Wer bin ich – und wenn ja, was kaufe ich?
Am Ende einer wieder mal wirren Woche ist vielleicht notwendig, etwas Ordnung ins Dreieck des Lebens im Kapitalismus zu bringen, Leistung, Lohn, Konsum. Beim Rentenstreit steht infrage, wer was womit verdient; beim Öko-Volksbegehren, wer was nicht mehr darf und dafür muss; bei der Auto-Debatte, wer was heute soll und künftig kann. Es geht also um Regeln des Kaufens und Verkaufens in einer (freien? sozialen?) Marktwirtschaft und deren jeweilige Folgen. Was herauskommt, zeigt auch: Wer sind wir eigentlich? Also als Bayern, Deutsche, Europäer, Menschen.
Als Konsumenten.
Und das Schöne ist: Die Antwort auf solche leidigen Identitätsfragen werden sich bald wie von selbst finden. Ein Vorgeschmack darauf aus dieser Woche: Schrieb ein Zuschauer während der Übertragung des Super Bowls an den Sender, dass ihm die immer gleichen Inhalte der ewigen Werbeunterbrechungen zeigten, welches Bild man von ihm als Zuschauer habe: männlich, isst Fast Food, hat Haarausfall, interessiert sich für neue Autos und hübsche SingleFrauen. Klischeehaft? Der Kabarettist Andreas Rebers regte sich indes auf, dass das als verstörend angekündigte Video einer Seenotrettung auf einem seriösen Nachrichtenportal dann unterbrochen wurde von Werbung für: zunächst eine NussNougat-Creme, später ein Mittel gegen Sodbrennen. Geschmacklos? Oder schlicht: die Wahrheit. Sind wir im Durchschnitt so?
Künftig wird’s noch schlimmer. Denn die Werbung wird individuell und auf unsere Interessen abgestimmt sein. Im Spiegel der Spots werden wir uns an unseren Vorlieben entlarven. Schonungslos. Ob wir dann heilsam vor uns selbst erschrecken? Aber will jemand auf die Vernunftbegabung des Menschen setzen, des Europäers, des Deutschen, des Bayern? Oder sollten wir bis dahin wirklich gewisse Regeln eingeführt haben?