Wollte der FC Bayern aussteigen?
Ein Medienbericht behauptet, dass der Rekordmeister prüfen ließ, die Bundesliga zu verlassen. Der Verein dementiert. Planspiele für eine europäische Superliga gibt es dennoch
Die Einführung einer Superliga als Konkurrenz zur Champions League im europäischen Vereinsfußball wird laut einem Medienbericht wieder konkreter. Eine Beraterfirma soll Real Madrid im Oktober entsprechende Pläne vorgelegt haben, berichtete Der Spiegel am Freitag. Demnach sei vorgesehen, dass 16 Topklubs, darunter die Bundesligisten FC Bayern München und Borussia Dortmund, eine Absichtserklärung im Laufe dieses Monats unterzeichnen. Sollten die Pläne umgesetzt werden, wäre das 2021 das Aus für die von der Uefa getragene Champions League. Die Superliga würde nach diesen Vorstellungen privatwirtschaftlich und damit außerhalb der bestehenden Verbände organisiert werden.
Der FC Bayern reagierte schnell auf den Bericht und wies diesen in einer Pressemitteilung zurück. Neuerliche Pläne für eine sogenannte Super League seien dem Verein „weder bekannt“, noch habe er „an Verhandlungen hierzu teilgenommen“. Dem FC Bayern sei auch nicht bekannt, „warum er hier in einem vom Spiegel zitierten Dokument aufgeführt wird“.
Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge gab am Freitagabend ein Bekenntnis zu Bundesliga und den Europapokalwettbewerben ab. „Der FC Bayern München steht zu seiner Mitgliedschaft in der Fußball-Bundesliga, und solange ich Vorstandvorsitzender des FC Bayern bin, auch zu den von Uefa und ECA gemeinsam organsierten KlubWettbewerben“, äußert Rummenigge in der Vereinsmitteilung.
Zu den 16 Clubs, die laut Spiegel von 2021 an in einer Superliga spielen könnten, gehören neben dem FC Bayern auch Real Madrid, der FC Barcelona, Manchester United, FC Chelsea, FC Arsenal, Manchester City, FC Liverpool, Paris SaintGermain, Juventus Turin und AC Mailand als Gründer, die nicht absteigen können. Dazu kämen zunächst Atlético Madrid, Borussia Dortmund, Olympique Marseille, Inter Mailand und AS Rom als „anfängliche Gäste“.
Hintergrund der Planspiele sind die im kommenden Jahr anstehenden Verhandlungen über Verteilung der Gelder aus der Champions League von 2021 an. Derzeit schüttet die UEFA jährlich Prämien von 2,04 Milliarden an die Clubs der Champions League aus, die erfolgreichsten Vereine bekommen bis zu 100 Millionen Euro.
Die Idee, dass sich die Topclubs in einer eigenen Liga organisieren, um deutlich höhere Einnahmen zu erzielen, gibt es bereits seit einigen Jahrzehnten. Vor knapp drei Jahren gab es dem Bericht zufolge noch weitergehende Pläne zur Herauslösung der Topvereine aus den bestehenden Ligen-Strukturen. Der FC Bayern in Person seines Chefjustiziars Michael Gerlinger hatte demnach von einer Anwaltskanzlei prüfen lassen, ob die Münchner nicht nur aus den europäischen Wettbewerben, sondern auch aus der Bundesliga aussteigen könnten. Gerlinger sagte dem „Spiegel“, dass Gedankenspiele zum Ausstieg aus der Bundesliga schnell „völlig vom Tisch“gewesen seien.