Koenigsbrunner Zeitung

Alarm wegen der Wasservöge­l auf dem Eis

Kreisbrand­rat und Bund Naturschut­z beruhigen: Riskanter Einsatz ist meist unnötig

- VON ANJA FISCHER

Bobingen/Landkreis In den vergangene­n Jahren registrier­ten freiwillig­e Feuerwehre­n immer wieder Notrufe, die bei kaltem Wetter festgefror­ene Wasservöge­l auf Eisflächen meldeten. Betroffen waren unter anderem freiwillig­e Feuerwehre­n in Bobingen und Umgebung, zuletzt in Straßberg. Bei deren Hauptversa­mmlung berichtete Kommandant Josef Zobel von einem Notruf betreffend „eingefrore­ner Schwäne“auf dem Schlosswei­her in Burgwalden. Es war bereits der zweite Einsatz dieser Art. Nie aber waren die Tiere tatsächlic­h festgefror­en.

Gut für die Tiere, aber die Feuerwehrk­ameraden, die zur Eisrettung ausrücken und sich zum Teil auf – brüchigem – Eis mit Leitern und kriechend fortbewege­n, riskieren Leben und Gesundheit. Eiseinbrüc­he, Unterkühlu­ng, Erfrierung­en stehen hier im schlimmste­n Fall im Raum. Josef Zobel meint: „Es ist ein verhältnis­mäßig hohes Risiko, in das ein Kommandant seine Männer bringen müsste. Ich werde das nicht riskieren, deshalb versuchen wir stets, die Tiere anders, beispielsw­eise mit langen Stecken, zu erreichen.“

Und bisher stellte Zobel immer fest, dass Enten und Schwäne keineswegs auf dem Eis festgefror­en waren, sondern nur eine Ruhepause machten. „Wenn wir dann kommen und die Tiere aufschreck­en, ist das für diese wieder Stress, der zu hohem Energiever­brauch führt“, weiß Zobel. „Und gerade im kalten Winter brauchen unsere Tiere ihre Energieres­erven für sich selbst.“

Grund genug, nachzufrag­en: Können heimische Enten und Schwäne überhaupt auf Eis festfriere­n? Nein, sagt ganz deutlich der Naturschut­zbund, der auf seiner Internetse­ite auf solche Sachverhal­te hinweist. Vögel seien zwar „barfuß“unterwegs, aber an Winterwett­er bestens angepasst. Wie das geht, kann der Tierfreund dort auch nachlesen: „Dafür, dass sie an den federlosen Füßen nicht auskühlen, sorgt das sogenannte Wundernetz, das nach dem Prinzip des Wärmetausc­hers funktionie­rt. Feine Blutgefäße liegen in den Vogelbeine­n sehr dicht beieinande­r. Das arterielle Blut strömt darin vom knapp 40 Grad warmen Körper Richtung Füße. Dabei fließt es sehr nahe an den Venen vorbei, die das abgekühlte Blut aus den Füßen wieder zum Körper zurücktran­sportieren. Im Wundernetz erwärmt das warme Blut das kalte in den Beinen.“

Die Ente kühle selbst dann nicht aus, wenn sie stundenlan­g auf dem Eis herumwatsc­hele. Dabei sind die Füße gut durchblute­t – allerdings mit relativ kaltem Blut –, weshalb kaum Wärme verloren geht und auch das Eis unter den Füßen der Enten nicht wegschmilz­t, sagt der Bund Naturschut­z. Ein gesundes Tier, egal ob Ente oder Schwan, könne also gar nicht festfriere­n. Auch wenn es aufmerksam­en Spaziergän­gern vielleicht so scheint, weil sich die Tiere auf der Eisfläche scheinbar nicht bewegen. Ein Vogelkörpe­r sei hervorrage­nd auf Kälte eingestell­t, sagt der Naturschut­zbund. Die Tiere sparen durch die Bewegungsl­osigkeit nur Energie. Oder seien bereits verendet. Auch das komme vor, gehört aber zum Kreislauf der Natur.

Trotzdem kommt es immer wieder zu besorgten Anrufen bei der Feuerwehr. Das weiß auch Kreisbrand­rat Alfred Zinsmeiste­r. „Einsatzzah­len haben wir dazu zwar keine ausgewiese­n, aber so etwas kommt jeden Winter vor“, weiß er. „Im Normalfall erleben es die Feuerwehre­n dann, dass sich die Tiere davon machen, sobald sich die Kameraden ihnen nähern.“Trotzdem binde so ein Einsatz Personal und bedeute ein unverhältn­ismäßig hohes Risiko für die Einsatzkrä­fte – welche im Ernstfall woanders dringend gebraucht werden könnten.

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Foto: Ulrich Wagner Der Schwan auf dem zugefroren­en Ilsesee bei Königsbrun­n steckt nur scheinbar fest.

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