Der Nachwuchs-Experte wird 70
Heiner Schuhmann war in großen und in turbulenten Zeiten für den FCA da
In den bittersten Stunden des Vereins wollte Heiner Schuhmann zusammen mit Manager Jürgen Rollmann noch retten, was nicht mehr zu retten war, und stellte sich beim FC Augsburg als Präsident zur Verfügung. Das war im Frühjahr des Jahres 2000. Der Infomatec AG, Hauptsponsor des Traditionsvereins, stand finanziell das Wasser bis zum Hals, eine notwendige Bürgschaft für den FCA konnte die Firma nicht mehr übernehmen, der Klub bekam für die Regionalliga keine Lienz und musste erstmals in seiner Vereinsgeschichte in die Viertklassigkeit absteigen. Schuhmann, beruflich Studiendirektor an der Reischleschen Wirtschaftsschule, war ein sportlicher Allrounder. Bald nach seinem Kurzgastspiel in der Führungsetage des Vereins war Schuhmann wieder Trainer der FCA- A-Junioren. Schuhmann galt oder besser gesagt gilt immer noch als einer der renommiertesten Nachwuchsexperten der Republik. Am Sonntag feiert der Talentschmied, der seit 2003 als Scout für Borussia Dortmund unterwegs ist, seinen 70. Geburtstag. Nicht pompös, „sondern mit der Familie, im kleinen Rahmen“, wie er sagt. Mit Freunden will er in den kommenden Wochen mal anstoßen.
In einer Lechhauser Konditorei, bei einer Tasse Kaffee erzählt Schuhmann von spannenden und turbulenten Zeiten beim FCA, vom großen Zampano, Trainer Max Merkel, der ihn 1978 zum A-Jugendtrainer machte oder von Paul Renz, dem legendären Nachwuchsleiter des Vereins, der schon viel früher als mancher Politiker die Tür zum Eisernen Vorhang öffnete. Der Vorstopper, wie damals die Innenverteidiger genannt wurden, blickt auf die Jahre als aktiver Kicker bei der TSG Augsburg, dem TSV Schwaben, dem TSV 1860 München und natürlich dem FCA zurück. Seine Augen leuchten, als er sich an das Meisterjahr 1973/74 mit Helmut Haller erinnert: „Wir waren eine tolle Truppe, da haben sich Freund- schaften entwickelt, die noch bis heute halten.“Als A-Jugendcoach hat er gegen den FC Bayern oft gewonnen. Der ehemalige Amateurnationalspieler hat all die Jugendstars, die später bei Profiklubs in verschiedenen Funktionen Karriere machten, unter seinen Fittichen. Bernd Schuster, Karl-Heinz Riedle, Raimond Aumann, Armin Veh, Roland Grahammer, Christian Hochstätter, Darius Kampa, Thomas Tuchel, Alfons Higl oder Dieter Frey. „Es waren um die 40 Spieler, die wir in den bezahlten Fußball gebracht haben. Wir haben den Verein immer wieder gerettet, weil wir unsere Jugendspieler verkaufen konnten.“Viermal hat die FCA-Jugend den DFB-Pokal gewonnen, 1993 ist sie Deutscher Meister geworden. 1995 wechselte er als Nachwuchschef zum FC Bayern an die Säbener Straße, baute dort das Nachwuchsleistungszentrum auf, entdeckte viele Stars wie den späteren Weltmeister Philipp Lahm. Er blieb bis 1998.
Beim FCA („mein Herz schlägt für diesen Verein“) war er insgesamt 22 Jahre als Trainer von der A-Jugend bis zu den Profis in der zweiten Liga tätig. 2003 kam das Ende. „Präsident Walther Seinsch hat mir mitgeteilt, dass er für die Jugendarbeit kein Geld mehr hat.“Seither arbeitet er als Spiele- und Spielerbeobachter für die Dortmunder Borussen. Wie übrigens sein Sohn Christoph (36) auch.
Schuhmann, der in Stätzling wohnt, beobachtet interessiert die Nachwuchsarbeit im Profifußball. „Da muss sich einiges ändern“, bemängelt er etwa das Fehlen von Außenverteidigern mit Qualität und echten Stürmern. „Erst wenn diese Fehler behoben sind, kann auch die Nationalmannschaft wieder um Titel spielen“, ist er überzeugt.