Welche Firmen Rekord-Prämien zahlen
In der Industrie sind Boni für die Mitarbeiter weit verbreitet. Wie hoch sie ausfallen und was sie von Leistungsprämien für Banker unterscheidet
Augsburg Jahrelang konnten sich Mitarbeiter bei Liqui Moly über Rekordboni auf dem Konto freuen. Jetzt ist die jährliche Zahlung des Ulmer Ölunternehmens eingebrochen: Zahlte die Firma seinen 850 Mitarbeitern in den vergangenen beiden Jahren noch 11000 Euro, sind es jetzt nur noch 2000 Euro. Doch wie sieht es bei anderen Unternehmen und Branchen aus?
Keinen Fixbetrag, sondern einen jährlich neu berechneten Anteil ihres Bruttogehalts erhalten Mitarbeiter der Allianz Deutschland. Heuer zahlt das Münchner Unternehmen allen nicht leitenden Mitarbeitern 95 Prozent ihres jeweiligen BruttoMonatsgehalts als Erfolgsbeteiligung, teilte eine Sprecherin mit. Die Höhe des prozentualen Bonusses werde mit einer festgelegten Formel berechnet und hänge davon ab, wie gut die Geschäfte der Allianz im vorigen Geschäftsjahr verliefen.
Thyssen-Krupp-Mitarbeiter erhalten 1000 Euro. Die Mitarbeiter des Busherstellers Evobus aus dem Daimler-Konzern bekommen 2300 Euro – der Bonus wird im April mit dem Gehalt überwiesen. Die Beschäftigten des Reifenherstellers Continental sollen in Deutschland je rund 750 Euro erhalten, teilte das Unternehmen mit. 2018 waren es noch 1140 Euro.
In der Autoindustrie winken wesentlich höhere Prämien. Volkswagen-Mitarbeiter etwa bekommen trotz Diesel-Skandal, dem Handelsstreit mit US-Präsident Donald Trump und dem schwächelnden Absatz in China dieses Jahr 4750 Euro überwiesen, 16 Prozent mehr als im Vorjahr. Wie hoch die Boni bei BMW, Audi und Porsche ausfallen, steht noch nicht fest. Audi will die Zahlen kommende Woche präwerden sentieren. Vergangenes Jahr erhielten die Mitarbeiter des Ingolstädter Unternehmens 4770 Euro. Mitarbeiter von Porsche, dem Aushängeschild des VW-Konzerns, bekamen 2018 gar einen Bonus von 9656 Euro. Wie hoch er dieses Jahr ausfällt, erfahren die Mitarbeiter bei einer Betriebsversammlung Ende März. Ähnlich hoch war der Bonus 2018 mit 9455 Euro bei BMW.
Der Augsburger Roboterhersteller Kuka zahlt seinen Mitarbeitern tariflich geregelte Leistungszulagen, teilt das Unternehmen mit. Dafür Mitarbeiter jährlich bewertet und erhalten je nach Punktzahl einmal pro Jahr bis zu 28 Prozent ihres Brutto-Monatsgehalts zusätzlich, wie ein Sprecher der IG Metall erklärt. Eine Kuka-Sprecherin ergänzt: „Zudem sind Zusatzleistungen wie eine Mitarbeiter-Erfolgsbeteiligung möglich.“Wie hoch diese liegen, lässt sie jedoch offen.
Solche leistungsabhängigen Zahlungen sind weitverbreitet. Nach Angaben von Arbeitsmarktforscher Philipp Grunau erhalten Arbeitnehmer diese Prämien in zwei von drei Betrieben. Sie haben für die Firmen einen positiven Effekt: Man beobachte, dass deren Beschäftigten seltener den Arbeitgeber wechseln wollen. Ob auch die freiwilligen, leistungsunabhängigen Boni diesen Effekt hätten, sei unklar.
Besonders Banken sind für diese leistungsabhängigen Boni bekannt. Die Deutsche Bank etwa zahlte vor einem Jahr – trotz Verlusten von 735 Millionen Euro im Vorjahr – 2,3 Milliarden Euro an sein Personal aus. Wie viel das Geldhaus heuer ausschüttet, verkündet es Ende März. Zuletzt hieß es, dass die Gesamtsumme der Boni um etwa zehn Prozent sinken soll. Die Deutsche Bank nimmt dazu auf Nachfrage allerdings nicht Stellung.