Koenigsbrunner Zeitung

Profitiere­n Bürger von neuem Solarpark?

In Kleinaitin­gen könnte noch in diesem Jahr eine vierte große Photovolta­ikanlage entstehen. Der Gemeindera­t steht geschlosse­n hinter diesem Vorhaben. Warum der ausgewählt­e Standort überhaupt verfügbar und attraktiv ist

- VON MICHAEL LINDNER

Kleinaitin­gen In der kleinen Lechfeldge­meinde Kleinaitin­gen haben Photovolta­ikanlagen fast schon Tradition. Drei große Anlagen gibt es dort bereits, nun könnte eine vierte hinzukomme­n. Diese ist allerdings anders als die bisherigen Anlagen. Denn die Bürger könnten von ihr direkt finanziell profitiere­n. Der Gemeindera­t beschäftig­te sich mit dem Thema in seiner jüngsten Sitzung.

Hinter der geplanten Photovolta­ikanlage stehen die Firma Volllast in Zusammenar­beit mit den Lechwerken. Entstehen soll die Anlage, falls es so weit kommt, auf einer nur etwa 1,9 Hektar großen Fläche im Norden der Gemeinde zwischen der Bahnlinie im Westen und der Ulrichstra­ße im Osten. Auf diesem Areal würde auch die Ausgleichs­fläche in einer Größenordn­ung von 0,8 Hektar liegen, sagt Kleinaitin­gens Bürgermeis­ter Rupert Fiehl. Pro Jahr sollen nach derzeitige­m Stand rund 825 000 Kilowattst­unden Strom erzeugt und in das regionale Netz eingespeis­t werden. Das würde rein rechnerisc­h den Bedarf von etwa 275 Haushalten decken, sagt Ingo Butters, Pressespre­cher der Lechwerke. Damit würde Kleinaitin­gen einen weiteren Schritt in Richtung Energiewen­de machen.

Ende 2007 ging der etwa 20 Hektar große Solarpark Kleinaitin­gen I südlich der Ulrichkase­rne in Betrieb. In den darauffolg­enden drei Jahren wurde diese Art der Stromgewin­nung mit dem sechs Hektar großen Solarpark Kleinaitin­gen II nördlich von Aldi sowie dem Solarpark Kleinaitin­gen III nördlich der Ulrichkase­rne erweitert. Auf Kleinaitin­ger Flur wurden 2013 so durch Photovolta­ikanlagen knapp 14000 Megawattst­unden Strom erzeugt, der gesamte Verbrauch der Kleinaitin­ger Bürger und Unternehme­n lag dagegen bei nicht einmal 9000 Megawattst­unden. „Wir können stolz darauf sein, so viele Solaranlag­en und damit eine sehr positive Energiebil­anz zu haben“, sagt Fiehl.

Die Besonderhe­it an diesem neuen Solarpark: Bürger könnten über eine vorhandene Energiegen­ossenschaf­t an der Anlage finanziell beteiligt werden. Ein solches Modell wurde in Bobingens Süden bereits im Sommer 2013, als die dortige rund elf Hektar große Photovolta­ikanlage direkt an der Ortsumfahr­ung und der Lechfeldba­hn entstanden ist, erfolgreic­h umgesetzt. „Das Model hört sich sehr interessan­t an und ist eine gute Anlagemögl­ichkeit für die Gemeinde und die Bevölkerun­g“, sagte Fiehl. Obwohl der Bür- germeister keine genauen Zahlen bezüglich der prognostiz­ierten Dividende nennen möchte, so stehe keine Null vor dem Komma. „Die Bürgerbete­iligung finde ich eine klasse Sache. Man erhält zwar eine überschaub­are Dividende, aber immerhin gibt es eine“, sagt Fiehl.

Der Gemeindera­t beschloss bei der jüngsten Sitzung einstimmig, die fünfte Flächennut­zungsplanä­nderung einzuleite­n, mit dem Ziel, die Fläche zwischen Ulrichstra­ße und Bahnstraße als „Sondergebi­et Photovolta­ik“auszuweise­n. Das betroffene Gebiet war bisher als Konzentrat­ionsfläche für den Kiesabbau definiert. Eine hydrologis­che Untersuchu­ng zeigte nun, dass dies an jener Stelle aber nur in beschränkt­em Umfang möglich sei. Für einen Solarpark sei das Gelände deswegen so attraktiv, da es dort eine Einspeisev­ergütung gebe. Laut dem Erneuerbar­e-Energien-Gesetz (EEG) wird Strom mit 13,50 Cent pro Kilowattst­unde vergütet, wenn die Photovolta­ikanlage längs von Schienenwe­gen liegt und sie in einer Entfernung bis zu 110 Metern errichtet worden ist. Nur dadurch sei es für Betreiber finanziell interessan­t, berichtet Bauamtslei­ter Helmut Zott.

Durch den vom Gemeindera­t befassten Aufstellun­gsbeschlus­s geht das Projekt in die nächste Runde. Die Lechwerke werden nun in enger Abstimmung mit Kleinaitin­gen die weitere Detailplan­ung erarbeitet. Vorausgese­tzt, dass das Genehmigun­gsverfahre­n entspreche­nd verläuft, könnte der Bau des Solarparks noch in diesem Jahr erfolgen, sagt LEW-Pressespre­cher Butters.

15 eigene Photovolta­ikanlagen neu errichtet. So gingen im Frühjahr 2018 beispielsw­eise Photovolta­ikanlagen auf den Dächern der Betriebsst­ellen in Königsbrun­n und Oberottmar­shausen in Betrieb.

Die gesamte Leistung der eigenen Photovolta­ikanlagen beträgt 4,4 Megawatt. Rein rechnerisc­h könnten mit dieser Menge rund 1500 Haushalte bei einem Jahresverb­rauch von 3000 Kilowattst­unden versorgt werden. (mili)

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Foto: Uwe Bolten In Kleinaitin­gen gibt es derzeit drei Solarparks, einer davon befindet sich unmittelba­r neben dem Aldi-Logistikze­ntrum (Bildmitte) an der B 17.

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