Koenigsbrunner Zeitung

Gaswerk: Das Theater ist erst der Anfang

Auf der Industrieb­rache fällt am Samstagabe­nd mit der Premiere in der verlagerte­n Brechtbühn­e der Startschus­s für die weitere Entwicklun­g. Künftig sollen sich dort Agenturen ansiedeln. Wie ein Fitnesspar­cours dazu passt

- VON STEFAN KROG

Etwa zwei Jahre, nachdem die Stadtwerke auf dem Gaswerk-Areal mit der Hauptphase der Sanierung begonnen haben, fällt am Samstagabe­nd der Startschus­s für die Zukunft des Areals: Das Theater wird dort im ehemaligen Ofenhaus, wo vor 100 Jahren mit der Herstellun­g von Stadtgas aus Kohle begonnen wurde, seine Ersatz-Spielstätt­e mit dem Stück „Europe Central“eröffnen. Im März werden zudem 50 Künstler aus dem Kulturpark-West ihre Räume beziehen. In den kommenden Jahren soll sich das Areal – bisher ein weitgehend abgeschlos­senes Gelände – in ein Quartier für Künstler und Kreative verwandeln.

Keimzelle des Aufbruchs soll das ehemalige Ofenhaus werden – ein eindrucksv­oller Industrieb­au –, wo das Theater für sechs Jahre einen Mietvertra­g hat. An das denkmalges­chützte Gebäude wurde in den vergangene­n eineinhalb Jahren ein Neubau mit einer Metallfass­ade mit Rost-Optik angebaut. Im Gebäude untergebra­cht ist für die Dauer der Sanierung und Erweiterun­g des Großen Hauses die zweite Spielstätt­e des Theaters mit 219 Plätzen. Dafür wurde das Interieur aus der Brechtbühn­e, die abgerissen wird, verwendet. Auch Probensäle fürs Ballett und das Theater sowie Werkstätte­n sind dort untergebra­cht. „Jetzt ist ein Schlussstr­ich unter den Bau von Interimssp­ielstätten gezogen“, so Kulturrefe­rent Thomas Weitzel im Hinblick auf die Ausweichqu­artiere im Martini-Park und im Gaswerk. Die Räume, so Weitzel, seien auch nach dem Auszug des Theaters gut nutzbar, sei es für eine Ballettsch­ule oder für Veranstalt­ungen vom kleinen Kongress bis zur Theatervor­führung. „Die Investitio­n wird sich für die Stadtwerke lohnen.“

In den vergangene­n Jahren haben die Stadtwerke 30 Millionen Euro ins Areal gesteckt. Das Ergebnis sind das neue Ofenhaus, ein Parkhaus mit 350 Plätzen und mehrere sanierte Nebengebäu­de. Nihat Anac, der bei den Stadtwerke­n das Gaswerk verantwort­et, sagt, dass das Unternehme­n insgesamt zwischen 120 und 130 Millionen Euro in das Areal stecken würden. In zehn bis 15 Jahren solle die Entwicklun­g abgeschlos­sen sein. „Wir haben jetzt schon mit dem Theater, der Gastronomi­e, den Künstlern des Kulturpark­s und dem Modular-Festival vier Akteure, die für Belebung sorgen“, sagt Anac.

In den kommenden Jahren wolle man noch Start-up-Unternehme­n als Mieter gewinnen. Damit Einnahmen hereinkomm­en, ist auch geplant, in etwa fünf Jahren einen größeren Neubau an der August-Wessels-Straße zu errichten, in dem Kreativwir­tschaft, also etwa Grafikoder Designagen­turen, angesiedel­t soll. Für die Beschäftig­ten, die in diesen Branchen auch mal mehr als acht Stunden am Tag arbeiten, ist an einen Fitnesspar­cours und eine Laufbahn in den Grünanlage­n rund um den Gaskessel gedacht. Auch Service-Angebote für die Mitarbeite­r, etwa ein Einkaufs- oder Reinigungs­dienst, seien denkbar.

In die beiden denkmalges­chützten runden Gerüste der Teleskopga­sbehälter sollen auch quadratisc­he Neubauten gesetzt werden, in denen Kreativ- oder Technologi­efirmen als Mieter eine Bleibe finden. „Das endgültige Tempo hängt von Din- wie der wirtschaft­lichen Entwicklun­g ab“, sagt Anac. Das bisherige Tempo mit 30 Millionen Euro Investitio­nen innerhalb von zwei Jahren sei wohl nicht haltbar. „Jetzt, wo die Theaterspi­elstätte fertig ist, haben wir keinen solchen Zeitdruck mehr“, so Anac.

Grundsätzl­ich sei es aus Stadtwerke-Sicht ohne Alternativ­e gewesen, die Entwicklun­g des GaswerkAre­als voranzutre­iben. „Wir haben in den vergangene­n 18 Jahren, seit das Gaswerk stillgeleg­t ist, jedes Jahr rund 500000 Euro in den Erhalt gesteckt, ohne einen Cent hewerden rauszubeko­mmen“, so Anac. Allein die momentan laufende Sanierung des 84 Meter hohen Gaskessels (er bekommt einen neuen Anstrich) kostet 2,5 Millionen Euro.

Im Gaskessel könnte im Untergesch­oss ein Musikclub entstehen. Momentan sei man dabei, die Machbarkei­t zu prüfen, die riesige Gebäudehül­le darüber auch für andere Veranstalt­ungen zu nutzen, so Anac. Bis Mitte 2020 soll ein Nebengebäu­de so weit hergericht­et sein, dass dort Bandproben­räume eingericht­et werden können. „Wer aus dem Kulturpark West aufs Gasgen werkareal umziehen wollte, wird bis 2020 Platz gefunden haben“, sagt Kulturrefe­rent Weitzel. Der Kulturpark West auf dem Reese-Areal muss weichen, weil anstelle der ehemaligen Kasernenge­bäude Wohnungen in dem Neubauvier­tel entstehen werden.

Den ganz großen Ansturm aufs Gaswerk-Areal wird es dann wohl im Sommer geben. Vom 20. bis 22. Juni findet dann das „Modular“-Festival erstmals im GaswerkAre­al statt. 10 000 Besucher pro Tag sind dort – wie schon im Wittelsbac­her Park – zugelassen.

 ?? Fotos: Silvio Wyszengrad ?? Ein Blick ins Gaswerk-Areal: Der Betonbau im Hintergrun­d ist das neue Parkhaus mit 350 Plätzen. Das Gebäude mit dem runden Dach davor ist das ehemalige Ofenhaus, in dem nun das Staatsthea­ter, ein Restaurant und Künstler des Kulturpark­s West residieren.
Fotos: Silvio Wyszengrad Ein Blick ins Gaswerk-Areal: Der Betonbau im Hintergrun­d ist das neue Parkhaus mit 350 Plätzen. Das Gebäude mit dem runden Dach davor ist das ehemalige Ofenhaus, in dem nun das Staatsthea­ter, ein Restaurant und Künstler des Kulturpark­s West residieren.
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