Sie demonstrieren für eine bessere Klimapolitik
In 50 deutschen Städten finden am Freitag Schüleraktionen statt. Auch in Augsburg wird protestiert und dafür die Schule geschwänzt. Schüler berichten, warum sie einen Verweis in Kauf nehmen und auf die Straße gehen
Der Einsatz der 15-jährigen Schülerin Greta Thunberg hat viele Schüler beeindruckt und findet nun auch in Augsburg Nachahmer. Die junge Schwedin schwänzt seit vergangenen Sommer freitags die Schule, um vor dem schwedischen Reichstag in Stockholm demonstrieren zu können. Bei der Weltklimakonferenz im polnischen Kattowitz vergangenen Dezember erklärte sie warum: Sie wolle, dass die Politik die Klimaziele einhalte und sich stärker im Kampf gegen den Klimawandel engagiere. Schließlich gehe es auch um ihre Zukunft. „Mir geht es um Klimagerechtigkeit und um einen lebenswerten Planeten. Unsere Zivilisation wird für die Chancen einer kleinen Gruppe von Menschen geopfert, die immer mehr Geld verdienen wollen“, sagte sie. Emma Schwaiger sah den Auftritt. „Ihre Rede hat mich beeindruckt. Da dachte ich mir: Respekt! Sie ist jünger als ich, sagt ihre Meinung und geht nicht in die Schule, um ihre Ziele zu erreichen“, sagt die 17-Jährige. Sie besucht das Maria-Theresia-Gymnasium und bekam um den Jahreswechsel herum mit, dass auch in Augsburg eine Aktion geplant wird. Für sie war sofort klar: Da mache ich mit.
Jacobo Sohn, 16, der die Waldorfschule besucht, ging es ähnlich. „Ich habe Greta Thunberg bewundert, wie selbstsicher sie ihre Meinung auf der Weltklimakonferenz formuliert hat. Ich habe gehofft, dass sie damit was bewegen wird.“In Augsburg hat es die junge Klimaaktivistin geschafft. Schüler von verschiedenen Schulen schlossen sich zusammen, um der inzwischen weltweit aktiven #FridaysForFuture-Bewegung zu folgen und um gemeinsam eine Aktion zu planen. „Das läuft über WhatsApp-Gruppen. Anfangs waren es über 200 Schüler in einer Gruppe. Jetzt wird in Untergruppen weitergearbeitet“, erzählt Emma Schwaiger. Sie werden am Freitag, 18. Januar, ab 11 Uhr auf dem Rathausplatz eine bessere Klimapolitik einfordern.
Der Zeitpunkt wurde zum Diskussionspunkt: Er befindet sich während der Unterrichtszeit. Für Jacobo Sohn ist das kein Problem. Die Waldorfschule, die sich in freier Trägerschaft befindet, habe nicht mit Konsequenzen gedroht. Im Gegenteil. Er kenne allein 40 Mitschüler, die sich der Demonstration anschließen wollen. An den anderen Schulen habe sich die anfängliche Euphorie allerdings etwas gelegt. Der Grund: Peter Kempf, der Ministerialbeauftragte für die Gymnasien in Schwaben, hatte die Gymnasien in Augsburg Stadt und Land darüber informiert, dass die generelle Versammlungsfreiheit und das Demonstrationsrecht die Schüler nicht von ihrer Verpflichtung, den Unterricht zu besuchen, entbinde.
Im Klartext: Wer an der Demonstration teilnehme, obwohl er eigentlich in der Schule sitzen müsste, gelte als unentschuldigt vom Unterricht ferngeblieben. Im Brief des Ministerialbeauftragten, den viele Schulen als Elternbrief an die Erziehungsberechtigten weiterleiteten, wurden auch die Konsequenzen genannt. Es würden den Schulen nach der Schulordnung vorgesehene Maßnahmen, Erziehungs- und Ordnungsmaßnahmen, zur Reaktion auf das unentschuldigte Fernbleiben zur Verfügung stehen. Für Emma Schwaiger und Jacobo Sohn steht fest, dass aber gerade dieser Zeitpunkt Sinn mache. „Das ist als Anlehnung an die Aktionen von Greta Thunberg gedacht, die ja auch geschwänzt hat, um Aufmerksamkeit zu erhalten“, sagen sie. Der Brief habe dafür gesorgt, dass nun einige Schüler auf die Demonstration verzichten werden. Emma Schwaiger kann das nicht verstehen.
Sie würde sich mehr Unterstützung von den Schulen und mehr Rückgrat von den Schülern wünschen. „Als Konsequenz muss ich wohl mit einem Hinweis, einer Nacharbeit oder einem Verweis rechnen. Ich habe das mit meinen Eltern besprochen und nehme das in Kauf.“Ihr ist die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels wichtig – das Ziel, den menschengemachten globalen Temperaturanstieg durch den Treibhauseffekt auf unter 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. „Sobald es um das Pariser Klimaabkommen, Braunkohleausstieg oder Erneuerbare Energien geht, finden die Politiker immer zig Gründe, warum irgendein Datum verschoben oder irgendwas nicht eingehalten werden kann. Das geht nicht“, betont sie.
Jacobo Sohn will, dass das Bewusstsein der Menschen auf ihr Konsumverhalten gelenkt wird. „Dann würden die Konsequenzen des ausbeutenden Wirtschaftens auffallen. Da muss man die Notbremse ziehen“, sagt er. Für beide ist es nicht die erste Demo. Emma Schwaiger hat in Augsburg gegen die PegidaKundgebung protestiert, Jacobo Sohn schloss sich der Münchner Großdemo gegen das Polizeiaufgabengesetz an. Emma Schwaiger hat mit der Evangelischen Jugend Plakate für die Demo vorbereitet und Flyer verteilt. Willkommen ist jeder: Schüler, Studenten, Erwachsene. Egal was die Demo für Konsequenzen nach sich zieht – die nächste Aktion der #FridaysForFutureBewegung ist in Augsburg offenbar für März geplant.
„Ihre Rede hat mich beeindruckt.“
ODemo Los geht es am Freitag, 18. Januar, um 11 Uhr auf dem Rathausplatz. Dort gibt es die erste Kundgebung. Gegen 11.45 Uhr wollen die Demonstranten losziehen: Über die Maximilianstraße, Hallstraße, Konrad-Adenauer-Allee, Königsplatz (Zwischenkundgebung), Fuggerstraße, Kasernstraße, Fronhof, Peutingerstraße, Johannisgasse, Kesselmarkt, Annastraße und Steingasse geht es zurück zum Rathausplatz. Um 14 Uhr findet dort die Abschlusskundgebung statt.