Das Schaurhaus war ein Bilderbuch
Apotheker stellte am Metzgplatz Salben her und richtete eine Fayence-Manufaktur ein. Warum er das Gebäude auffällig bemalen ließ. Nach der Bombennacht war es aber ein Totalschaden
Der Reichtum bekam sichtbaren Ausdruck: 1758 kaufte der „Chemicus“Georg Matthias Schaur ein Haus am Metzgplatz und ließ es aufstocken.
Im Jahr 1766 engagierte der erfolgreiche Geschäftsmann den Augsburger Akademiedirektor Johann Baptist Bergmüller zur Bemalung der zwei sichtbaren Hausseiten. Zum einen wollten sich die aus Pfersee zugezogenen, durch ihr Allheilmittel reich gewordenen Schaur als wohlhabende Augsburger Bürgerfamilie darstellen, zum anderen die Schmalbrüstigkeit ihres Stadthauses kaschieren. Der damalige Malerfürst J. B. Bergmüller stellte Reichtum und Ruhm gebührend dar. Er schuf ein Bildprogramm aus Wappen, Porträts und Allegorien. Verbleibende Flächen gestaltete er ornamental.
Als 1878 ein Brand die oberen Geschosse und den Dachstuhl in Mitleidenschaft zog, waren die Fresken an der Fassade verblasst, im Giebelbereich fehlten sie völlig. Das Gebäude war noch immer in Familienbesitz. Der Kaufmann August Schaur betrieb darin ab den 1880er-Jahren eine Materialwarenhandlung und eine Drogerie. Er ließ die Fassade nach dem Brand wieder nach altem Vorbild bemalen.
Die Farbigkeit verging jedoch schnell. Nachdem 1911 der Perlachturm bemalt worden war und 1914 die Freskierung des neuen Weberhauses begonnen hatte, wollte August Schaur nicht hintanstehen: Der Drogeriewaren-Großhändler und Kaffeeröster ließ die Fassade renovieren und neu bemalen. Er machte sein Geschäftshaus wieder zum Vorzeigeobjekt. Der Münchner Kunstmaler Hans Kögl erneuerte den figürlichen Schmuck.
Die allgemeine Bewunderung schlug sich in Zeitungsberichten nieder, und das „Königliche GeneralKonservatorium“in München
In der Bombennacht wurde das Gebäude völlig zerstört
äußerte sich sehr anerkennend über die künstlerische Qualität. Als 1943 das Schaurhaus letztmals von Fotografen dokumentiert wurde, wiesen die Malereien zwar Fehlstellen auf, waren aber noch gut erkennbar.
Nach der Bombennacht vom 25. auf den 26. Februar 1944 musste das Gebäude unter die Totalschäden eingereiht werden. Schwarz-WeißFotos und farbige Vorzeichnungen von 1914, verwahrt in den Städtischen Kunstsammlungen, berichten von der Pracht des einstmaligen Fassadenschmuckes des zerstörten Schaurhauses am Metzgplatz.
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