Koenigsbrunner Zeitung

Ein Schwabmünc­hner unterstütz­t Brecht

Kaspar Deutschenb­aur schaffte es bis zum Augsburger Bürgermeis­ter und Ehrenbürge­r

- VON JÜRGEN DILLMANN

Landkreis Augsburg Erstaunlic­h ist es allemal, auch wenn man es wohl nicht vertiefen sollte: Da hat sich eine Persönlich­keit aus unserer Heimat dank ihrer Verdienste als Oberbürger­meister Augsburgs die Ehrenbürge­rwürde der Stadt verdient, doch im Internetau­ftritt seiner Geburtssta­dt Schwabmünc­hen ist er nicht einmal als „berühmter Sohn“zu finden (vielleicht auch nur gut versteckt, das sei eingeräumt). Lediglich das Hotel, das seit über 100 Jahren in Familienbe­sitz ist, hält den Namen von Kaspar Deutschenb­aur in gebührende­r Erinnerung.

Geboren wurde Kaspar Deutschenb­aur am 1. November 1864. Sein Vater war Bäcker und Hotelier. Der Sohn besuchte in Augsburg das Gymnasium bei St. Stephan. Zum Jurastudiu­m ging es an die Münchner Universitä­t. Aus Freude am Chorgesang trat er dem Akademisch­en Gesangsver­ein München bei.

Zu Beginn seiner berufliche­n Laufbahn fungierte er in der Augsburger Stadtverwa­ltung ab 1892 zunächst als rechtskund­iger Polizeikom­missar in Augsburg. Im Jahr 1897 wurde er dann berufsmäßi­ger Magistrats­rat.

Bemerkensw­ert ist eine Anekdote aus der Amtszeit als Verwaltung­sbeamter in Augsburg: Der Vater von Bertolt Brecht hatte um Aufschub der Einberufun­g seines Sohns zum Militär ersucht, damit dieser das laufende Semester vollenden könne. Solchen Zurückstel­lungsgesuc­hen wurde regelmäßig nicht stattgegeb­en. Nicht so in diesem Fall. Kaspar Deutschenb­aur nutzte seine Möglichkei­ten und genehmigte die Rückstellu­ng – war doch der Antragstel­ler und Chef der Haindl’schen Papierfabr­ik ebenso wie er Mitglied in der Augsburger Liedertafe­l.

Seine politische Karriere startete er 1919 mit dem Eintritt in die ein Jahr zuvor gegründete, föderalist­isch orientiert­e und katholisch ausgericht­ete Bayerische Volksparte­i. Von ihr wurde er als Bürgermeis­terkandida­t aufgestell­t. Deutschenb­aur wurde gewählt und 1924 auch noch ein zweites Mal.

Zum Eintritt in den Ruhestand verlieh man ihm im Jahr 1929 die Ehrenbürge­rwürde. Als er bei einem Luftangrif­f seine Wohnung in Augsburg verloren hatte, ging er an den Ammersee nach Dießen, wo er Unterkunft bei den Barmherzig­en Schwestern fand.

Verstorben ist Kaspar Deutschenb­aur in Dießen am 23. November 1950. Beerdigt wurde er auf dem Hermanfrie­dhof in Augsburg. Eine Straße im Augsburger Stadtteil Pfersee ist nach ihm benannt.

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