D‘Heimatzeitung und a Butterbrezg!
Ein Augsburger Satiriker, der die Figur des „Herrn Ranzmayr“erfunden hat, lässt diese Person des Öfteren sagen: „In der Früh d‘Heimatzeitung und a Butterbrezg und der Dag fangt guat a.“In der Tat ist die ausführliche Beschäftigung mit der Heimatzeitung ein tagtägliches kleines Abenteuer.
Na ja, vielleicht nicht gerade ein Abenteuer, da die Auseinandersetzung mit der Zeitung ja rituelle Formen hat und ein Abenteuer stets das völlig Unvorhersehbare birgt. Also fangen wir an, zuerst der Blick auf die politische Schlagzeile auf der ersten Seite und wenn diese Großes verkündet, dann wird nach der Lektüre der Kommentar auf der zweiten Seite studiert. Und dann gleich die Leserbriefe! Und die besten darunter sind natürlich diejenigen, die die eigenen Gedanken formulieren. Klar, jeder Mensch will gern bestätigt werden.
Die Seite Drei hebe ich mir für später auf. Jetzt wird nach dem Sportteil geschaut. Aber – Herrschaftzeiten – wo ist der schon wieder? Könnt ihr den nicht immer an derselben Stelle bringen? Schon seltsam, wenn man in einem Alter den Sportteil liest, in dem das Sockenanziehen schon Probleme bereitet. Oder vielleicht gerade deshalb …
So, dann der Bayernteil. Ist da zuviel CSU drin, blättere ich weiter. Jetzt die große Entscheidung: erst den Politikteil lesen oder gleich einen Blick ins „Lokale“werfen. Meist hebe ich mir den Lokalteil auf wie ein Stück Schokolade nach einer Mahlzeit. Also zurück zur Politik. Viel Gutes steht oft nicht drin (Ukraine, Italien, Trump…), aber so ist nun mal die Welt. Jetzt kommt der Wirtschaftsteil. Ich gebe zu, da funktioniert die Verlinkung mit meinem Gehirn nicht immer. Zu wenig Fachwissen. Jetzt die zweite Tasse Kaffee nachschenken und die zweite Butterbrezg, und bloß keinen Fettfleck auf die Zeitung bringen! Also auf geht‘s zum „Panorama“. Aber muss ich mir all die Namen dieser B-Promis wirklich merken?
Jetzt kommt der Lokalteil. Da steht ja das „Nachprüfbare“darin, also viel Material, um den Blutdruck Zeichnung: Silvano Tuiach steigen zu lassen. Weiter zum „Feuilleton“. Erst zum Überregionalen. Dann zur einheimischen Kunstszene. Jetzt kommt zuweilen die Schere zum Einsatz. Interessantes und den Tag Überdauerndes wird herausgeschnitten und wandert ins eigene Archiv. So, jetzt die Seite Drei. Dazu braucht man Ausdauer. Aber meist lohnt die Zeit. Zum Schluss noch die Wetterseite. Da interessiert mich vor allem die Sonnenaufgangs- und Sonnenuntergangszeit. Und aus Interesse, das sich aus vergangenen Zeiten speist (der Zeit in New York), ein Blick auf die Temperatur dort. Jetzt bleibt nur noch die Kaffeetasse ausspülen und die Salzkrümel von der Brezg entfernen und dann den Tag gestärkt beim Schopf packen.
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An dieser Stelle blickt der Kabarettist Silvano Tuiach für uns auf das Geschehen in Augsburg und der Welt.