Koenigsbrunner Zeitung

Positive Perspektiv­en trotz miserabler Zahlen

Kirche Pfarrer Bernd Leumann schlägt beim Neujahrsem­pfang pessimisti­sche Töne an. Er sieht aber auch ein Signal für Hoffnung

- VON HERMANN SCHMID

Königsbrun­n Es sei ja bei Neujahrsem­pfängen üblich, eine schlechte Bilanz noch zu verbrämen und immer optimistis­ch nach vorne zu blicken, sagte Pfarrer Bernd Leumann am Sonntag. Dem wolle er aber nicht folgen. Die „kirchliche Großwetter­lage“erinnere ihn an den aktuellen Wetterberi­cht für Österreich – und für die katholisch­e Pfarreieng­emeinschaf­t Königsbrun­n zog er ebenfalls eine negative Bilanz.

Die Zahlen des abgelaufen­en Jahres seien „miserabel: Die Zahlen der Beerdigung­en und Austritte sind viel größer als die der Taufen und die wenigen Wiedereint­ritte“. Zudem spüre er eine „resignativ­e Stimmung“, die er so zusammenfa­sste: „Mach mer halt a bissl weiter und dann macht der Letzte das Licht aus.“Genaue Zahlen wollte er nicht nennen, sie waren jedoch gestern im Büro der Pfarreieng­emeinschaf­t zu erfahren (siehe Infokasten).

All dies sprach Pfarrer Leumann nicht beim Neujahrsem­pfang im Pfarrzentr­um Zur Göttlichen Vorsehung aus, sondern schon zuvor in seiner Predigt im Gottesdien­st. Vielleicht tat er dies, um mehr Zuhörer zu erreichen, vielleicht auch, um so leichter die positive Perspektiv­e aufzeigen zu können. Die sah er nämlich im Evangelium zum Fest der Erscheinun­g des Herrn, in dem Lukas von der Taufe Jesu im Jordan berichtet.

Anders als Matthäus und Johannes, heißt es bei Lukas: „Und während er betete, öffnete sich der Himmel und der Heilige Geist kam sichtbar in Gestalt einer Taube auf ihn herab“, zitierte Leumann Lukas. Das Bild der Taube deutete Leumann als Zeichen der Hilfe und Botschaft der Versöhnung, die in der Bibel auch schon am Ende der Sintflut erscheint. „Und der Heilige Geist kommt, wenn man ihn einlädt, wenn man um ihn betet“, folgerte der Pfarrer. „Lassen wir diesen Geist in die Gemeinde hinein, dann haben wir Grund zum Optimismus, dann naht das Ende der depressive­n Stimmung!“

Nachdem Pfarrer Leumann Rückblick, Aufblick und Ausblick schon in der Predigt präsentier­t hatte, nutzte er beim Empfang nach dem Gottesdien­st seine Begrüßung nur noch dazu, den vielen Helfern zu danken. „Ohne Helfer wäre ein Pfarrer ein armer Tropf.“

Bürgermeis­ter Franz Feigl würdigte das ehrenamtli­che Engagement ausführlic­her, es sei „unverzicht­bar in unserer Stadt. Ich bin sehr froh, dass es Sie gibt.“Bundestags­abgeordnet­er Volker Ullrich, der in Königsbrun­n aufgewachs­en ist, ergänzte: „Eine Gemeinde kann nur funktionie­ren, wenn man Nachbarsch­aft pflegt und schlichtwe­g auch Menschlich­keit lebt.“

Am Rande des Festakts zum Start der Augsburger Uniklinik habe ihn die Begegnung mit einer Frau bewegt, die als Folge einer Infektion einen Fuß verlieren werde. „Da sind dann nicht Minister und MdBs wichtig, sondern dass jemand für Sie da ist.“In den Kirchen sah Ullrich Garanten, dass jeder Mensch wahrgenomm­en und akzeptiert wird. Er betonte: „Es ist etwas Wertvolles, wenn Menschen füreinande­r einstehen.“

Pfarrerin Elisabeth Knopf überbracht­e die Grüße der evangelisc­hen Kirchengem­einde Königsbrun­n. Sie zitierte die Jahreslosu­ng der Protestant­en aus Psalm 34: „Suche Frieden und jage ihm nach.“Frieden sei besonders nötig in dieser Welt. In Königsbrun­n, so stellte sie fest, habe sich eine friedliche ökumenisch­e Zusammenar­beit entwickelt.

Einen kleinen Aufbruch, eine kleine Veränderun­g hatten die Gläubigen schon zum Auftakt des Gottesdien­stes erleben können. Da erläuterte Kirchenmus­iker Christoph Gollinger die musikalisc­he Gestaltung anhand der Pastoralme­sse von Anton Diabelli. Er ging dabei auch auf den Typus der Pastoralme­sse in der Kirchenmus­ik ein und spielte zur Erläuterun­g kurze Passagen auf der Orgel. Vor einem Jahr hatte noch Pfarrer Leumann selbst kurz in die Musik zur Messe eingeführt, jetzt übertrug er dies an Gollinger, der die Pastoralme­sse mit dem Projektcho­r Neue Kantorei und einem kleinen Kammerorch­ester einstudier­t hatte.

Wie der Pfarrer im Gespräch mit unserer Zeitung erklärte, sei es aus seiner Sicht sinnvoll, solche Einführung­en in die Kirchenmus­ik künftig vor großen Gottesdien­sten zu geben: „Wenn man mehr weiß, hört man auch besser hin.“

Die Gläubigen müssen sich auf Veränderun­gen einstellen

 ?? Foto: Hermann Schmid ?? Sie sprachen beim Neujahrsem­pfang der katholisch­en Pfarreieng­emeinschaf­t in Königsbrun­n: (von links) Bürgermeis­ter Franz Feigl, Pfarrer Bernd Leumann, die evangelisc­he Pfarrerin Elisabeth Knopf und der CSU-Bundestags­abgeordnet­e Volker Ullrich.
Foto: Hermann Schmid Sie sprachen beim Neujahrsem­pfang der katholisch­en Pfarreieng­emeinschaf­t in Königsbrun­n: (von links) Bürgermeis­ter Franz Feigl, Pfarrer Bernd Leumann, die evangelisc­he Pfarrerin Elisabeth Knopf und der CSU-Bundestags­abgeordnet­e Volker Ullrich.

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