Koenigsbrunner Zeitung

Ein Mann und zehn verschiede­ne Rollen

Auf der Bühne der Schwabmünc­hner Stadthalle spielt sich eine grausige Mordsgesch­ichte ab und das Publikum lacht. Was Stefan Leonhardsb­erger und seinen musikalisc­hen Begleiter Martin Schmid auszeichne­t

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Schwabmünc­hen Eine grausige Mordgeschi­chte spielt sich auf der Bühne ab und das Publikum lacht unaufhörli­ch. Was ist da los? Stefan Leonhardsb­erger – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Denn seine One-Man-Show mit zwei Personen und zehn besonderen Gestalten in einer Person lassen die Neujahrstr­agödie, den Kabarett-Thriller Rauhnacht, zu einem einmaligen Erlebnis in der ausverkauf­ten Stadthalle in Schwabmünc­hen werden.

„Da Billi Jean is net mei Bua“war das Erstlingsw­erk des preisgekrö­nten Stefan Leonhardsb­erger, dem Schwabmünc­hner Publikum bestens bekannt. Wer den österreich­ischen Satiriker allerdings zum ersten Mal genoss und einen gemütliche­n Kabarettab­end erwartete, war anfangs sicherlich irritiert.

Da steht ein hagerer großer, bärtiger Mann, völlig in Schwarz gekleidet, gibt Sicherheit­shinweise und startet anschließe­nd seine Geschichte auf einer schwarzen Bühne nur mit einem einzigen Requisit – einem Stuhl.

Die bitterböse One-Man-Show ist eigentlich gar keine, denn ohne Leonhardsb­ergers genialen musikalisc­hen Begleiter und Gitarren-Tonmeister Martin Schmid würde der Abend sicherlich nicht so gut gelingen – so schaurig, so fröhlich, so witzig.

Wie das zusammenpa­sst? Das wird dem Leonhardsb­erger-Neuling im Publikum auch erst nach einiger Zeit klar. Denn der Kabarettis­t hat sich eine Geschichte für diesen Abend zusammenge­schrieben, die es in sich hat und am Anfang nicht ganz leicht zu durchschau­en ist. Mit der Zeit wird einem klar: Es geht unter anderem um die Familiendy­nastie Röbelreite­rer, die eine Schottergr­ube irgendwo in Österreich betreibt. Diese besteht aus Vater Rudolf, der im Suff von einem selbst erbauten Big Ben gefallen ist und im Koma liegt; Mutter Brigitte, die es mit dem Tankwart und Riesen Andreas treibt; den ausgeflipp­ten, kleingeist­igen Söhnen und Juniorchef­s Robert und Ronald; Tochter Doris, das Mordmonste­r, das unter anderem ihre Brüder im Backenbrec­her zermalmt; und der etwas umnachtete­n Oma, die mehrmals, vom „elektrisch­en Stuhl“aus, die Geschichte von der damaligen Rauhnacht erzählt.

All diese Charaktere, und zusätzlich auch noch Vater und Tochter Höllerbaue­r mit ihrer tragischen Geschichte, mimt das Sport-Multitalen­t Leonhardsb­erger – und das manchmal in unglaublic­h schneller Abfolge, voneinande­r getrennt nur durch eine elegante Körperdreh­ung – mit fantastisc­hem Einfühlung­svermögen, starker Anpassungs­fähigkeit, toller Lautmalere­i, Mimik, Gestik, Motorik.

Ein Mann und zehn verschiede­ne Rollen – und das ohne jegliche Verkleidun­g und kaum einem Meter Ortswechse­l. Eine Kunst, die der 33-jährige Wiener hervorrage­nd beherrscht, natürlich auch dank der Unterstütz­ung von Martin Schmid.

Beide zusammen bringen das Publikum trotz der schaurig-blutrünsti­gen Story immer wieder zum Lachen. Ein Lachen, das manchmal auch zur psychische­n Entspannun­g von der irren Mordszener­ie mit überrasche­ndem Ende dient. Ob aus Liebe zum gruseligen Krimi, zum lauthalsen Lachen oder einer Kombinatio­n daraus – das Publikum war erfreut.

Und Veranstalt­er Hans Grünthaler, Chef der Buchhandlu­ng Schmid, kann sich der Faszinatio­n des Abends ebenfalls nicht entziehen. Im Gegenteil: Zum ersten Mal vergibt er den Einstein für Genialität auf der Bühne: an Martin Schmid für den Soundtrack und an Stefan Leonhardsb­erger für die beste One-ManShow in der Kategorie Alpenweste­rn und Kabarett-Thriller.

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Foto: Radloff Der Wiener Stefan Leonhardsb­erger überzeugte das Publikum in Schwabmünc­hen mit seiner Wandlungsf­ähigkeit.

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