Ein Titel für die Bilderbuch-Bäuerin
Der Bäurle-Hof in Bobingen lässt Besuche zum Erlebnis werden. Ministerium würdigt Anja Fischers Aktivitäten am „Lernort Bauernhof“. Nicht nur Kinder machen hier Aha-Erfahrungen
Bobingen In Bobingen kennen sie sehr viele Menschen, auch wenn nicht jeder in all ihren Funktionen. Für das bayerische Landwirtschaftsministerium ist sie ein Musterbeispiel für die moderne Landfrau. Anja Fischer vom Bäurlehof wurde jetzt auch als „Erlebnisbäuerin“ausgezeichnet.
Stolz sei sie schon darauf, sagt die 39-Jährige, auch wenn es nicht ihre erste Urkunde ist, die sie nun überreicht bekam. Zu dem feierlichen Akt im Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in München wäre auch die Ministerin selbst gerne gekommen, aber Michaela Kaniber musste sich um die Nöte eingeschneiter Höfe im Oberland kümmern und schickte daher eine Videobotschaft mit herzlichsten Glückwünschen.
Für Bäuerin Anja Fischer bedeutet ihre neue Zusatzfunktion, dass künftig noch mehr Kindergruppen, Schulen oder Kindertagesstätten ihren Hof an der Augsburger Straße besuchen können: „Schon seit einigen Jahren beteiligt sich unser Betrieb an dem Programm „Lernort Bauernhof“und hier wollte ich mit meiner Ausbildung zur Erlebnisbäuerin anknüpfen“, sagt Fischer. Das Seminar umfasste neben intensiven Vorbereitungen zu Hause auch sechzehn Praxistage, in denen sie und weitere Bäuerinnen allerhand Handwerkszeug für ihre Betriebe und Lernprogramme sowie für Hofveranstaltungen mitbekommen haben.
Man könnte meinen, die fünffache Mutter habe mit der Bewirtschaftung des Hofs und mit der gro- ßen Landwirtschaft ihres Mannes schon genügend zu tun. Doch die gelernte Bankkauffrau gibt auch ihr Wissen als Hauswirtschafterin und als freie Journalistin gerne an andere weiter. Ihr Bobinger Ackerbaubetrieb, der zudem eine kleine Hühnerhaltung, Hasen und einen großen Obstgarten aufweist, hat im vergangenen Jahr mit einem eigenen, auch mietbaren Veranstaltungsraum nicht nur die räumlichen Möglichkeiten geschaffen, um Besucherund Kindergruppen oder Schulklassen zu beherbergen, sondern mit der Ausbildung auch Ideen für weitere Angebote auf dem Hof bekommen. „Gerne stelle ich auch für Erwachsenengruppen ein interessantes Programm zusammen“, meint Anja Fischer. Gerade Abendprogramme oder Ausflüge könne man dann gemütlich im eigenen Saal ausklingen lassen. Auch ein Angebot für Kindergeburtstage ist angedacht. Termine hierfür werden in den nächsten Monaten auf der Internetseite des Familienbetriebs zu finden sein.
Überhaupt kann sich die frischgebackene Erlebnisbäuerin künftig so einiges auf ihrem Hof vorstellen. „Ich möchte gerne die Landwirtschaft mit ihren Sorgen und Nöten, aber auch mit ihren schönen Seiten den Menschen wieder erfahrbar, im wahrsten Sinne des Wortes auch begreifbar machen“, sagt Anja Fischer. „Gerade viele Kinder wissen leider nicht mehr, wo unsere Lebensmittel herkommen und wie sie produziert werden. Hier öffnet sich unser Betrieb und lässt einen Blick hinter die Kulissen zu.“
Das, so findet die Erlebnisbäue- rin, ist ein wichtiger Schritt in die Zukunft der landwirtschaftlichen Betriebe. So geht sie beispielsweise mit Kindern zum „Kartoffelklauben“, legt mit ihnen Mosaike aus bunten und trotzdem ungefärbten Eierschalen und lässt auch Begegnungen zwischen Mensch und Tier gerne zu. „Wer kann von sich schon sagen, dass er ein Huhn gestreichelt hat?“fragt sie. Nach einem Besuch „beim Bäurle-Erlebnishof“kann man das. 86 Frauen und Männer absolvierten 2017/2018 die durch die Ämter für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten in ganz Bayern angebotenen Grundlagenseminare in den Betriebszweigen Urlaub auf dem Bauernhof, Direktvermarktung und Erlebnisbäuerin/Erlebnisbauer. Referatsleiterin Regine Wiesend betonte in ihrer Laudatio, dass die bestens ausgebildeten Bäuerinnen und Bauern „mit ihren Angeboten die Attraktivität unserer ländlichen Räume steigern und Wertschöpfung dorthin bringen“.