Luftreinheit: Stadt will keine Mooswände
Referent Erben lehnt den Kauf von sogenannten „City Trees“als Baustein gegen Abgase und Feinstaub ab. Ergebnisse aus anderen Städten seien nicht überzeugend. Die Lösung fällt nun wohl deutlich konventioneller aus
Die Idee klang exotisch und innovativ, zur Umsetzung wird es aber wohl nicht kommen: Die Stadt will keine mit Moos bepflanzten Grünwände in der Innenstadt aufstellen, um auf diese Weise die Luft zu säubern. In einem Konzeptentwurf zur Mobilität in Augsburg im vergangenen Jahr war die Idee mit den Mooswänden, sogenannten City-trees, noch aufgetaucht (wir berichteten).
Mögliche Standorte wären die Hermanstraße in Nähe des Königsplatzes, die Pilgerhausstraße, die Langenmantelstraße sowie die Haunstetter Straße (Einmündung Bgm.-widmeier-straße) gewesen. Die Idee: Das Moos an den vier Meter hohen Wänden soll Schadstoffe – speziell Feinstaub – aus der Luft filtern. Nachdem sich schon im vergangenen Jahr abzeichnete, dass die Erfahrungen in anderen Städten nicht nur positiv waren, will Umweltreferent Reiner Erben (Grüne) sich die 24900 Euro Anschaffungskosten je City-tree sparen. Am kommenden Montag soll der Umweltausschuss über das weitere Vorgehen entscheiden.
Mehr als 30 City-trees weltweit sind inzwischen im Einsatz, so das Herstellerunternehmen Greencitysolutions, eine der Start-up-phase gerade entwachsene Berliner Firma. Unter anderem in Oslo und Dresden stehen Pflanzwände, die die Luft verbessern und im Sommer für mehr Kühle sorgen sollen. Citytrees beruft sich auf Untersuchungen, die die Wirksamkeit der Wände bewiesen haben.
Das Grünamt hat aber Vorbehalte gegen die Pflanzwände. Eine Umfrage in mehreren deutschen Städten ergab laut Stadt, dass die Wartungskosten sowie die Kosten für Wasser und Strom (die Wände müssen bewässert werden und haben einen Ventilator eingebaut, der Luft gegen das Moos bläst) nicht unerheblich sind. In Reutlingen verschwinden die City-trees demnächst, da die Hoffnungen auf Schadstoffreduktion nicht erfüllt wurden und die Bepflanzung im Sommer der Hitze nicht trotzen konnte. Am Essener Hauptbahnhof lief ein Versuch der Deutschen Bahn mit eher ernüchternden Ergebnissen aus. Aus Stuttgart, wo zwei Pflanzwände stehen, ist zu hören, dass die City-trees nicht einfach zu pflegen sind und an Standorten, die sich für eine herkömmliche Bepflanzung nicht eignen, vor allem als optischer Ersatz für Bäume gedacht sind. Den Einsatz dort wertet man aber dennoch als Erfolg.
Dass Pflanzen grundsätzlich Schadstoffe aus der Luft filtern können, ist wissenschaftlich gesichert. Feinstaub lagert sich an Blättern ab. Zumindest ein Teil wird beim nächsten Regen abgewaschen und verschwindet so aus der Luft. Auch Stickoxide können durch Spaltöffnungen in den Blättern aufgenommen werden. In unmittelbarer Nähe von Bäumen ist das messbar, doch mit wachsender Entfernung sinken die Effekte rapide. Die Stadt München, die auch über die Anschaffung von City-trees nachdachte, kam zum Ergebnis, dass Potenziale der Wände „eher im Bereich der Stadtgestaltung und Bewusstseinsbildung“lägen.
Die Stadt Augsburg will die 50 000 Euro, die sie für die Anschaffung von City Trees vorsorglich beiseite legte, nun anderweitig nutzen. Eine Studie wurde in Auftrag gegeben, die herausfinden soll, wo in der Innenstadt die Pflanzung von ganz herkömmlichen großen Bäumen möglich ist. Deren Einsatz sei wohl erfolgversprechender.