Warum Kuka-Chef Mohnen jetzt spart und Stellen kürzt
Die Krise der Autoindustrie und das rückläufige Wachstum in China setzen dem Augsburger Maschinenbauer immer mehr zu
Augsburg Gut ein Monat ist vergangen, seit Peter Mohnen als Nachfolger von Till Reuter Kuka-Chef ist. Auf die Frage, ob er jemals damit gerechnet habe, den Spitzenposten zu übernehmen, antwortete er so knapp wie möglich mit „Nein“. Das darf man dem 50-jährigen früheren Finanzchef des Anlagen- und Roboterbauers glauben. Sein Verhältnis zum vom chinesischen Eigentümer Midea herausgedrängten Reuter gilt als freundschaftlich. Auf Bilanzpressekonferenzen traten die beiden stets wie ein gutes eingespieltes Duo auf, wo sich jeder auf den anderen verlassen kann.
Auch auf Mohnens Ankündigungen ist bisher Verlass. So hatte er im Interview mit dieser Redaktion Ende November angekündigt, Kuka wetterfester machen zu wollen. Und er versprach damals auch, das Unternehmen auf Zeiten abflauender Konjunktur einzustellen. Dabei gehe es zum Beispiel um die Verbesserung interner Prozesse, Kundennähe und Innovationsgeschwindigkeit. Mohnen hielt Wort und hat rasch ein Effizienzprogramm vorgelegt, das er am Freitag verkündet hat. Nach der Bekanntmachung der Pläne stürzte der Kuka-Aktienkurs wieder einmal spürbar auf noch gut 56 Euro ab. In der Spitze stand das Papier schon einmal bei über 200 Euro. Der chinesische Haushaltsgeräte-Konzern Midea hatte Kuka mit einem extrem großzügigen Angebot von 115 Euro je Aktie für mehr als 4,5 Milliarden Euro übernommen. Zuletzt waren die neuen Eigentümer nicht mehr zufrieden mit der Entwicklung des Unternehmens, schließlich musste Kuka 2018 eine Gewinnwarnung vornehmen. Das Geschäft in China blieb weit hinter den Erwartungen zurück. Seit Freitag ist nun klar: Die Geschäftsaussichten haben sich für das Unternehmen weiter deutlich eingetrübt. Kuka passte die Prognose für das Geschäftsjahr 2018 an: Der Konzern geht nun von einem Umsatz von etwa 3,2 Milliarden Euro und einer Gewinn-Marge (Ebit) von rund 3,0 Prozent aus. Der Kuka-Vorstand hält es nicht mehr für realistisch, die unter Reuter im Jahr 2015 ehrgeizig für das Jahr 2020 formulierten Ziele erreichen zu können. Damals ging der Optimist noch davon aus, der Umsatz werde auf 4,0 bis 4,5 Milliarden Euro steigen und die EbitMarge könnte dann mehr als 7,5 Prozent betragen, also für einen Maschinenbauer überdurchschnittlich hoch ausfallen. Das Kürzel Ebit steht für Gewinn vor Steuern und Zinsen.
Doch die Roboter-Träume haben sich 2018 nicht erfüllt. Vor allem die Krise der Autoindustrie setzt auch Kuka immer mehr zu. Und da selbst die Elektronikindustrie mit Smartphone-Herstellern an der Spitze zu schwächeln beginnt, hat das Unternehmen ein dickes Problem. Denn mit beiden Branchen erwirtschaftet es die Hälfte des Umsatzes. Zudem setzt Kuka das nachlassende Wachstum in China zu.
Mohnen sieht sich also mit seinen Vorstandskollegen gezwungen, rasch zu handeln. Wie es in Branchenkreisen heißt, wollte er so dem chinesischen Eigentümer signalisieren, möglichst schnell von sich aus Schritte zu ergreifen und nicht zu warten, bis Vertreter des MideaKonzerns den Druck auf die Augsburger Führungsriege erhöhen.
Natürlich packen neue Vorstandschefs in Krisen gerne möglichst viele schlechte Nachrichten zum Auftakt ihrer Tätigkeit in entsprechende Mitteilungen. Wie regelmäßig in der Unternehmensgeschichte wird dann der Spar-Hammer rausgeholt. Im Fall von Kuka hat er durchaus mit einem Effizienzprogramm von insgesamt über 300 Millionen Euro auf drei Jahre hin eine stattliche Größe. Noch verrät das Unternehmen nur so viel, dass Verwaltung, Vertrieb, Einkauf und Projektmanagement betroffen seien. Es werde Personalmaßnahmen geben. Es sollen also Stellen – auch in Augsburg – wegfallen. Wann, wo und wie viele es einmal sind, ließ Mohnen noch offen (siehe unten stehendes Interview). Wichtig ist dem neuen Chef aber: „Wir wollen nicht nur sparen, sondern auch weiter investieren.“Auf alle Fälle, verriet der Manager dieser Redaktion, solle Kuka noch schneller werden und näher an die Kunden heranrücken.
Seine Mission sieht der KukaChef darin, „die einzigartige Erfolgsgeschichte des Unternehmens fortzuschreiben“. In einer Telefonkonferenz am Freitag wurde Mohnen einmal sogar betont emotional, als er sagte: „Mir liegt Kuka sehr am Herzen.“Auch hier kann man den Manager wörtlich nehmen.
Der 1968 in Trier geborene Mann weiß dabei noch nicht mal, ob er auf längere Zeit Kuka-Chef bleibt oder derzeit zumindest in dieser Rolle nur ein kürzeres Gastspiel gibt.