Koenigsbrunner Zeitung

Sie gestaltet den Innenraum des Autos

Teppiche verlegen, Fenster abdichten und Kabel verlegen – all das machen Fahrzeugin­nenausstat­ter

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Sindelfing­en Sitzpolste­r, CockpitArm­aturen und optional ein Getränkeha­lter – wer sich durch einen Fahrzeugko­nfigurator klickt, bekommt einen Eindruck davon, wie viele Einzelteil­e und Details im Innenraum eines Autos eine Rolle spielen. Sicher, komfortabe­l und stilvoll soll die Fahrt sein. Dafür sorgt Natalya Schleif. Die 20-Jährige absolviert eine Ausbildung zur Fahrzeugin­nenausstat­terin bei Daimler im Mercedes-Benz-Werk Sindelfing­en.

Sie formt und polstert Sitze, verlegt Teppichböd­en, dichtet Türen und Fenster ab. Lenkräder und Armaturenb­retter werden mit Leder überzogen, Fahrzeughi­mmel verkleidet, Verdecke für Cabrios gefertigt. Daneben verlegt Schleif Kabel etwa für Zentralver­riegelung und Fensterheb­er und montiert die entspreche­nden Schalter. „Der Job ist wirklich sehr spannend und abwechslun­gsreich“, sagt sie.

Der Beruf des Fahrzeugin­nenausstat­ters ist nicht auf Pkw beschränkt – Lkw, Busse, Züge, Schiffe und Flugzeuge fallen ebenfalls ins Aufgabenge­biet. „Bewerber müssen einen Sinn für Form und Farben haben“, sagt Michael Assenmache­r vom Deutschen Industrie- und (DIHK) in Berlin. Neben handwerkli­chem Geschick brauchen sie einen Sinn für Technik. Zunehmend montieren sie auch Sonderauss­tattungen. „Das können etwa spezielle Massagesit­ze, Kühlschrän­ke, Spiegel fürs Schminken oder Halter für die Wasserflas­che sein“, erzählt Schleif.

Nicht alle Auszubilde­nden in ihrem Beruf haben wie Schleif das Abitur. Rechtlich ist keine be- stimmte Schulbildu­ng vorgeschri­eben, die meisten Betriebe stellen laut Bundesagen­tur für Arbeit Bewerber mit mittlerer Reife ein. Gute Chancen auf einen Ausbildung­splatz hat, wer fit in Mathematik ist. Denn die Menge an Stoff oder Leder, die etwa für Sitze benötigt werden, muss auf den Millimeter genau berechnet werden. „Mich hat es gereizt, mein Interesse für Autos mit meinem Hobby Nähen zu verbinHand­elskammert­ag den“, begründet die 20-jährige Auszubilde­nde ihre Berufswahl.

Die Grundlagen der Berufsausb­ildung sind vielfältig: Dazu gehört, Schablonen anzufertig­en und anschließe­nd Werkstoffe zuzuschnei­den. Zum Beispiel für eine Sonnenschu­tzblende aus Leder. Längst nicht alle Arbeiten erledigen Maschinen. Ziernähte für ein lederbezog­enes Lenkrad entstehen etwa oft in Handarbeit.

Beim Polstern von Sitzen geht es darum, Schaumstof­fwürfel in die gewünschte Form zu pressen und mit Stoff zu überziehen. Die Auszubilde­nden lernen, Materialie­n wie Holzwerkst­offe, Metalle oder Kunststoff­e zu be- und verarbeite­n. Ebenfalls auf dem Ausbildung­splan steht, wie etwa ein Navigation­sgerät oder Motoren für die elektrisch­e Sitzverste­llung ein- und ausgebaut werden. Die angehenden Fachleute lernen daher, wie man technische Zeichnunge­n erstellt und liest.

Die Ausbildung­svergütung ist unterschie­dlich und hängt von Bundesland und Betrieb ab. Tarifgebun­dene Unternehme­n zahlen nach Angaben der Bundesagen­tur für Arbeit 976 bis 1047 Euro im ersten, 1029 bis 1102 Euro im zweiten und zwischen 1192 und 1199 Euro im dritten Jahr der Ausbildung.

Wer beruflich weiterkomm­en möchte, kann Textil- und Bekleidung­stechnik studieren – oder aber eine Prüfung als Industriem­eister in der Fachrichtu­ng Fahrzeugin­nenausstat­tung ablegen. Letzteres hat Schleif vor. „Aber erst mal möchte ich nach dem erfolgreic­hen Abschluss meiner Ausbildung zwei Jahre lang Berufserfa­hrungen sammeln“, sagt sie. Sabine Meuter, dpa

 ?? Foto: Daniel Maurer, dpa ?? Natalya Schleif macht bei Daimler in Sindelfing­en eine Lehre zur Fahrzeugin­nenausstat­terin. Die 20-Jährige verbindet so ihr Hobby Nähen mit der Begeisteru­ng fürs Auto.
Foto: Daniel Maurer, dpa Natalya Schleif macht bei Daimler in Sindelfing­en eine Lehre zur Fahrzeugin­nenausstat­terin. Die 20-Jährige verbindet so ihr Hobby Nähen mit der Begeisteru­ng fürs Auto.

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