Ein Architekt erfasst Städte mit dem Zeichenstift
Cyril Kajnar zeigt im Rathaus Königsbrunn die Faszination alter Innenstädte. Augsburg ist ihm dabei ein gutes Beispiel für die Kunst alter Baumeister
Königsbrunn Passend zum diesjährigen Jahresmotto „Königsbrunn bewegt“bewegt sich gleich zum Beginn des neuen Jahres wieder etwas hochwertig Kulturelles im KunstKarree des Rathauses. Dort präsentiert der ehemalige Architekt und, wie anhand der Exponate zu erkennen ist, zudem überaus talentierte Zeichner Cyril Kajnar über 40 seiner Bilder und Drucke. Sie alle dokumentieren detailgetreu die Schönheit der Straßen und Plätze alter Innenstädte.
Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf bekannten und weniger bekannten Ansichten der Augsburger Altstadt, jedoch mischen sich auch einige Ansichten aus Regensburg sowie der tschechischen Heimatstadt des Künstlers, Ostrava, darunter.
Seit 32 Jahren lebt Kajnar mit seiner Familie in Königsbrunn. Die stellvertretende Bürgermeisterin Barbara Jaser ließ seine berufliche Laufbahn, die mit dem sechsjährigen Studium in Brünn, dem heutigen Tschechien, begann, Revue passieren: Unter dem inzwischen verstorbenen Bürgermeister Adam Metzner – Altbürgermeister Ludwig Fröhlich war seinerzeit noch Stadtbaumeister – war Cyril Kajnar jahrelang auch beruflich mit der Stadt verbunden.
Seine Bilder zeigen neue Perspektiven und setzen optische Akzente, wie Barbara Jaser entdeckte: „Angeregt durch die Zeichnungen, in denen ich mitunter auch versteckte, mir bisher unbekannte Ecken, romantische Plätze entdeckte, sehe ich meine Geburtsstadt Augsburg jetzt in ganz neuem Licht“, verriet Jaser. Sichtlich begeistert von den Werken, lud sie auch die Gäste zum Bummel, zur körperlichen Bewegung, verbunden mit innerem Empfinden und Bewegen, durch die „Bilderstadt“ein.
Bevor der Spaziergang jedoch tatsächlich starten konnte, plauderte der Künstler und Architekt – charmant interviewt von Kulturbüro Leiterin Ursula Off-Melcher – fröhlich über seine allererste Ausstellung. „Als Arbeitsmaterial dient mir nach wie vor der Bleistift“, verriet Kajnar. „Damit erlernte ich meinen Beruf in den 60er- und 70er-Jahren, als nicht der PC die Hauptarbeit erledigte, sondern noch mathematisches Können und Hirnmasse gefragt waren.“
Mit diesem Können gestalteten alte Baumeister die historischen Innenstädte, in denen sie mutig diverse Stilrichtungen, wie Gotik, Renaissance und Moderne miteinander kombinierten. „Das ist das Geheimnis, das den besonderen architektonischen Reiz ausmacht“, so Kajnar. Mittlerweile nutzt der den PC auch, allerdings nur um die Bilder zu digitalisieren und für Druckversionen behutsam umzugestalten. „Einer meiner Lieblingsplätze ist der Fuggerplatz, dort sitze ich gerne bei einem Kaffee oder Bier und genieße das besondere Ambiente“, sagt der Künstler. Sechs seiner Zeichnungen sind daher auch diesem heimeligen Ort gewidmet.
Überwiegend schwarz-weiß präsentieren sich die, immer wieder durch Passantengruppen belebten, Stadtansichten. Als einziger farbiger Kontrastpunkt liegen kleinformatige, am Computer kolorierte, romantisch anmutende Drucke in den Vitrinen.
Es sind Vorlagen für aufwendig gezeichnete Weihnachtskarten, in denen sogar am Himmel mal ein Mond leuchtet und ein geschmückter Christbaum zu sehen ist. „Seit dem Jahr 2000 versende ich an Freunde und Kunden diese Zeichnungen“, erzählt Kajnar. „Weihnachten empfinde ich als bunt und fröhlich, das sollen diese Karten auch ausdrücken.“
Alle Jahre wieder freue sich auch Hansi Metzner, Gattin des verstorbenen Altbürgermeisters Adam Metzners, wie sie betont, über solch eine Kunst-Weihnachtskarte. „Davon besitze ich schon einen ganzen Stapel“, schwärmt sie. Die von den beiden jungen Musikern, Tobias Ziegler (E-Piano) und Bianca Steinbusch (Gesang), einfühlsam, musikalisch umrahmte Vernissage besuchten trotz unwirtlicher Schneeund Eisglätte bereits zahlreiche Gäste.
OBesucht werden kann die Ausstellung im Kunst-Karree zu den Öffnungszeiten des Rathauses, noch bis einschließlich Dienstag, 2. April.