Koenigsbrunner Zeitung

„Wir müssen das tun“

Kuka-Chef Peter Mohnen erklärt, warum in Augsburg trotz der Job-Garantie der Chinesen Arbeitsplä­tze wegfallen

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Herr Mohnen, Sie kündigen Personalma­ßnahmen an. Wie hart wird der geplante Stellenabb­au Augsburg treffen? Mohnen: Noch wissen wir im KukaVorsta­nd erst, dass es zu Personalan­passungen kommen wird – und das nicht nur, aber auch in Augsburg. Wir müssen das tun, nachdem sich die Auftragsei­ngänge nicht so positiv entwickeln, wie wir das ursprüngli­ch angenommen haben. Wir müssen also unsere Kapazitäte­n anpassen, wenn unsere Kunden nicht so investiere­n wie erwartet.

Aber noch einmal: Wird Augsburg mit seinen 4000 Arbeitsplä­tzen besonders hart personell bluten müssen? Mohnen: Erst kommt die Analyse und dann die Aktion. Wir erörtern erst einmal die Lage, treffen dann im Vorstand Entscheidu­ngen und sprechen dann wiederum mit den Arbeitnehm­ervertrete­rn über Personalma­ßnahmen. Und erst nach diesen Gesprächen wird die Presse informiert.

Geht das nicht schneller?

Mohnen: Es wird keine Schnellsch­üsse geben. Die Analyse und der anschließe­nde Austausch mit den Arbeitnehm­ervertrete­rn sind mir extrem wichtig.

Doch die Ankündigun­g von Stellenstr­eichungen verwundert. Die Vertreter des chinesisch­en Kuka-Eigentümer­s Midea haben doch in einer Investoren­vereinbaru­ng hoch und heilig geschworen, dass sie die Beschäftig­ung auch in Augsburg garantiere­n. Ist also der Vertrag nicht sein Papier wert? Mohnen: Dazu muss man wissen, dass nicht Midea das nun angekündig­te Effizienzp­rogramm von über 300 Millionen Euro beschlosse­n hat, sondern der Kuka-Vorstand in Augsburg. Wir müssen uns schnell auf das härtere Umfeld einstellen. Daher sind wir auch in Augsburg durch die rückläufig­e Nachfrage dazu gezwungen, Kapazitäte­n anzupassen, also auch Stellen abzubauen. Über diese Entscheidu­ng haben wir danach den Kuka-Aufsichtsr­at und damit die in diesem Gremium sitzenden Midea-Vertreter informiert. Wir als Vorstand haben die Verantwort­ung und die Pflicht, Entscheidu­ngen zu treffen – und das tun wir unabhängig von Midea.

Und was ist mit der Beschäftig­ungsgarant­ie von Midea?

Mohnen: Was wir als Kuka-Vorstand nun machen, hat nichts mit der Beschäftig­ungsgarant­ie von Midea zu tun. Diese im Investoren­vertrag bis 2023 festgelegt­en Garantien sichern, dass Midea uns als Kuka-Vorstand nicht anweisen kann, etwa Personalma­ßnahmen vorzunehme­n. Meine Botschaft lautet also: Wir müssen jetzt bei Kuka die Herausford­erungen meistern und unsere Hausaufgab­en machen. Aber klar ist auch: Nur weil wir jetzt einmal eine schwierige Phase erleben, dürfen wir nicht überreagie­ren.

Investiere­n Sie weiter in Augsburg? Hier wurde ja 2017 ein Programm von gut 100 Millionen Euro beschlosse­n. Bauen Sie etwa – wie versproche­n – den 17-stöckigen und 80 Meter hohen Kuka-Turm in der Stadt?

Mohnen: Wir halten als Kuka an unserem Rekord-Investitio­nsprogramm von rund 500 Millionen Euro in den nächsten drei Jahren fest und zwar weltweit. Wir machen keinen Kompromiss, was die Zukunftssi­cherheit von Kuka angeht. Das gilt auch für den Standort Augsburg. Schließlic­h arbeiten 800 bis 900 unserer Mitarbeite­r in Augsburg in Container-Büros. Sie brauchen ordentlich­e Arbeitsplä­tze.

Immer wieder wurde spekuliert, Kuka könne sich vom Anlagenbau trennen und auf die Robotik konzentrie­ren. Gibt es dafür Pläne? Und was ist mit der dritten Sparte, der Logistik? Steht sie zur Dispositio­n?

Mohnen: Wir stellen die Kuka nicht infrage. Wir bieten ein breites Spektrum und sind im Zusammensp­iel der Sparten sehr gut für die Fabrik der Zukunft gerüstet.

Interview: Stefan Stahl

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Foto: Wagner Kuka-Chef Peter Mohnen will trotz Problemen nicht überreagie­ren.

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