Koenigsbrunner Zeitung

Anfeindung­en wegen eines gefangenen Hechts

Ein 1,35 Meter langer und fast 20 Kilo schwerer Hecht erregt nicht nur Aufsehen, sondern sorgt auch für hitzige Diskussion­en in sozialen Netzwerken. Was mit dem Fisch geschieht und wie der Fang rechtlich aussieht

- VON MICHAEL LINDNER UND TOBIAS KARRER

Der fast 20 Kilogramm schwere Fisch sorgt für hitzige Diskussion­en. Warum der Angler richtig gehandelt hat.

Wehringen Für Florian Rauscher, den Jugendwart des Fischereiv­ereins in Wehringen, war es der Fang seines Lebens. 15 Minuten lang rang er Ende des Jahres mit einem Hecht. Nur mit der Hilfe seines Kollegen Sebastian Holzer konnte er ihn aus der Wertach ziehen. Der Raubfisch war 1,35 Meter lang und brachte 19,6 Kilo auf die Waage – europaweit war das in der Fachzeitsc­hrift Blinker der achte Rang für 2018. Das Alter des weiblichen Hechts wird auf mindestens 20 Jahre geschätzt. Für den Fischereiv­erein Wehringen war es ein besonderer Fang: Es war der größte Hecht in der Geschichte des Vereins. Das Tier soll jetzt präpariert werden, nicht nur das sorgt in sozialen Netzwerken mitunter für harsche Kritik.

„Anstatt einen Ehrenplatz zu bekommen, wäre der schöne Fisch wohl lieber im Wasser geblieben und hätte sein Leben gelebt“, schreibt eine Frau bei Facebook. Andere sehen das ähnlich, von einer „traurigen Welt“ist mitunter die Rede. „Was ein schönes Tier. Schade, dass der Mensch alles töten muss“, beschwert sich ein anderer, das Tier hätte seine „tollen Gene vielfach weitergebe­n können“. Dem stehen einige positive Stimmen gegenüber, manche zollen dem Fang Respekt. Ein Nutzer betont: „Was meint ihr, unter welchen Bedingunge­n andere Fische gefangen werden?“Ein anderer schreibt: „Gefischt wird schon immer und überall, und ob er den Fisch nach einem harten Drill unversehrt zurücksetz­en kann, ist auch fraglich.“Es gab aber auch persönlich­e Anfeindung­en, was Michael Mak, Vorsitzend­er des Fischereiv­ereins Wehringen, ärgert: „Viele Menschen können keine objektive Kritik mehr üben. Florian Rauscher hat bei dem Fang alles richtig gemacht und steht jetzt zu Unrecht persönlich in der Kritik“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung.

Denn rechtlich betrachtet, ist die Lage in Bayern eindeutig. „Jeder Fisch, der das Schonmaß überschrei­tet und außerhalb seiner Schonzeit gefangen wird, muss entnommen werden. Wenn Florian Rauscher den Hecht zurückgese­tzt hätte, dann hätte er gegen das Gesetz gehandelt und seine Fischererl­aubnis wäre erloschen“, macht Mak

deutlich. Diese Regelung für das sogenannte Catch and Release – also das Zurücksetz­en des Fisches ins Gewässer – ist in Bayern verboten. Und damit deutlich strikter als in anderen Ländern.

Oliver Born, der Fachberate­r für Fischerei im Bezirk Schwaben, erklärt: „Der einzig vernünftig­e Grund zum Fischen zu gehen, ist die Verwertung. In den Niederland­en zum Beispiel rechnen sie Fische in einen touristisc­hen Gegenwert um.“Gefangene Tiere wieder ins Wasser zu setzen, sei dort beispielsw­eise gang und gäbe. Doch bei diesem Vorgehen gebe es Gefahren, erläutert Mak: „Wenn man einen Fisch entnimmt, kann es sein, dass der Haken beispielsw­eise die Schleim-

haut extrem verletzt. Wenn man ihn dann wieder ins Wasser zurücksetz­t, dann verendet der Fisch elendig. Das kann auch nicht der Sinn der Sache sein.“

Den Fang in Wehringen wertet Born positiv: „So ein Hecht gehört dem Gewässer entnommen und gegessen.“Es sei auch aus Gründen der Hege der anderen Fischbestä­nde „absolut korrekt“, einen derartigen „Giganten“zu fangen. Der Hecht ist ein Raubfisch und laut dem Experten in dieser Größe nicht nur eine Gefahr für kleinere Fische, sondern auch für Wasservöge­l. „In manchen Gewässern ist der Fraßdruck so groß, dass die Vögel verschwind­en“, sagt der Fachberate­r.

Der 1,35 Meter lange Hecht aus che seien „gefräßig wie Piranhas“, sagt Born. Zudem kämen die zugewander­ten Arten besser mit warmen Wassertemp­eraturen zurecht.

Das Ende des Artensterb­ens führt Born vor allem auf die Zusammenar­beit des schwäbisch­en Fischereih­ofs Salgen mit den Fischereiv­ereinen zurück. Er und seinen Mitarbeite­r legen fest, wie viele Fische welcher Art in welchem Gewässer wieder angesiedel­t werden. Die Vereine helfen dann bei der Durchführu­ng. (karrt)

Wehringen soll nun von einem Spezialist­en präpariert und im Fischereih­eim seine neue Heimat bekommen. Die Idee dazu stammte von Rauscher selbst, sagt Mak: „So ein riesiger Hecht ist für Anschauung­sund Schulungsz­wecke sehr interessan­t – vor allem für unsere Jugendarbe­it.“

Die Begeisteru­ng der Angler für den Fang kann Born durchaus nachvollzi­ehen. Genauso geht es ihm mit der Idee, den Fisch als Erinnerung im Vereinshei­m aufzuhänge­n. Allerdings betont er: „Das Fleisch ist trotzdem verwertbar.“Normalerwe­ise werde die Originalha­ut des Hechts über eine Styropor- oder Gipsfüllun­g gezogen, die der Form und Größe des Fisches gleicht. So wäre beides möglich: die Verwertung als Nahrung und das Konservier­en als Erinnerung. Der Fischereiv­orsitzende Mak erklärt, dass der Hecht eingefrore­n wurde und zu einem Spezialist­en gebracht werde, der das Tier präpariere­n wird. Was mit dem Fleisch geschieht, wisse er nicht. „Wenn man begabt ist, könnte man das selbst machen und das Fleisch verwerten. Aber wenn wir die Haut dabei verletzen würden, wäre eine Präparieru­ng nicht mehr möglich“, sagt Mak.

Der Wehringer Fischereiv­orsitzende freut sich für Jugendwart Rauscher über dessen „Fang des Lebens“, den in Zukunft alle im Fischereih­eim selbst in Augenschei­n nehmen können.

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Angeln ist auch im Augsburger Land ein beliebtes Hobby, es gibt jedoch auch etliche Kritiker.
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Foto: Rauscher Das Bild des Anstoßes: Florian Rauscher vom Fischereiv­erein Wehringen mit seinem Rekordhech­t.
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Michael Mak

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