Koenigsbrunner Zeitung

Handballer im Stimmungsh­och

Der gelungene Start gegen Korea hat in der Mannschaft von Trainer Prokop Zuversicht verbreitet. Dagegen kommt auch der Ärger im Fall des abgereiste­n Tobias Reichmann nicht an

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Berlin Bundestrai­ner Christian Prokop saß mit einem Dauergrins­en im Gesicht auf dem Podium und amüsierte sich köstlich über die flotten Sprüche von Torwart Silvio Heinevette­r. Nach dem gelungenen Start in die Heim-WM herrschte bei Deutschlan­ds Handballer­n vor dem zweiten Vorrundens­piel gegen Brasilien am Samstag (18.15 Uhr/ZDF) in Berlin prächtige Stimmung, der auch die Causa Tobias Reichmann nichts anhaben konnte. „Bei dem Schneechao­s im Süden bist du aus den USA schneller wieder hier als aus Italien“, sagte DHB-Vizepräsid­ent Bob Hanning und erstickte damit die Debatte über den FloridaTri­p des aussortier­ten Europameis­ters von 2016. Und Prokop stellte klar: „Meine gesamte Energie gilt den 16 Mann, die hier sind. Alles andere ist irrelevant.“

Die Botschaft war unmissvers­tändlich: Nichts soll die Konzentrat­ion auf die Partie gegen Brasilien stören. „Da stellt sich eine ganz andere Aufgabe. Die Brasiliane­r werden versuchen, ihre physische Überlegenh­eit auszuspiel­en“, sagte Prokop. „Aber wir wissen um unsere Stärke und wollen weiter Schwung für das Turnier aufnehmen.“Bei dem erwarteten Fight setzen die Prokop-Schützling­e wie schon beim lockeren 30:19 gegen Korea zum Auftakt auf die lautstarke Unterstütz­ung der Fans. „Es war eine super Atmosphäre. Da war schon ein bisschen Pipi in den Augen“, sagte Heinevette­r im Rückblick. Auch Kapitän Uwe Gensheimer war angetan von der Kulisse, stellte aber fest: „Da geht noch mehr.“Das sieht Torwart Andreas Wolff genauso. „Ich kann es kaum erwarten, wenn wir ein Spiel Spitz auf Knopf erleben werden, wie dann die Stimmung über 60 Minuten sein wird.“

13500 Zuschauer in der ausverkauf­ten Arena und mehr als sechs Millionen vor den TV-Geräten versetzten die DHB-Auswahl zum WM-Start in ein Stimmungsh­och. „Für mich ist es ein Stück weit überrasche­nd, dass es gleich solche TVQuoten gab. Das zeigt, dass die Euphorie da ist und Handball funktionie­rt“, sagte Hanning. „Wir sind mehr als glücklich. Das ist alles sehr zufriedens­tellend.“Diese Euphorie soll mit einem Sieg gegen Brasilien weiter geschürt werden. Doch die deutsche Mannschaft ist gewarnt. Denn in den Reihen des Rivalen vom Zuckerhut stehen zahlreiche Spieler, die in europäisch­en Topligen ihr Geld verdienen. „Das ist schon ein richtig guter Gegner“, befand Rechtsauße­n Patrick Groetzki. Zehnmal standen sich beide Teams bisher gegenüber, nur einmal verlor die DHB-Auswahl – 2016 bei den Olympische­n Spielen. „Ich kann mich noch gut an die Niederlage in Rio erinnern“, sagte Gensheimer.

Vor allem athletisch kommt auf die deutsche Mannschaft Schwerstar­beit zu, denn die Brasiliane­r pflegen ein sehr körperbeto­ntes Spiel. Das könnte vor allem in der Abwehr zum Problem werden, weil die Schiedsric­hter bei dieser WM eine ganz konsequent­e Linie fahren. „Darauf müssen wir uns einstellen“, sagte Abwehrstra­tege Hendrik Pekeler. „Das Schubsen mit ausgestrec­ktem Arm wird rigoros bestraft. Da müssen wir sauberer verteidige­n.“Besonders ankommen wird es dabei auf das Zusammensp­iel der Abwehr mit dem Torhü- tergespann Wolff/Heinevette­r, das sich sowohl in der WM-Vorbereitu­ng als auch im Eröffnungs­spiel gut ergänzte. „Es kommt darauf an, dass immer einer gut drauf ist“, sagte Heinevette­r. Die verschiede­nen Abwehrsyst­eme hätten bisher gegriffen, was den 34-Jährigen zuversicht­lich stimmt. „Wenn wir unsere Leistung zeigen, muss uns nicht bange sein.“Dieses Gefühl hat auch Prokop. „Wir wollen Stufe für Stufe nach oben gehen“, formuliert­e er das Ziel. Den Freitagabe­nd wollte er gemeinsam mit Co-Trainer Alexander Haase zur Beobachtun­g der kommenden Gruppengeg­ner nutzen. Die Mannschaft war sich über die Freizeitge­staltung dagegen noch uneins. „Es ist fifty-fifty, ob wir Dschungelc­amp oder Handball gucken“, scherzte Heinevette­r und hatte die Lacher damit auf seiner Seite.

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Foto: Soeren Stache, dpa Da lacht das Herz des Bundestrai­ners: Christian Prokop nach dem gelungenen WM-Auftakt.

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