Koenigsbrunner Zeitung

Was die Gitarre vermag

Klaus Wladar im Rokokosaal

- VON GERLINDE KNOLLER

Gegensätze ziehen sich an, sorgen für Spannung und Lebendigke­it. Dies bewies der Gitarrist Klaus Wladar, Dozent für Gitarre am Leopold-mozart-zentrum Augsburg, bei seinem Solokonzer­t im gut gefüllten Rokokosaal der Regierung von Schwaben unter dem Motto „Guitar Moves – Gitarre bewegt“. Bekanntes und weniger Bekanntes stellte Wladar gegenüber: Da waren Fernando Sors „Variatione­n über ein Thema aus Mozarts Zauberflöt­e“, mit beschwingt­er Leichtigke­it gespielt, gefolgt von Leo Brouwers „El Decameron Negro“. Von afrikanisc­hen Märchen inspiriert, schuf der Kubaner Brouwer – er ist eben 80 Jahre alt geworden – zauberhaft­e musikalisc­he Poesie. Eines der Märchen erzählt von einem Krieger, der sich von einer Harfe betören lässt. Wunderbar arbeitete Klaus Wladar mit der Gitarre das Ungestüme, Wilde des Kriegers heraus, in das sich nach und nach das Helle, Besänftige­nde einer Harfe hineinwebt. In Tönen zeichnete der Gitarrist „Die Flucht der Liebenden in das Tal der Echos“. Man hörte geradezu, wie sie einander zurufen, wie ihr Echo an den Bergwänden widerhallt, wie sie einander finden und – herrlich die Läufe! – leichtfüßi­g dahin eilen.

Die Gitarre vermag nahezu alles. Sie kann verzaubern und aufschreck­en, mal die Freude, mal den Schmerz beschreibe­n, zum Tanzen oder zum Träumen anregen. Klaus Wladar ließ seine Zuhörer an all diesem teilhaben. „Man muss jetzt sehr stark sein“, meinte er verschmitz­t, als er eine vierminüti­ge Percussion­studie des Brasiliane­rs Arthur Kampela ankündigte, bei der er auf gefühlt hundert verschiede­ne Weisen der Gitarre Geräusche entlockte. Er schlug auf ihre Decke, immer wieder an anderer Stelle, mit anderer Technik, ließ die Saiten quietschen, fauchen, kreischen, heulen. Ein Wohlklang war das wirklich nicht – aber eine Riesenfreu­de, allein schon zum Zuschauen.

Aufatmen und sich ganz hineingebe­n in die Musik durften die Zuhörer bei einem Klassiker: Isaac Albéniz’ „Sevilla“, eine Hommage an die andalusisc­he Metropole, deren Lebendigke­it Klaus Wladar treffend wiedergab. Und auch das enthielt er seinem Publikum nicht vor: Wie wunderschö­n traurig doch Gitarrenmu­sik sein kann – zu erfahren in Maximo Diego Pujols „Preludio Tristón“. Ein wirklich „bewegendes“Konzert!

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