Flauschige Models in mobilen Wohnzimmern
Tiere Bei der Katzen-Messe in der Bobinger Singoldhalle stellen Besitzer einer Jury ihre schönsten Lieblinge vor. Abseits des Wettbewerbs machen es sich die Tiere in ihren Boxen gemütlich. Auch bei den Juroren bleiben sie entspannt
Bobingen Ein bisschen Nervosität ist schon dabei, wenn man weiß, dass man gleich jeder Menge Supermodels gegenübertritt. Da hilft es auch nicht, dass in diesem Fall die Namensgeber des Catwalks zu sehen sein werden: Katzen nämlich. Denn es ist bekannt, dass Tierschützer immer wieder beklagen, derartige Katzenausstellungen seien Stress für die Tiere und daher abzulehnen. Doch nur wenn man sich selbst ein Bild verschafft, kann man urteilen. Also betritt man mit gemischten Gefühlen die Ausstellungsräume.
Eine Katze bekommt man erst mal nicht zu sehen. Vielmehr jede Menge Zweibeiner, die an Ständen vorbeischlendern, wo alles Mögliche für die Katze angeboten wird. Kratzbäume, neue Futtervarianten, Spielzeug und vieles mehr. Da! Da ist die erste Katze. Aber halt, die ist nur aus Stoff. Thront auf einem Kratzbaum und bewacht die anderen Plüschkatzen. Kein Problem, bei so vielen angeblich unter Stress stehenden Tieren braucht man ja vermutlich nur dem Gemaunze und ängstlichem Miauen folgen, um den Raum mit den Katzen zu finden. Doch Fehlanzeige – es ist absolut nichts zu hören. So betritt man den Saal der Singoldhalle schon fast mit der Erwartung, auch dort keine Stubentiger zu sehen zu bekommen. Doch da sind sie dann wirklich. Erkennbar allerdings nur auf den zweiten Blick.
Zuerst fällt die Ruhe im Saal auf. Und natürlich die langen Reihen von Plastikboxen. Man muss schon genau hinsehen, um an den Plastikwänden vorbei, durch das Folienglas hindurch, eine Katze zu erspähen. Und das, obwohl in diesem Moment ungefähr 70 Aussteller, 150 Katzen und etwa 40 Besucher die Halle bevölkern, wie Thomas Haase, Vereinsvorsitzender des Cat Club Germany, später erklärt.
Wer nun an die üblichen Transportboxen denkt, die jeder Katzenbesitzer kennt, mit denen der vierbeinige Liebling zum Tierarzt gebracht wird, der irrt. Denn hier sind die Katzenboxen weit größer und erinnern eher an ein Familien-Camping-Zelt mit Fenstern. Ein gemütliches Katzenwohnzimmer mit Schlafplatz, Futter und Spielzeug. Und die Models darin tun genau das, was Katzen erfahrungsgemäß am liebsten tun: Schlafen. Oder zumindest dösen. Ein Highlight für den interessierten Besucher ist es, wenn eine der schlafenden Schönheiten sich tatsächlich dazu herablässt ein Auge halb zu öffnen und dem Betrachter ihrerseits einen verschlafenen Blick zuwirft.
Will man eine der Rassekatzen wirklich wach und in ihrer ganzen Pracht bewundern oder wie im Falle des Reporters gar ein Foto schießen, muss man sich an den Besitzer wenden. Dieser holt auf Bitte des Interessierten die Katze aus ihrem Wohnzimmer und erzählt stolz Einzelheiten über Rasse, Herkunft und Eigenheiten. Dabei fällt auf, dass die Katzen das absolut relaxt und friedlich über sich ergehen lassen. Tanja Dürschinger vom Cat Club erklärt warum das so ist: „Für solche Ausstellungen werden besonders charakterfeste Tiere ausgewählt. Und sie werden von Klein auf dafür trai- niert.“Deshalb seien diese Tiere so ruhig und zeigten keinerlei Stressoder Angstreaktionen.
Das macht sich dann auch bemerkbar, als das öffentliche Begutachten der vierbeinigen Schönheiten auf der Bühne beginnt. Die internationale Jury, zwei Mitglieder kommen sogar aus Südafrika, hebt die Katzen auf ein Podest, betastet und streichelt, hebt und dreht die Katzen auf dem Tisch herum. Wer diese Prozedur einmal mit Nachbars Hauskatze ausprobieren möchte, der kann nur hoffen, genug Verbandsmaterial im Haus zu haben oder die Nummer des Notrufs griffbereit. Doch diese Main Coons, Perserkatzen, Birmas und sonstige Rassen lassen das mit stoischer Ruhe über sich ergehen. Die Hände der Preisrichter blieben absolut heil. Erstaunlich.
Preise gibt es für die Katzen jede Menge zu gewinnen. In verschiedensten Kategorien der Rassen werden nationale und internationale Championate vergeben. Nach einem komplizierten Punktesystem mit Länderpunkten und Punkten von anderen Kontinenten und noch einigen Kriterien mehr, werden schließlich die Sieger gekürt. Das macht dann den Besitzer stolz. Der Katze dürfte das herzlich egal sein. Sie registriert wahrscheinlich nur, wenn zur Belohnung ein besonderes Leckerli im Napf liegt. Danach begibt sie sich dann wieder an ihren Ruheplatz in ihrem Reisewohnzimmer und gibt sich ihrer Lieblingsbeschäftigung hin: schlafen.