbahn gezündet. In Ulm brennen Bengalos und in Rostock gibt die Polizei bei Ausschreitungen einen Warnschuss ab
Die zweite Runde des DFB-Pokals lieferte verstörende Bilder. In der Partie zwischen Ulm und Düsseldorf brannten Fans beider Lager Pyrotechnik ab, das Spiel zwischen Wiesbaden und dem Hamburger SV stand sogar kurz vor dem Abbruch, weil HSV-Anhänger wiederholt zündelten. Nicht nur Pyrotechnik, sondern auch massive Ausschreitungen gab es beim Gastspiel des 1. FC Nürnberg bei Hansa Rostock: Nach Spielende hatten mehrere Rostocker Ordner angegriffen. Bereits am Vormittag war es zu Zusammenstößen der Fanlager gekommen, bei denen ein Polizist einen Warnschuss abgegeben hatte.
In der als Risikospiel eingestuften Partie zwischen Dortmund und Union Berlin war es hingegen weitgehend ruhig geblieben – wohl aber auch deshalb, weil die Polizei dort mit einem Großaufgebot im Einsatz war. Hintergrund waren die Randale im jüngsten Bundesligaspiel zwischen dem BVB und Hertha BSC Berlin gewesen, als Berliner Anhänger zuerst Pyrotechnik gezündet und danach mit Eisenstangen nach den Beamten geschlagen hatten. Auf einem Plakat der Dortmunder Ultras war in Richtung der Polizei „Dann komm, ihr Hunde“zu lesen gewesen.
Es sind mehrere Vorfälle, die belegen: Das Verhältnis zwischen der aktiven Fanszene und den Verbänden DFB und DFL ist angespannt wie selten zuvor. Im August hatte der Zusammenschluss der Fanszene die Gespräche mit den Verbänden aufgekündigt. Die Anhänger hatten sich von den Vertretern der Verbände nicht ernst genommen gefühlt – und machten ihrem Ärger in der ersten Runde des DFB-Pokals Luft. „DFB & DFL: Ihr werdet von uns hören“, war auf einem der Spruchbänder zu lesen gewesen, das Fans des FC Bayern präsentiert hatten.
Wie angespannt die Stimmung ist, zeigt auch ein Vorfall in Augsburg. Vor dem Pokalspiel des FC Augsburg zwischen Mainz 05 hatte es Ärger zwischen den Ultras und der Polizei gegeben. Die Augsburger Anhänger hatten auf dem Fanmarsch zum Stadion Feuerwerkskörper gezündet und nach Auskunft der Polizei auch Polizisten mit Böllern beworfen sowie einen Rauchtopf gezündet. Der Qualm stieg in eine voll besetzte Straßenbahn, ein Polizist erlitt eine Rauchvergiftung. Wie die Polizei zudem berichtet, hätten nach Abpfiff des Spiels rund 20 Vermummte versucht, die Mainzer Fanbusse anzugreifen. Nun wird wegen des Anfangsverdachts des Landfriedensbruchs und anderer Straftaten ermittelt.
Unterdessen erhebt die Augsburger Fanvereinigung in einer Stellungnahme Vorwürfe gegen die Polizei. Diese habe mit einem ungewöhnlich großen Aufgebot an Beamten die Situation eskalieren lassen, sei unverhältnismäßig hart gegen die Fans vorgegangen. Die Rede ist auch von Provokationen der Beamten. Eine Stellungnahme der Polizei dazu steht bislang noch aus. Der FC Augsburg will zu den Vorfällen keine Stellung beziehen. Das Verhältnis zwischen Augsburger und Mainzer Fans gilt seit gemeinsamen Zweitligazeiten als belastet.
Zum Sportlichen: Die Pokalpartie zwischen dem FC Augsburg und Mainz war eine spannende Angelegenheit. Dem FCA gelang vor 15561 Zuschauer ein 3:2-Sieg nach Verlängerung. Dadurch steht der Verein erstmals seit dem Jahr 2016 wieder in der 3. Runde des DFBPokals. Zum Pokalhelden wurde dabei ausgerechnet der Brasilianer Caiuby, der zuvor im Punktspiel bei Hannover 96 noch suspendiert war, weil er zu spät zu einer Mannschaftsbesprechung erschienen ist. Caiuby, der nach 105 Minuten den Siegtreffer erzielte, bekam Lob von seinem Trainer Manuel Baum: „Klar, es gibt immer wieder mal das eine oder andere, wo man mit ihm reden muss, aber man sieht, wie er sich reinhängt und die Linie rauf und runter läuft.“
Mainz ging nach 20 Minuten durch Mwene in Führung. Dem FCA gelang durch ein Eigentor von Bell (40.) der Ausgleich. Kurz vor dem Wechsel traf Quaison erneut für Mainz. Nach dem Wechsel drängte Augsburg auf den Ausgleich und Michael Gregoritsch sorgte schließlich für das 2:2 (86.). Allerdings mit 15 561 Zuschauern verzeichnete der FCA seit dem Bundesliga-Aufstieg einen Negativ-Rekord bei Pflichtspielen. „Das ist enttäuschend.
Du spielst hier in der K.-o.-Runde gegen einen Bundesligisten und dann kommen so wenige Zuschauer“, meinte Manager Stefan Reuter. Am Samstag (15.30 Uhr) kommt der 1. FC Nürnberg nach Augsburg. Da wird das Stadion vermutlich ausverkauft sein.