Er zweigt 41 000 euro aus der Vereinskasse ab
Vier Jahre lang bedient sich ein 58-Jähriger im Ehrenamt, ehe seine Tricksereien auffallen
Landkreis Augsburg Eigentlich sollte er das Vermögen des Vereins verwalten. Doch für einen 58-Jährigen wurde der Umgang mit Geld irgendwann zu verlockend: Der Kassenwart eines gemeinnützigen Vereins aus dem Augsburger Land zweigte immer wieder etwas für sich ab – unter dem Strich waren es in drei Jahren über 41 000 Euro.
Die Kassenprüfer, die bei einem Verein regelmäßig ein Auge auf das Vermögen werfen, täuschte der Mann ganz einfach. Er sagte, dass ein aktueller Kontoauszug für das abgelaufene Kassenjahr noch nicht vorliege. „Ich konnte es immer so darstellen, dass nichts fehlte.“Um die Transaktionen zu verschleiern, hob er außerdem das Geld ab und füllte damit die Handkasse – um sich dann zu bedienen.
Vier Jahre nach den ersten Tricksereien fielen die unberechtigten Abhebungen auf. „Das musste Ihnen doch klar sein“, sagte Richter Baptist Natale, als sich der 58-Jährige vor dem Amtsgericht in Augsburg verantworten musste. Natale: „Der Verein ist ja kein FC Bayern.“Der Mann, ein pensionierter Beamter, nickte. Er sagte: „Natürlich. Ich habe es aber einfach nicht mehr geschafft, das Ganze zu beenden.“
Angefangen hatte es im Ap-ril 2014. Damals war der Kassenwart des Vereins, der Mitglieder in ganz Deutschland hat, schon einige Jahre im Amt. Mit 5000 Euro fing er an. In den beiden Jahren darauf hob er 10 000 und 20 000 Euro ab. Bevor die Sache aufflog, kassierte er noch kleinere Beträge – sieben Fälle legte ihm die Staatsanwaltschaft insgesamt zur Last. Alle Abhebungen konnten belegt werden. Nicht klar wurde, wie viel Geld aus der Handkasse fehlte. In einem anderen zivilrechtlichen Prozess gab es einen Vergleich – der ehemalige Kassenwart verpflichtete sich, 7000 Euro zu zahlen. Auch die 41 000 Euro hat er zurückgezahlt. Während derverhandlung gestand er die Untreue umfassend. Sein Motiv war einfach: „Es fehlte Geld.“Nach seiner Pensionierung habe er so weitergelebt wie im Berufsleben. Nur mit dem Unterschied, dass er damals nach eigenen Angaben 2000 Euro mehr zur Verfügung gehabt hatte. Außerdem musste er einen Kredit für eine Immobilie abbezahlen.
Sein Mandant habe „völligen Quatsch“gemacht, sagt Anwalt Andreas Berger. Eine Dummheit, die auffliegen musste. Der Mann habe aber alles gemacht, um danach „positiv zu wirken“– so einen Angeklagten erlebe man nicht alle Tage. Er plädierte für eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und drei Monaten.
Am Ende wurde der 58-Jährige zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und acht Monaten verurteilt – ausgesetzt zur Bewährung. Außerdem muss der Mann 160 Stunden gemeinnützige Arbeit verrichten – beim SKM Augsburg, dem Verband für soziale Dienste, der sich als gemeinnütziger Verein um Not leidende Menschen kümmert.