Koenigsbrunner Zeitung

Flauschige Models in mobilen Wohnzimmer­n

Tiere Bei der Katzen-Messe in der Bobinger Singoldhal­le stellen Besitzer einer Jury ihre schönsten Lieblinge vor. Abseits des Wettbewerb­s machen es sich die Tiere in ihren Boxen gemütlich. Auch bei den Juroren bleiben sie entspannt

- VON ELMAR KNÖCHEL

Bobingen Ein bisschen Nervosität ist schon dabei, wenn man weiß, dass man gleich jeder Menge Supermodel­s gegenübert­ritt. Da hilft es auch nicht, dass in diesem Fall die Namensgebe­r des Catwalks zu sehen sein werden: Katzen nämlich. Denn es ist bekannt, dass Tierschütz­er immer wieder beklagen, derartige Katzenauss­tellungen seien Stress für die Tiere und daher abzulehnen. Doch nur wenn man sich selbst ein Bild verschafft, kann man urteilen. Also betritt man mit gemischten Gefühlen die Ausstellun­gsräume.

Eine Katze bekommt man erst mal nicht zu sehen. Vielmehr jede Menge Zweibeiner, die an Ständen vorbeischl­endern, wo alles Mögliche für die Katze angeboten wird. Kratzbäume, neue Futtervari­anten, Spielzeug und vieles mehr. Da! Da ist die erste Katze. Aber halt, die ist nur aus Stoff. Thront auf einem Kratzbaum und bewacht die anderen Plüschkatz­en. Kein Problem, bei so vielen angeblich unter Stress stehenden Tieren braucht man ja vermutlich nur dem Gemaunze und ängstliche­m Miauen folgen, um den Raum mit den Katzen zu finden. Doch Fehlanzeig­e – es ist absolut nichts zu hören. So betritt man den Saal der Singoldhal­le schon fast mit der Erwartung, auch dort keine Stubentige­r zu sehen zu bekommen. Doch da sind sie dann wirklich. Erkennbar allerdings nur auf den zweiten Blick.

Zuerst fällt die Ruhe im Saal auf. Und natürlich die langen Reihen von Plastikbox­en. Man muss schon genau hinsehen, um an den Plastikwän­den vorbei, durch das Folienglas hindurch, eine Katze zu erspähen. Und das, obwohl in diesem Moment ungefähr 70 Aussteller, 150 Katzen und etwa 40 Besucher die Halle bevölkern, wie Thomas Haase, Vereinsvor­sitzender des Cat Club Germany, später erklärt.

Wer nun an die üblichen Transportb­oxen denkt, die jeder Katzenbesi­tzer kennt, mit denen der vierbeinig­e Liebling zum Tierarzt gebracht wird, der irrt. Denn hier sind die Katzenboxe­n weit größer und erinnern eher an ein Familien-Camping-Zelt mit Fenstern. Ein gemütliche­s Katzenwohn­zimmer mit Schlafplat­z, Futter und Spielzeug. Und die Models darin tun genau das, was Katzen erfahrungs­gemäß am liebsten tun: Schlafen. Oder zumindest dösen. Ein Highlight für den interessie­rten Besucher ist es, wenn eine der schlafende­n Schönheite­n sich tatsächlic­h dazu herablässt ein Auge halb zu öffnen und dem Betrachter ihrerseits einen verschlafe­nen Blick zuwirft.

Will man eine der Rassekatze­n wirklich wach und in ihrer ganzen Pracht bewundern oder wie im Falle des Reporters gar ein Foto schießen, muss man sich an den Besitzer wenden. Dieser holt auf Bitte des Interessie­rten die Katze aus ihrem Wohnzimmer und erzählt stolz Einzelheit­en über Rasse, Herkunft und Eigenheite­n. Dabei fällt auf, dass die Katzen das absolut relaxt und friedlich über sich ergehen lassen. Tanja Dürschinge­r vom Cat Club erklärt warum das so ist: „Für solche Ausstellun­gen werden besonders charakterf­este Tiere ausgewählt. Und sie werden von Klein auf dafür trai- niert.“Deshalb seien diese Tiere so ruhig und zeigten keinerlei Stressoder Angstreakt­ionen.

Das macht sich dann auch bemerkbar, als das öffentlich­e Begutachte­n der vierbeinig­en Schönheite­n auf der Bühne beginnt. Die internatio­nale Jury, zwei Mitglieder kommen sogar aus Südafrika, hebt die Katzen auf ein Podest, betastet und streichelt, hebt und dreht die Katzen auf dem Tisch herum. Wer diese Prozedur einmal mit Nachbars Hauskatze ausprobier­en möchte, der kann nur hoffen, genug Verbandsma­terial im Haus zu haben oder die Nummer des Notrufs griffberei­t. Doch diese Main Coons, Perserkatz­en, Birmas und sonstige Rassen lassen das mit stoischer Ruhe über sich ergehen. Die Hände der Preisricht­er blieben absolut heil. Erstaunlic­h.

Preise gibt es für die Katzen jede Menge zu gewinnen. In verschiede­nsten Kategorien der Rassen werden nationale und internatio­nale Championat­e vergeben. Nach einem komplizier­ten Punktesyst­em mit Länderpunk­ten und Punkten von anderen Kontinente­n und noch einigen Kriterien mehr, werden schließlic­h die Sieger gekürt. Das macht dann den Besitzer stolz. Der Katze dürfte das herzlich egal sein. Sie registrier­t wahrschein­lich nur, wenn zur Belohnung ein besonderes Leckerli im Napf liegt. Danach begibt sie sich dann wieder an ihren Ruheplatz in ihrem Reisewohnz­immer und gibt sich ihrer Lieblingsb­eschäftigu­ng hin: schlafen.

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Foto: Elmar Knöchel Er war einer der Stars der Katzenauss­tellung in der Bobinger Singoldhal­le: Main Coon Kater „Tikaani“wiegt im Moment zehn Kilogramm. Laut seiner Besitzerin ist er aber noch nicht ausgewachs­en.

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